Wochenausblick: Angstvoller Blick nach vorne

22. August 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die negativen Vorgaben aus den USA und Fernost lassen nichts Gutes erwarten: Mit einer erholsamen Woche rechnet niemand an den Aktienmärkten. Die Angst vor dem Abrutschen in eine Rezession und Sorgen um das Bankensystem drückten den Dax am Freitag auf den tiefsten Stand seit November 2009, auf Wochensicht verzeichnete das Aktienbarometer ein empfindliches Minus von 8,6 Prozent. Die Flucht in Sicherheit setzt sich fort: Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen ist auf 2,03 Prozent gefallen und damit auf ein Rekordtief, der Goldpreis auf immer neue Höhen geklettert. Heute Morgen springt der Preis für das Edelmetall in der Spitze auf 1.882,06 US-Dollar je Feinunze und steht damit so hoch wie nie zuvor.

Deutschland als Konjunkturzugpferd


Halver

Laut Robert Halver von der Baader Bank hängt die weitere Entwicklung des DAX und der Aktienmärkte insgesamt davon ab, ob die Politik Lösungen für die herrschenden Probleme schaffen wird. „Dabei haben es die Politiker auch in der Hand, ob das R-Wort, also Rezession, praktische Relevanz erfährt oder eine lediglich theoretische Größe bleibt.“ Deutsche Aktien hält Halver im Übrigen keinesfalls für teuer. Zwar sei die Wirtschaft hierzulande im zweiten Quartal nur um 0,1 Prozent gewachsen, zudem hätten nur 13 von 30 DAX-Unternehmen für das abgeschlossene Quartal positiv überrascht. Auf Jahressicht bleibe Deutschenland aber das Konjunkturzugpferd der Eurozone, die Ausblicke der Unternehmen seien nach wie vor stabil. „Der angesichts der Verfassung der deutschen Volkswirtschaft viel zu niedrige Leitzins der EZB von 1,5 Prozent ist ein deutlicher Wachstumstreiber.“

Keine Erholung in Sicht

Für den DAX sieht Christian Stocker von der Unicredit Group für diese Woche durchaus Chancen auf eine Stabilisierung bei etwa 5.400 oder 5.500 Punkten. „Mehr aber auch nicht“, ergänzt der Aktienstratege. Je nachdem, wie Einkaufsmanager- und ifo-Index ausfielen, könne es auch nochmal nach unten gehen. „Eine V-förmige Erholung werden wir nicht sehen.“ Am Dienstag und Mittwoch werden mit den Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und Europa und dem ifo-Index wichtige Konjunkturindikatoren erwartet.

Weitere Verluste möglich


Schmidt

„Unterstützungen werden reihenweise gebrochen“, schildert Christian Schmidt von der Helaba die Lage aus technischer Sicht. Vormals tragfähige Unterstützungsmarken seien „mit einer solchen Leichtigkeit“ unterschritten worden, als wären sie nicht existent. Anleger sollten das Augenmerk nun auf die untere Begrenzung der aktuellen Handelsspanne im DAX bei derzeit 5.470 Punkten richten. Diese Marke sei bereits am Freitag unterschritten worden. „Erweist sich der Bruch als nachhaltig, sind weitere deutliche Kursverluste aus der dann abgeschlossenen negativen Fortsetzungsformation zu erwarten“, befürchtet Schmidt.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Dienstag, 23. August

9.30 Uhr. Deutschland: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe/Dienstleistungen August. Die Helaba rechnet sowohl für Deutschland als auch die EU mit einer negativen Entwicklung. Für das Verarbeitende Gewerbe prognostiziert sie 50,5 nach 52 Punkten im Vormonat, für die Dienstleistungen 51,5 nach 52,9 Punkten.

10.00 Uhr. EU: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe/Dienstleistungen August. Hier erwartet die Helaba für das verarbeitende Gewerbe 49 Punkte gegenüber 50,4 Punkten im Juli, für die Dienstleistungen 50 gegenüber 51,6 Punkten.

11.00 Uhr. Deutschland: ZEW Konjunkturerwartungen August. Die Marktunruhen belasten, meint die DekaBank. Sie rechnet bei der Konjunkturlage mit 85 Punkten nach 90,6 im Vormonat und -26 nach -15,1 bei den Erwartungen.

16.00 Uhr. USA: Verkäufe neuer Häuser Juli.

Mittwoch, 24. August

10.00 Uhr. Deutschland: ifo Geschäftsklimaindex August. Die ifo-Geschäftserwartungen sind laut Helaba schon seit fünf Monaten rückläufig, während die aktuelle Lage von den Unternehmen zuletzt noch außergewöhnlich optimistisch eingeschätzt worden sei. Dies sei der typische Verlauf in zyklischen Abwärtsbewegungen. Im August sollte es sowohl bei den Erwartungen als auch der Lage nach unten gehen, meinen die Analysten.

14.30 Uhr. USA: Auftragseingänge langlebige Wirtschaftsgüter Juli. Die Aufträge für langlebige Güter sollten laut Helaba von zwei Faktoren geprägt sein: einem positiven Impuls von den Flugzeugverkäufen und dem Rückgang der Investitionsgüterbestellungen im jeweils ersten Monat des Quartals. Die Analysten rechnen daher mit einem Anstieg der Auftragseingänge um 1 Prozent gegenüber dem Vormonat.

Freitag, 26. August

14.30 Uhr. USA: BIP 2. Quartal – 2. Veröffentlichung. Die zweite Veröffentlichung der BIP-Daten würden nicht zur Stimmungssteigerung beitragen, mutmaßt HSBC Trinkaus & Burkhardt: Die Analysten rechnen in Anbetracht der neuesten Informationen zum Außenhandel mit einer Abwärtskorrektur von 1,3 Prozent annualisiert auf 0,9 Prozent.

16.00 Uhr. USA: Rede von Fed-Chef Bernanke beim Notenbankertreffen in Jackson Hole. Die Rede des Präsidenten der US-Notenbank Bernanke auf dem internationalen Treffen der Währungshüter in Jackson Hole in den Rocky Mountains wird nach Ansicht von HSBC Trinkaus & Burkhardt besonderes Interesse erfahren. Vergangenes Jahr habe Bernanke im Rahmen dieser Veranstaltung den Grundstein für die QE2 genannte zweite Runde der geldpolitische Lockerung gelegt. Mit der Ankündigung eines QE3 sei in Anbetracht der zuletzt anziehenden Inflationsraten aber nicht zu rechnen.

Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf www.boerse-frankfurt.de/termine. Möchten Sie den Wochenausblick kostenlos per E-Mail erhalten, dann melden Sie sich einfach für unseren Newsletter an unter www.boerse-frankfurt.de/newsletter.

© 22. August 2011/Anna-Maria Borse