Wochenausblick: Anhaltende Schwächephase

6. Juni 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Zwar ist in Sachen Griechenland erst einmal die Kuh vom Eis, nun droht neues Ungemach aus den USA. Zuletzt enttäuschten die Arbeitslosenzahlen, der Stellenzuwachs fiel deutlich geringer aus als erwartet. „In Amerika muss angesichts der Fülle schlechter Wirtschaftsdaten nun auch der größte Konjunkturoptimist einräumen, dass die nachhaltige Erholung der US-Wirtschaft auf wackeligen Füßen steht“, kommentiert Robert Halver von der Baader Bank.

Bezüglich der Euro-Schuldenkrise ist hingegen erst einmal Entspannung angesagt: Die Troika aus EU-Kommission, EZB und IWF hat befunden, dass Griechenland den Sparzusagen ausreichend nachkomme, die nächste Tranche aus dem vor einem Jahr beschlossenen Paket über 110 Milliarden Euro soll somit ausgezahlt werden. Der Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker machte darüber hinaus deutlich, dass weitere Finanzhilfen möglich seien und dass es kein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone geben wird.

Der Euro zeigte sich darauf hin stärker, am Montag Morgen kletterte die Gemeinschaftswährung auf 1,4643 US-Dollar und damit den höchsten Stand seit einem Monat. Der DAX liegt nach Verlusten von 0,8 Prozent in der Vorwoche am Montagmorgen bei 7.110 Punkten nahezu unverändert.

Konjunkturelle Verlangsamung in Sicht

Die Helaba bleibt bezüglich des DAX skeptisch: „Die Schwächephase scheint noch nicht ausgestanden zu sein.“ Nach Kursverlusten im Mai habe das deutsche Kursbarometer im langjährigen Durchschnitt bis in den Herbst hinein nachgegeben, betonen die Analysten. Für eine längere Durststrecke sprächen neben der Saisonalität in erster Linie fundamentale Gründe. „So deuten die wichtigsten konjunkturellen Frühindikatoren – zuletzt der US-Einkaufsmanagerindex (ISM) – immer klarer auf eine konjunkturelle Verlangsamung im weiteren Jahresverlauf hin.“ Gleichzeitig falle die Liquiditätsversorgung durch die Notenbanken weniger üppig aus. „Für Aktien ist dies ein ungünstiger Mix.“

Deutsche Wirtschaft boomt


Halver

Anders als die US-amerikanische Wirtschaft ist die deutsche nach Ansicht von Robert Halver allerdings in robuster Verfassung. „Das hervorragende Konjunkturklima kommt auch am Arbeitsmarkt an, und so liegt die Arbeitslosenquote im Mai mit 7 Prozent auf dem niedrigsten Niveau seit 19 Jahren“, erklärt der Stratege. Die Industrie in Deutschland plane darüber hinaus einen Beschäftigungsaufbau um 400.000 Stellen. „Grund zur Sorge um die deutsche Wirtschaft besteht also nicht.“ Die starke Wachstumsdynamik gehe schlichtweg zu mehr Nachhaltigkeit über. Längerfristig werde das auch der Entwicklung des DAX zugute kommt, Halver sieht beim deutschen Aktienbarometer Ende 2011 eine Acht vorne stehen.

Auch charttechnisch Risiken


Salomon

Nach Einschätzung von Stefan Salomon hellt sich die Chartsituation für den DAX solange nicht auf, wie der kurzfristige Abwärtstrend nicht verlassen wird. Unterstützung biete das Niveau bei 6.994 Punkten, nach oben sieht der freie technische Analyst den Widerstand bei 7.200. Für heute erwartet Salomon eine Pendelbewegung um die Marke von 7.100 Punkten. „Die Risiken haben allerdings ein leichtes Übergewicht.“

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Montag, 6. Juni
11.00 Uhr. EU: Erzeugerpreise Industrie April. Der zuletzt wieder rückläufige Ölpreis wird sich nach Einschätzung von HSBC Trinkaus & Burkhardt noch nicht in den Erzeugerpreisen für den April niederschlagen, die Analysten prognostizieren ein Plus von 0,7 Prozent im Vergleich zum März.

Dienstag, 7. Juni

11.00 Uhr. EU: Einzelhandelsumsatz April. Hier liegen die Konsensschätzungen bei 0,3 Prozent.
12.00 Uhr. Deutschland: Auftragseingänge Industrie April. Die Auftragseingänge sollten von Großaufträgen profitiert haben, meint die DekaBank, auch der Maschinenbau habe im April gemäß VDMA-Zahlen ein Auftragsplus verzeichnet. Die Analysten rechnen daher, trotz des späten Osterfestes, mit einem Zuwachs von 1,5 Prozent.

Mittwoch, 8. Juni

12.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion April. HSBC Trinkaus & Burkhardt prognostiziert einen Zuwachs von 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat.
20.00 Uhr. USA: Beige Book.

Donnerstag, 9. Juni

13.00 Uhr. Großbritannien: Sitzungsergebnis Bank of England. Anders als die EZB wird die Bank of England laut DekaBank noch viele Monate an ihrer unveränderten Geldpolitik festhalten. Trotz der hohen Inflation sei die Wirtschaft zu schwach, um Zinserhöhungen verkraften zu können. Viele Konjunkturindikatoren drehten derzeit sogar wieder nach unten.

13.45 Uhr. EU: EZB-Sitzung mit anschließender Pressekonferenz. Trotz des jüngsten leichten Teuerungsrückgangs im Euroraum auf 2,7 Prozent sowie eines Nachlassens der Inflationserwartungen dürfte EZB-Chef Trichet laut Helaba eine weitere Zinsanhebung signalisieren.

Freitag, 10. Juni
 
14.30 Uhr. USA: Importpreise Mai. Hier wird sich laut HSBC Trinkaus & Burkhard der zuletzt wieder gefallene Ölpreis niederschlagen, die Experten gehen von einem Rückgang der Preise um 0,6 Prozent aus. Das sei das erste Minus seit Juni vergangenen Jahres.

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© 6. Juni 2011/Anna-Maria Borse