TecDAX-Sentiment: Institutionelle auf Einkaufstour

Kubanek
Kubanek

30. März 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Quo vadis, Atomenergie? Auch in dieser Woche rückt diese Frage in den Fokus. Nicht nur, dass sich allmählich tatsächlich ein Gau im japanischen Kernkraftwerk Fukushima abzeichnet. Ministerpräsident Naoto Kan bezeichnete die Situation dort als „unberechenbar“. Die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz machten zudem deutlich, wie stark die Ablehnung nuklearer Energiegewinnung in der deutschen Bevölkerung knapp drei Wochen nach dem Erdbeben in Japan zugenommen hat: Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik werden die Grünen einen Ministerpräsidenten in Stuttgart stellen. Damit wird der Atomausstieg noch eine ganze Weile Dauerthema in den Medien sein.

Die Börsen reagierten am Montag auf Anhieb auf das baden-württembergische Wahlergebnis. Während die großen Energieversorger im Leitindex DAX zunächst abgaben, legte der Sektor der erneuerbaren Energien im TecDAX erst einmal kräftig zu. Da mittlerweile alle großen Parteien in Deutschland vehement die Abkehr von der Kernenergie fordern, scheint es für viele Marktteilnehmer nur eine Frage der Zeit zu sein, wann der Ausbau der Alternativen wieder verstärkt staatlich subventioniert wird. Dies würde dann allerdings eher die Windkraft-Unternehmen betreffen als die Solarwerte.

Der Technologiewerte-Index kam in den vergangenen fünf Handelstagen auch wieder richtig in Schwung und erreichte ein neues Drei-Jahreshoch. Seit dem japanischen Erdbeben läuft das Barometer nicht nur dem großen Bruder DAX davon. Weltweit kommen die meisten großen Aktienindizes nicht mehr so recht hinterher. In diesem Zusammenhang ist es nicht verwunderlich, dass unser Bull/Bear-Index, der die Stimmung der mittelfristig orientierten TecDAX-Anleger misst, in dieser Woche wieder zugelegt hat. Dabei sind es vor allem die institutionellen Investoren, die vom Bären- und neutralen Lager zu den Bullen wechseln. Das mag insbesondere den Wünschen ihrer Kunden geschuldet zu sein. Die Wähler haben sich in zwei wichtigen Bundesländern eindeutig gegen die Atomlobby ausgesprochen und werden dann natürlich darauf bestehen, dass ihre Vermögensverwalter das Geld entsprechend umschichten.

Im Gegensatz dazu zeigen sich die Privatanleger nach wie vor zurückhaltend. Wie wir in der vergangenen Woche bereits festgestellt hatten, warten sie wohl erst einmal ab, welche Folgen die Krise in Japan und die Unruhen im Nahen Osten für die Weltwirtschaft haben. Genaue Daten aus Tokio liegen noch nicht vor. Auch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Kämpfe in Libyen und anderen Staaten der Region sind bislang nicht in Zahlen präsentiert worden.

Wir hatten in der letzten Woche noch in Frage gestellt, ob es bei der aktuellen Kursrallye beim TecDAX für mehr als eine Konsolidierung reicht. Einige Marktteilnehmer haben sicherlich noch Nachholbedarf und werden jegliche Rücksetzer nutzen, um weiter Aufzustocken. Eine Dynamik lässt daraus allerdings noch nicht herleiten.

Kerstin Kubanek, cognitrend

Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

Bullish Bearish Neutral Total
Private 54 % 22 % 24 % 41 %
Institutionelle 47 % 31 % 22 % 49 %
Total 50 % 27 % 23 % 100 %
ggü. letzter Erhebung + 3 % – 4 % + 1 %

TecDax-Stimmungskurve

TecDax-Stimmungskurve

Stand TecDAX 30.03.2011, 12.00 Uhr: 920 Punkte (+ 3,8 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear-Index: 66,4 Punkte

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