TecDAX-Sentiment: Erste Schieflagen in Sicht

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18. Januar 2012. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Technologie-Sektor ist weltweit bei Investoren wieder hoch im Kurs: In der jüngsten globalen Fondsmanagerumfrage von Bank of America/Merrill Lynch sehen per Saldo 39 Prozent der befragten internationalen Vermögensverwalter hier die größten Erfolgsaussichten – entsprechend haben sie ihre zuletzt eher defensive Positionierung aufgegeben und Technologie-Aktien in ihren Portfolios übergewichtet. Deutsche Anleger können diesen Optimismus jedoch noch nicht teilen. Erstmals in diesem Jahr rutscht der Teil-Index, der die Stimmung der institutionellen Anleger misst, sogar in negatives Terrain ab. Sicherlich kann man auch als Skeptiker gute Gründe für seine Haltung finden. Schließlich glänzt die heimische Technologiebranche momentan nicht gerade mit positiven Nachrichten: Für Unmut sorgen etwa die anstehenden Gespräche zwischen Umweltminister Röttgen und Vertretern der Solarunternehmen, in denen es um weitere mögliche Subventionskürzungen gehen wird. Unterdessen konnte SMA Solar zwar im Jahr 2011 immer noch das zweitbeste Ergebnisse der Firmengeschichte erzielen, das Unternehmen blieb aber angesichts der Euro-Schuldenkrise und ihren Unwägbarkeiten einen Ausblick schuldig und enttäuschte damit die Börsianer. Zumindest Kontron macht dieser Tage Freude: Das Management des Kleincomputerherstellers verkündete kürzlich einen Umsatzrekord für das abgelaufene Jahr und erwartet auch für die Zukunft eine stabile Umsatzentwicklung.

Trotz eher negativer Nachrichtengemengelage hat der TecDAX seine langsame Klettertour wieder aufgenommen und sogar das Novemberhoch übertroffen. Aber während die institutionellen heimischen Börsianer dem TecDAX immer weniger zutrauen, sind zumindest die Privatanleger ähnlich wie die Ausländer sehr positiv gestimmt – sie sind auch die Käufer, die den Tech-Index während des Berichtszeitraums um rund vier Prozent nach oben gehievt haben. Im privaten Bullenlager tummeln sich heute so viele Optimisten wie schon seit mehr als drei Monaten nicht mehr.

Erstmals in diesem Jahr können wir eine handfeste Schieflage ausmachen – allerdings nur bei den institutionellen Marktteilnehmern. Die Bias hat sich seit Beginn des Jahres aufgebaut, denn in jeder Woche fiel die Stimmung gemessen an unserem Bull/Bear-Index weiter, während der TecDAX-Kurs zulegen konnte. Noch schmerzt der Kurszuwachs der Technologieaktien die institutionellen Alt- und Neubären offenbar noch nicht sonderlich. Aber hier ist Vorsicht geboten, immerhin hat der Tech-Index Unterstützung aus dem Ausland und von heimischen Privatanlegern. Eindeckungskäufe der hiesigen Investment-Profis könnten die Erholung des TecDAX sogar beschleunigen.

Christin Stock, cognitrend

Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

Bullish Bearish Neutral Total
Private 61 % 24 % 15 % 43 %
Institutionelle 34 % 44 % 22 % 57 %
Total 45 % 36 % 19 % 100 %
ggü. letzter Erhebung – 1 % + 2 % – 1 %

TecDax-Stimmungskurve

TecDax-Stimmungskurve

Stand TecDAX 18.01.2012, 12.00 Uhr: 736 Punkte (+ 3,81 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear-Index: 56,4 Punkte

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