TecDAX-Sentiment: Anleger ziehen sich zurück

Kubanek
Kubanek

8. Juni 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Das hatte sich die Bundesregierung wohl einfacher vorgestellt: Bis 2022 soll der Strom in Deutschland nur noch durch regenerative Energiequellen erzeugt werden, so der Beschluss aus der vergangenen Woche. Die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke ist damit endgültig vom Tisch. Allerdings will Berlin trotzdem die Brennelementesteuer kassieren, die die großen Versorger für die längere Laufzeit zahlen sollten. Dagegen gehen Eon, EnBW und RWE nun gerichtlich vor. Die Energiewende könnte also noch richtig teuer werden. Für den TecDAX sollte auch die Kürzung der Solarförderung in diesem Sommer entscheidend sein, da er nach wie vor zahlreiche Solarunternehmen enthält. Der Branchenverband BSW rechnet mit 6 Prozent weniger Subventionen. Keine guten Voraussetzungen für den Sektor.

Dem Technologiewerteindex haben solche Meldungen in den vergangenen sieben Tagen nicht gut getan. Er gab teilweise mehr als 3 Prozent nach. Die Stimmung der Anleger hat sich derweil ebenfalls verschlechtert. Es sind wieder einmal die institutionellen Investoren, die für den Großteil der pessimistischeren Einstellung verantwortlich sind. Ganze 8 Prozent dieser Anlegergruppe verlässt ihr Bullenlager. Allerdings flüchten nur 2 Prozent zu den Bären, während 6 Prozent bei den Neutralen Unterschlupf finden. Anders sieht es bei den Privatinvestoren aus: Die Bullen verlieren nur 4 Prozent ihrer Anhänger, die direkt ins Bärencamp abwandern. Dafür haben aber bei den neutralen Anlegern 5 Prozent kalte Füße bekommen und sind ebenfalls zu den Bären übergelaufen.

Vermutlich sorgt die allgemeine Nachrichtenlage auch bei den Technologie-Investoren für Nervosität. Ein zweites Rettungspaket für Griechenland gilt zwar als sicher, jedoch mit Beteiligung privater Gläubiger. Die Amerikaner überraschten die globalen Marktteilnehmer mit schlechten Arbeitsmarktdaten. Zudem teilte die US-Notenbank mit, dass das Konjunkturwachstum der weltgrößten Volkswirtschaft nach wie vor zu wünschen übrig lässt. Bei einem solchen Umfeld ziehen sich die Börsianer offenbar erst einmal zurück.

Der TecDAX hat die jüngste Konsolidierungszone an der Unterseite bei 896 Punkten wieder durchbrochen, nachdem er sich vergangene Woche dorthin zurückgekämpft hatte. Kein sonderlich gutes Zeichen. Damit hat er sein Aufwärtspotenzial eingebüßt. Vorerst dürften sich gerade die institutionellen mittelfristig orientierten Anleger wieder an der Seitenlinie aufstellen, um die Entwicklungen zu beobachten.

Kerstin Kubanek, cognitrend

Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

Bullish Bearish Neutral Total
Private 48 % 30 % 22 % 45 %
Institutionelle 32 % 41 % 27 % 55 %
Total 39 % 36 % 25 % 100 %
ggü. letzter Erhebung – 7 % + 5 % + 2 %

TecDax-Stimmungskurve

TecDax-Stimmungskurve

Stand TecDAX 08.06.2011, 12.00 Uhr: 888 Punkte (- 2,95 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear-Index: 52,1 Punkte

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