TecDAX-Sentiment: Stimmung hui, TecDAX pfui

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10. August 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Dass die Weltwirtschaft wieder kränkelt, wissen wir eigentlich schon seit Wochen, doch erst nach dem US-Schuldenkompromiss ist es in der Wahrnehmung der Akteure auch angekommen. Wenn selbst die USA nun zum Sparen übergehen, wer soll dann den weltweiten Wachstumsmotor in Gang halten? Auch das Tech-Universum trübt sich ein. Gerade noch haben uns die Quartalszahlen einiger IT-Schwergewichte noch optimistisch gestimmt, schon werden die Aussichten für den US-IT-Markt reduziert: Das Marktforschungsunternehmen Forrester kassierte seine Prognose und geht nur noch von 6 bis 7 Prozent Wachstum in 2012 aus. Hierzulande ist der Bundesverband Solarwirtschaft nur noch vorsichtig optimistisch: Es werde keine so starke zweite Jahreshälfte wie in 2010 geben. Der TecDAX rutschte im Sog der weltweiten Marktturbulenzen während des Berichtszeitraums zeitweise um rund 18 Prozent ab, konnte bis heute Mittag aber schon einen Gutteil seiner Verluste wieder wettmachen – auf Erhebungsbasis bleibt nur noch ein Minus von etwas mehr als 5 Prozent. Lichtblicke boten heute beispielsweise die Quartalszahlen von Spezialmaschinenbauer Singulus und Solar-Anlagenbauer Centrotherm.

Wir hatten es in der letzten Woche bereits in Frage gestellt, ob die heimischen mittelfristig aktiven Investoren einen weiteren Kursrutsch würden verhindern können. Sie konnten es nicht. Erneut hatten wohl langfristige Akteure die Oberhand, die ihre Konjunktur-Erwartungen angepasst haben. Zumindest haben die Befragten des Sentiment-Panels der Börse Frankfurt aber mitgeholfen, den Kursrutsch zu bremsen, denn wir haben einen massiven Zulauf im Bullenlager gesehen – sowohl seitens der privaten (12 Prozent) als auch der institutionellen Anleger (16 Prozent). Scharenweise haben die einstigen Bären Gewinne eingestrichen und noch zugekauft. Einen derartigen Kursrutsch hielten sie offenbar für ungerechtfertigt und griffen daher ordentlich zu. Zu welchen Kursen sie gekauft haben, lässt sich aber kaum abschätzen, sie haben ihre Käufe wohl auf mehrere Schritte verteilt. Unser Sentiment-Barometer, der Bull/Bear-Index, katapultiert sich mit 73,6 auf den zweithöchsten Stand des Jahres. Ebenfalls interessant: Das letzte Mal im Juli 2009, als wir einen solch positiven Stimmungsumschwung messen konnten, war darauf ein langer Aufwärtstrend gefolgt.

Auf einen monatelangen Aufwärtstrend werden die neuen Bullen aber wohl nicht warten wollen. Vermutlich werden sich die meisten noch nicht einmal nach weiteren 10 Prozent Kurserholung schon wieder von ihren Long-Positionen trennen. Auf neuerlichen Druck bleibt der TecDAX weiterhin schlecht vorbereitet, gleichzeitig erscheint ein Rücklauf bis zu den alten Hochs aus dem Juli derzeit utopisch.

Christin Stock, cognitrend

Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

Bullish Bearish Neutral Total
Private 60 % 24 % 16 % 43 %
Institutionelle 55 % 24 % 21 % 57 %
Total 57 % 24 % 19 % 100 %
ggü. letzter Erhebung + 14 % – 17 % + 3 %

TecDax-Stimmungskurve

TecDax-Stimmungskurve

Stand TecDAX 10.08.2011, 12.00 Uhr: 729 Punkte (- 5,32 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear-Index: 73,6 Punkte

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