Wochenausblick: Bremsspuren, kein Einbruch

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17. August 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach den Schockwellen an den internationalen Kapitalmärkten – ausgelöst durch die deutliche Abwertung der chinesischen Währung in der vergangenen Woche – rechnen Analysten für die kommenden Tage mit einer Beruhigung. Große Sprünge nach oben werden aber nicht erwartet. „Die Sorgen um die Wirtschaft in China und die Abwertung sprechen für eine bis Oktober anhaltende DAX-Konsolidierung“, meint Andreas Hürkamp von der Commerzbank. Investoren sollten trotzdem auf dem aktuellen Niveau ihre DAX-Positionen halten, da sich monetäre Indikatoren in China wie das Wachstum der Geldmenge M2 langsam wieder verbesserten. „Wir bestätigen unser DAX-Kursziel von 11.800 Punkten und würden daher DAX-Positionen nochmals aufstocken, wenn der VDAX über 25 und der S&P-Volatilitätsindex VIX über 20 notieren.“

Eher Vorsicht als Pessimismus

Die DekaBank hat ihre Prognosen für den DAX sogar noch heraufgesetzt. „Bei einer insgesamt moderaten Bewertung bleiben deutsche Aktien favorisierter Anlagemarkt“, heißt es in den aktuellen volkswirtschaftlichen Prognosen. Durch die Diskussionen über den Zustand der Schwellenländer seien gerade die exportorientierten Industrie- und Konsumgüterunternehmen unter Abgabedruck geraten, dabei signalisierten die Quartalszahlen in der Summe noch keine ausgeprägte Schwäche. Die Unternehmen formulierten ihre Ausblicke zwar etwas vorsichtiger, eine grundlegende Neueinschätzung sei damit aber nicht verbunden. „Damit sollten die DAX-Unternehmen auf gutem Weg sein, ihre Gewinne in diesem Jahr zweistellig gegenüber dem Vorjahr steigern zu können.“ Den DAX sieht die Bank auf Sicht von drei, sechs und zwölf Monaten jetzt bei 12.000, 12.500 und 13.000 Punkten.

Wohl Zustimmung zu Griechenland-Krediten

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Schmidt

„Natürlich dürfte auch die sich anbahnende Einigung auf ein drittes Hilfspaket für Griechenland die Gemüter beruhigen“, bemerkt Christian Schmidt von der Helaba. Kanzlerin Merkel sei zuversichtlich, auch den IWF ins Boot zu bekommen, der bislang noch den von der Bundesregierung abgelehnten Schuldenschnitt als Voraussetzung für die Teilnahme an weiteren Hilfen nennt. Der Bundestag entscheidet am Mittwoch über das Hilfspaket, das griechische Parlament hatte die neuen Kredite und die damit verbundenen Sparmaßnahmen am Freitag gebilligt. Der DAX hatte nach einen positiven Wochenstart bis zum Wochenende über 500 Punkte abgegeben und war bei 10.985 Zählern aus dem Handel gegangen. Montag morgen steht der DAX bei 11.080 Punkten rund 1 Prozent im Plus.

Möglicher Richtungswechsel

Aus technischer Sicht gibt es Schmidt zufolge die Chance auf eine temporäre Aufwärtsbewegung. „Das Tagestief des DAX entfiel am Freitag exakt auf die Aufwärtsbehelfslinie. Damit wurde gleichzeitig auch das verherige Impulstief bei 10.892 nicht unterschritten.“ Dies und die Tatsache, dass die Slow Stochastic im überverkauften Bereich bereits einen möglichen Richtungswechsel signalisiere, erhöhe die Chance auf eine zwischenzeitliche Erholung. „Allerdings warten bei 11.077, 11.153 und 11.207 Zählern bereits einige massive Widerstandsmarken.“

200-Tage-Linie muss halten

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Kremser

Laut Armin Kremser von der DZ Bank zeigt sich nach Erreichen eines kurzfristig überverkauften Marktzustandes bislang nur eine recht magere Erholungsbewegung. „Der tertiäre Abwärtstrend vom 6. August muss daher als unverändert intakt angesehen werden.“ Erst ein Durchbruch über die Tageshochs von Mittwoch und Donnerstag um 11.150 Punkte lasse fortgesetzte Stabilisierungschancen bis zum Tagestief vom Mittwoch um 11.280 Punkte erkennen. „Bricht auf der anderen Seite jedoch die 200-Tage-Linie auf nachhaltiger Basis, wäre dies auch aus mittelfristiger Sicht als ein recht markantes Negativsignal zu interpretieren.“

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Mittwoch, 19. August

14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise Juli. Nach Einschätzung der Commerzbank sind die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozent gestiegen. Dabei gebe es zwischen dem gesamten Index und dem ohne die volatilen Preise für Nahrungsmittel und Energie keinen großen Unterschied. Zwar habe sich Benzin gemäß den Preisen an der Tankstelle überdurchschnittlich verteuert, andere Energiepreise, etwa für Gas und Heizöl, seien aber vermutlich gesunken.

20.00 Uhr. USA: Protokoll Fed-Sitzung vom Juli. Laut den jüngsten Äußerungen verschiedener FOMC-Mitglieder bestand beim Leitzinsentscheid der Fed im Juli hinsichtlich einer sehr bald anstehenden Leitzinswende eine relativ große Einigkeit, meint die DekaBank.

Alle relevanten Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf boerse-frankfurt.de/termine.

von Anna-Maria Borse,
Deutsche Börse AG © 17. August 2015