Wochenausblick: Auch ein goldener November

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9. November 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der nun bereits seit fast sechs Wochen anhaltende Anstieg des DAX wird nach Ansicht der meisten Analysten weitergehen. „Die Jahresendrallye kommt“, meint etwa Robert Halver von der Baader Bank. Er geht davon aus, dass die EZB auf ihrer Sitzung am 3. Dezember eine Verlängerung und Erhöhung der Staatsanleihekäufe und den verstärkten Ankauf von Unternehmensanleihen beschließen wird. Eine abermalige Senkung des Einlagenzinssatzes für Banken sei ebenso zu erwarten. „Insofern bleibt die Liquiditätshausse der EZB eine markante Triebfeder für die Aktienmärkte.“

„Der DAX hat einen fulminanten Start in seine saisonal stärkere Phase zwischen Oktober und April hingelegt“, erklärt Andreas Hürkamp von der Commerzbank. Damit erinnere die Entwicklung weiter an 1998: Auf ein durch die Emerging Markets belastetes trübes drittes Quartal folgte damals im vierten Quartal eine Erleichterungsrallye. „Nach den jüngsten starken Kursgewinnen sollte der DAX zwar zunächst eine Verschnaufpause einlegen, für die kommenden Monate sehen wir aber gute Chancen auf eine Fortsetzung des Aufwärtstrends.“

Bewertungen noch interessant

Nach Einschätzung der Postbank wurde mit der deutlichen ‚Zentralbank-Rallye‘ seit den Tiefstständen Ende September das Kurspotenzial für eine Jahresendrallye aber deutlich verringert. „Die KGV-Bewertungen sind zwar weiterhin attraktiv, allerdings war/ist die aktuelle Rallye nur durch die lockere Geldpolitik der internationalen Notenbanken getrieben“, meint Heinz-Gerd Sonnenschein. Dieses Argument werde nicht ewig ausreichen, dann sei mit einer volatilen Seitwärtsphase zu rechnen. „Erst wenn die Firmen mehrheitlich über einträgliche Umsatz- und Gewinnsteigerungen berichten, dürften die Kurse wieder nachhaltig Fahrt aufnehmen.“ Dies sei spätestens im Verlauf des nächsten Jahres der Fall.

Am Montagmorgen notiert der DAX bei 10.970 Punkten leicht im Minus nach einem Plus von 1,3 Prozent auf 10.988 Zähler vergangene Woche, zuletzt beflügelt durch gute US-Arbeitsmarktzahlen. Diese machen eine US-Leitzinserhöhung noch in diesem Jahr wahrscheinlicher, was den US-Dollar stärkte. Seit Ende September kommt das Börsenbarometer auf ein Plus von über 1.500 Punkten.

Technisches Bild gemischt

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Schmidt

Positiv aus technischer Sicht ist es laut Christian Schmidt von der Helaba, dass sich der DAX zuletzt über der wichtigen Strukturmarke von 10.797 Zählern etablieren konnte. Hinzu komme, dass der Index am Freitag ein neues Impulshoch markiert habe. „Für etwas gedämpften Optimismus sorgen jedoch weiter die häufig auftretenden Dojis, die unterdurchschnittlichen Handelsumsätze sowie die negative Divergenz zwischen Kursverlauf und den Indikatoren“, erläutert der Charttechniker.

Insofern werde sich spätestens an der Clusterzone von 11.068 und 11.077 Punkten zeigen müssen, wie viel der letzte Kursanstieg tatsächlich Wert gewesen sei. „Dies gilt umso mehr, wenn man weiß, dass für einen Ausbruch über den viel beachteten 200er-Durchschnitt eine hohe Bewegungsdynamik notwendig ist. Gerade diese ist es aber, die derzeit fehlt.“

Langfrist-Charts freundlicher

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Geyer

Im langfristigen Bild hat sich laut Christoph Geyer von der Commerzbank die Lage beim DAX deutlich verbessert. Die zwischenzeitlich unterschrittene Unterstützungslinie sei dynamisch zurückerobert worden, die seit der ersten Jahreshälfte bestehende Abwärtstrendlinie sei inzwischen erreicht, der MACD-Indikator habe ebenso ein Kaufsignal generiert wie der Stochastikindikator. „Somit dürfte in den kommenden Wochen ein Bruch der Abwärtstrendlinie zu erwarten sein.“

In den nächsten Tagen geht die Berichtssaison weiter, das restliche Drittel der DAX-Unternehmen wird seine Zahlen für das abgeschlossene Quartal präsentieren, unter anderem die Deutsche Post, Eon , K+S, Henkel, Merck und Siemens.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Mittwoch, 11. November

6.30 Uhr. China: Industrieproduktion Oktober. Der von Caixin ermittelte chinesische Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ist im Oktober zwar gestiegen, er blieb mit 48,3 Punkten aber unter der 50-Punkte-Wachstumsschwelle, erklärt die DekaBank. Das werde sich wohl in der Entwicklung der Industrieproduktion widerspiegeln, für die die Analysten lediglich einen Anstieg in der Jahresrate um 5,8 Prozent erwarten.

Freitag, 13. November

11.00 Uhr. Eurozone: BIP im dritten Quartal. Die schlechten Nachrichten aus den Schwellenländern im dritten Quartal sind nach Ansicht der DekaBank zumindest in den wichtigsten Stimmungsindikatoren für Euroland noch nicht spürbar angekommen. Die Eurozone bleibe auch im dritten Quartal auf Kurs, die Analysten erwarten ein moderates BIP-Wachstum. Die Wachstumsbasis habe sich voraussichtlich sogar verbreitert, denn Frankreich sei nach einer Stagnation im zweiten Quartal wohl wieder solide gewachsen.

14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze Oktober: Laut Commerzbank läuft der Motor der US-Wirtschaft, der private Verbrauch, weiterhin rund. Die Verkäufe von Autos seien im Oktober überraschend weiter gestiegen. Die Verkaufszahlen seien so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Dies sei ein ermutigendes Zeichen für die Zuversicht der Verbraucher, die Umsatzzahlen für den Einzelhandel dürften davon profitieren. Die Analysten rechnen mit einem Plus von 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat.

Alle relevanten Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf boerse-frankfurt.de/termine.

Von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 9. November 2015