TecDAX-Sentiment: Privatanleger bekommen kalte Füße

Kubanek
Kubanek

13. Juli 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Energiewende light: Nachdem die Bundesregierung die Abschaltung von sieben deutschen Atommeilern beschlossen hat, dürfte zumindest eines wieder ans Netz gehen. Die Bundesnetzagentur will dieses als Reserve-AKW in der Hinterhand behalten, denn sie rechnet nach einer Untersuchung fest damit, dass der industriestarke Süden Deutschlands andernfalls nicht ohne Strom-Blackouts durch die nächsten Winter kommt. „Die vielbeschworene fossile Kaltreserve hat sich bislang nicht als tragfähige Option entpuppt“, erklärte Netzagentur-Chef Matthias Kurth bei einer Berliner Konferenz.

Das könnte die Stunde der im TecDAX vertretenden Unternehmen des Bereichs Erneuerbare Energien sein, könnte man meinen. Aber weit gefehlt: Der bundesweite Energiebedarf in seiner jetzigen Form kann laut Expertenschätzungen nur durch Kohle- und Gaskraftwerke erzeugt werden. Deshalb werden sich die Unternehmen der regenerativen Stromerzeugung wohl vorerst wieder auf den globalen Markt konzentrieren. Aber auch hier gibt es Baustellen. Der weltweite Marktanteil der deutschen Solarbranche, die zu einem großen Teil im Technologiewerteindex vertreten ist, schrumpfte laut einer Studie innerhalb der vergangenen fünf Jahre von 50 Prozent auf 21 Prozent. Das allein sollte die mittelfristig orientierten Marktteilnehmer, die wöchentlich von der Börse Frankfurt befragt werden, jedoch nicht verschreckt haben. Sie reagierten wie die anderen europäischen Investoren offensichtlich auf die schlechten Nachrichten zur Euro-Schuldenkrise. Die Währungsgemeinschaft will scheinbar einen teilweisen Zahlungsausfall Griechenlands in Kauf nehmen. Außerdem wurde die Bonität Irlands von der Rating-Agentur Moody’s auf Ramsch-Niveau gesenkt. Die Stimmung der TecDAX-Anleger hat das nach unten gedrückt. Unser Bull/Bear-Index geht auf den niedrigsten Stand seit fünf Wochen zurück.

Die Unterschiede im Verhalten der beiden Anlegergruppen, deren Sentiment wir untersuchen, könnten größer gar nicht sein. Bei den institutionellen Investoren ist diese Woche nahezu Gelassenheit zu erkennen. Die Bullen behalten ihre Position unverändert bei. Lediglich das neutrale Lager verliert 6 Prozent Anhänger an die Bären. Dagegen kommt bei den Privaten vor allem eins zum Ausdruck: Angst. Ganze 25 Prozent verlassen das Bullen-Camp. Dabei gehen nur 9 Prozent zu den Pessimisten über, während 16 Prozent an der Seitenlinie Aufstellung nehmen. Der Teilindex, der ausschließlich die Stimmung dieser Anlegergruppe misst, erreichte diesmal das geringste Niveau seit September 2010. Offenbar haben sich die Privatinvestoren stärker vom gestrigen Ausverkauf an den weltweiten Aktienmärkten beeinflussen lassen als die Profis. Letztere scheinen auf die nächste Verkaufsgelegenheit gewartet zu haben. Da sie aber vor zwei Wochen erfolgreich eingestiegen waren und vergangene Woche satte Gewinne mitnehmen konnten, stehen sie möglicherweise nun für neuerliche Zukäufe bereit.

Kerstin Kubanek, cognitrend

Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

Bullish Bearish Neutral Total
Private 35 % 26 % 39 % 45 %
Institutionelle 38 % 34 % 28 % 55 %
Total 37 % 30 % 33 % 100 %
ggü. letzter Erhebung – 10 % + 7 % + 3 %

TecDax-Stimmungskurve

TecDax-Stimmungskurve

Stand TecDAX 13.07.2011, 12.00 Uhr: 874 Punkte (- 2,89 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear-Index: 55,0 Punkte

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