TecDAX-Sentiment: Profis trauen der Solar-Rallye nicht über den Weg

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23. März 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der TecDAX wird immer noch im Spannungsfeld zwischen den weltweiten Ängsten vor einem atomaren Super-GAU und den Kursfantasien für eine neues goldenes Zeitalter der regenerativen Energien gehandelt. Dank der Wende in der deutschen Atompolitik und der Index-Mitglieder aus der Branche der erneuerbaren Energien notiert der Technologie-Index sogar über seinem Prä-Erdbeben-Niveau; eine der wenigen Ausnahmen im weltweiten Indexreigen. Die Marktteilnehmer stellen sich jedoch mittlerweile die berechtigte Frage, ob die Kursrallye einiger Einzelwerte – insbesondere der Solar-Aktien – gerechtfertigt ist. Schließlich erscheinen angesichts der rasant gestiegenen Subventionskosten für Sonnen-Strom neue staatliche Kaufanreize eher unwahrscheinlich. Stattdessen wird nach dem Nuklear-Unfall in Japan wohl die Windkraft der Gewinner der frisch aufgeflammten Atom-Debatte sein. Angeblich haben Bundesumweltminister Norbert Röttgen und seine Mannen bereits ein „Aktionsprogramm Energieeffizienz und erneuerbare Energien“ entworfen. Danach soll der Ausbau von Windkraftanlagen an Land und zur See massiv vorangetrieben werden. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle arbeitet parallel dazu bereits an einem Gesetz zur Beschleunigung des Stromnetzausbaus.

Die mittelfristig orientierten Akteure, die die Börse Frankfurt regelmäßig befragt, bleiben dem TecDAX recht wohlgesonnen. Der Gesamt-Optimismus, gemessen am Bull/Bear-Index, liegt genau in seinem 12-Monatsdurchschnitt. Doch Hype um die „Erneuerbaren“ hin oder her: 5 Prozent der institutionellen Anleger haben sich aus dem Bullenlager zurückgezogen. Sie sehen die jüngste Rallye der Solar- und Windkraftaktien offensichtlich skeptisch und haben sich von deutschen Tech-Titeln getrennt. Ob es sich hierbei um Gewinnmitnahmen solcher Akteure handelt, die mutig auf dem Höhepunkt der Angst gekauft haben, oder um die Glattstellung von Alt-Positionen, lässt sich mittels dieser Erhebung jedoch nicht feststellen. Zumindest haben die Aktien der Alternativen-Energie-Branche einen Gutteil ihrer kräftigen Kursgewinne erhalten können. Zweifelsohne trauen die abtrünnigen Bullen dem TecDAX vorerst aber keine weiteren Fortschritte zu. Die Privatanleger – sonst so aktionsfreudig – warten zunächst einmal ab. Sie wollen augenscheinlich weitere Informationen zur atomaren Bedrohung, den Schäden des japanischen Erdbebens und zur Krise in Libyen sammeln, bevor sie wieder in Aktion treten.

Positiv: Der deutsche TecDAX konnte in den letzten Tagen etwas zulegen, und das trotz der Verkäufe der Investment-Profis. Die Unterstützungssituation hat sich damit im Vergleich zur Vorwoche etwas aufgebessert. Ob es jedoch für mehr als eine Konsolidierung reicht, ist fraglich.

Christin Stock, cognitrend

Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

Bullish Bearish Neutral Total
Private 55 % 25 % 20 % 43 %
Institutionelle 41 % 35 % 24 % 57 %
Total 47 % 31 % 22 % 100 %
ggü. letzter Erhebung – 3 % + 2 % + 1 %

TecDax-Stimmungskurve

TecDax-Stimmungskurve

Stand TecDAX 23.03.2011, 12.00 Uhr: 886 Punkte (+ 1,49 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear-Index: 61,4 Punkte

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