Wochenausblick: Angst vor dem Schwarzen Montag

8. August 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Ein ruhiges Wochenende war weder Börsianern noch Politikern vergönnt: Aufgrund der Herabstufung der USA durch die Rating-Agentur Standard & Poors`s erwarten viele einen rabenschwarzen Montag mit abermals einbrechenden Kursen. Von politischer Seite ist man um Stabilisierung bemüht: Die G7-Finanzminister betonten nach einer eiligst organisierten Telefonkonferenz gestern, bei Bedarf koordiniert eingreifen zu wollen, die Europäische Zentralbank stellte den Ankauf italienischer und spanischer Staatsanleihen in Aussicht. Der DAX startet bei 6.170,69 Punkten mit leichten Verlusten in die neue Handelswoche. „Die Märkte hatten mit der Herabstufung gerechnet“, erklärt Klaus Stabel von ICF Kursmakler. „Es hätte schlimmer kommen können.“ Die wirtschaftlichen Aussichten für die USA seien in der Tat nicht gerade günstig, mit dem Zusammenbruch von Lehman sei die aktuelle Lage aber nicht zu vergleichen. Die wirtschaftliche Situation in Deutschland könne sich auch nicht innerhalb nur einer Woche so massiv verschlechtert haben. „Stabile Märkte sind allerdings nicht zu erwarten“, ergänzt er.

USA nur noch zweitklassig

Standard & Poor`s hatte am Freitag nach Handelsschluss den USA die Bestnote AAA entzogen, damit gilt das Land erstmals seit 70 Jahren nicht mehr als Top-Schuldner. Die ohnehin seit der vergangenen Woche herrschende Krisenstimmung wurde durch den Schritt nochmals verschärft. Zudem ist der Ausblick negativ, eine weitere Herabstufung möglich. Neben der hohen Verschuldung der USA belastet auch weiterhin die Situation einiger Euroländer, zuletzt waren Italien und Spanien unter Druck geraten. Verschärft durch das zuletzt beschlossene US-Sparpaket wird außerdem eine Wachstumsverlangsamung oder zum Teil sogar ein Abgleiten in eine neue Rezession befürchtet.
Der DAX verlor in der vergangenen Woche fast 13 Prozent, der S&P 500 gut 7. Gleichzeitig waren „Fluchtwährungen“ wie der Schweizer Franken und vor allem Gold stark gesucht.

Chance auf Gegenbewegung?


Geyer

„Der Kurseinbruch in der vergangenen Woche hat inzwischen crashartige Ausmaße angenommen“, kommentiert der technische Analyst Christoph Geyer von der Commerzbank. Einen so starken Wochenverlust habe es zuletzt im Herbst 2008 gegeben. Viele wichtige Unterstützungs- und Trendlinien seien völlig ignoriert worden – nicht ungewöhnlich für solche Phasen. „Der Wochenstart dürfte erneut turbulent ausfallen, da die Börsen in Asien bereits gezeigt haben, was die Märkte von der Herabstufung halten.“ Als nächstes müsse auf die psychologische Marke bei 6.000 Punkten und die technische Marke im Bereich von 5.800 geachtet werden. Allerdings riefen so heftige Bewegungen immer auch Reaktionen in Form von Gegenbewegungen hervor, räumt Geyer ein. „Von welchem Niveau diese starten, ist jedoch offen.“

Nervöse Woche

„Die Unruhe an den Finanzmärkten bleibt hoch“, meint Ralf Umlauf von der Helaba. Sorgen um die konjunkturelle Entwicklung verstärkten die Unsicherheit im Zusammenhang mit den Schuldenkrisen in Europa und den USA. „Während die EZB auf der einen Seite in den Krisenmodus zurückkehrt, verweigert sie Signale für ein Ende der Zinserhöhungen.“ Auch dies führe zu Unbehagen. Das Agieren der europäischen Spitzenpolitiker sei auch keine Beruhigungspille für die Finanzmärkte, „von einem Heilmittel ganz zu schweigen“.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Montag, 8. August

Quartalszahlen Hannover Rück.

Dienstag, 9. August

Quartalszahlen Heidelberger Druck.

4.00 Uhr. China: Verbraucherpreise Juli. Die Inflationsrate wird laut DekaBank erneut nahe dem hohen Juni-Stand von 6,4 Prozent liegen. Die Zentralbank werde die Geldpolitik daher nur dann nennenswert lockern, wenn sich die Konjunktur in den kommenden Monaten deutlich stärker als erwartet abschwäche.

20.15 Uhr. USA: Sitzungsergebnis Federal Reserve Bank. Im Statement zu ihrem Zinsentscheid dürfte die Fed die zuletzt abnehmende wirtschaftliche Dynamik in den Mittelpunkt stellen, meint die DekaBank. Einige Notenbanker hätten sich bereits für weitere geldpolitische Maßnahmen ausgesprochen, Zentralbank-Chef Bernanke habe jedoch klargestellt, dass ein erneuter Ankauf von Staatsanleihen nur bei wieder aufkeimenden Deflationsgefahren in Betracht komme. Die Analysten glauben aber, dass die Fed in noch stärkerem Maße als bisher ihre Bereitschaft signalisieren wird, die Leitzinsen auch für sehr lange Zeit sehr niedrig zu lassen.

Mittwoch, 10. August

Quartalszahlen Cisco, Commerzbank, Eon, Henkel, Klöckner & Co, Nestlé, Tui Travel.

Donnerstag, 11. August

Quartalszahlen Allianz Deutschland, K+S, RWE, Salzgitter, Tui, Bilfinger Berger, Hypo Real Estate.

14.30 Uhr. USA: Handelsbilanz Juni.

Freitag, 12. August

Quartalszahlen ThyssenKrupp.

11.00 Uhr. EU: Industrieproduktion Juni. Die Helaba erwartet ein Plus von 0,3 Prozent nach 0,1 im Vormonat.

14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsatz Juli. Die US-Einzelhandelsumsätze dürften nach Ansicht der Helaba eine Stabilisierung des privaten Verbrauchs anzeigen. Die Automobilnachfrage im Juli sei jedenfalls recht robust gewesen.

15.55 Uhr. USA: Verbraucherstimmung Uni Michigan August. Das Konsumklima Michigan wird laut DekaBank zeigen, dass die privaten Haushalte von den Entwicklungen der vergangenen Woche verunsichert worden sind. Die Experten rechnen mit 61 Punkten nach 63,7 im Vormonat. Der Index der University of Michigan basiert auf einer telefonischen Befragung von mindestens 500 Konsumenten in den USA. Das Verbrauchervertrauen ist ein Frühindikator für die künftigen Konsumausgaben.

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© 8. August 2011/Anna-Maria Borse