Wochenausblick: Das Zittern geht weiter

19. September 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Zwar haben die großen Notenbanken am Donnerstag mit ihrem Beschluss, europäischen Banken unbegrenzt Liquidität bereitzustellen, für Erleichterung gesorgt. Marktteilnehmern ist aber durchaus bewusst, dass das Problem einer drohenden Insolvenz Griechenlands damit nicht vom Tisch ist. „Die Liquiditätsausstattung seitens der Notenbanken ist ein Stimulierungsfaktor. Für einen nachhaltigen Aufschwung, der mehr als eine Zwischenerholung ist, braucht der Aktienmarkt jedoch politische Führung“, kommentiert Robert Halver von der Baader Bank. Angesichts der anhaltenden Richtungslosigkeit der Politik bleibe die Lage auf dem deutschen Aktienmarkt schwankungsanfällig. „Jede Neuigkeit wird als Kauf- beziehungsweise Verkaufssignal gewertet, was auch weiterhin zu einer hohen Volatilität im Markt führt.“

Der DAX war Anfang der Woche vor dem Hintergrund der sich immer weiter zuspitzenden Schuldenkrise sogar kurz unter die Marke von 5.000 Punkten gerutscht, zum Wochenschluss ging es dann aber deutlich nach oben. Unter dem Strich legte das deutsche Aktienbarometer auf Wochensicht um 7,4 Prozent zu, Montagmorgen startet der Index allerdings erstmal mit roten Vorzeichen in die Woche, nämlich bei 5.478 Punkten 1,7 Prozent im Minus. 

Test von Tiefstständen möglich


Reinwand

Auch nach Ansicht von Markus Reinwand von der Helaba ist es für eine Entwarnung noch zu früh: Ein überzeugender Fahrplan zur Überwindung der Staatsschuldenkrise sei noch nicht gefunden. Die Bewertung, nicht nur von Finanzaktien, biete zwar einen Puffer, da offensichtlich bereits viel Negatives in den Preisen vorweggenommen sei. „Die niedrigen Bewertungsniveaus von 2003 beziehungsweise 2009 wurden auf Gesamtmarktebene bislang aber noch nicht erreicht.“ Damit bleibe das Risiko hoch, dass nach einer Zwischenerholung erneut die zurückliegenden Jahrestiefststände getestet werden könnten.

Charttechniker befürchten erneuten Einbruch


Geyer

Aus technischer Sicht ist Aufatmen ebenfalls noch nicht angesagt: Laut Christoph Geyer von der Commerzbank hat der DAX einen Abwärtstrendkanal etabliert, an dessen oberen Ende er nun notiere. „Mit dem Anstieg zum Wochenschluss konnte nun das Gap, also die Kurslücke, von vor einigen Tagen geschlossen werden“, erklärt der Charttechniker. Die Indikatoren hätten positive Divergenzen gebildet, was eigentlich auf einen Ausbruch nach oben hindeute. „Allerdings sprechen einige andere Indikatoren und die Zyklik noch gegen einen solchen Ausbruch. Daher sollte in den kommenden Wochen noch einmal mit einem markanten Rückgang gerechnet werden.“

Neulinge in MDAX und TecDAX

Heute werden im Übrigen die Anfang September vom Arbeitskreis Aktienindizes beschlossenen Indexänderungen wirksam: Deutz , Kuka und GSW Immobilien steigen in den MDAX auf und ersetzen Praktiker, Demag Cranes und IVG Immobilien. Im TecDAX werden Roth & Rau und Phoenix Solar durch Xing und PSI abgelöst.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Montag, 19. September

16.00 Uhr. USA: NAHB Hausmarktindex September. Zwar mache laut HSBC Trinkaus & Burkhardt die abebbende Rate der Zwangsversteigerungen Hoffnung, von einer anziehenden Bauaktivität könne aber bei weitem noch keine Rede sein. Nach 15 Punkten im August rechnen die Analysten für den September mit keiner Besserung. Die Schwelle zwischen Wachstum und Schrumpfung liegt bei 50 Punkten.

Dienstag, 20. September

11.00 Uhr. Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen September. Nach dem tiefen Fall im Vormonat ist im August laut DekaBank – trotz des Rücktritts von EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark – eine Gegenbewegung nach oben zu erwarten. Dazu habe wahrscheinlich auch die gemeinsame Intervention der großen Zentralbanken beigetragen. Die Lagebeurteilung werde hingegen spürbar nachgeben. Ebenfalls abwärts werde es wohl mit weiteren Teilindikatoren wie den Inflations- und den Zinserwartungen gehen.

14.30 Uhr. USA: Wohnbaubeginne/-genehmigungen August. Auch hier ist es laut HSBC Trinkaus & Burkhardt im Vergleich zum Vormonat wohl zu keinem Anstieg gekommen, Anzeichen für eine Wende zum Besseren ließen sich nicht erkennen. Die Analysten rechnen mit annualisiert 595.000 Baubeginnen und ebenso vielen Baugenehmigungen.

Mittwoch, 21. September

16.00 Uhr. USA: Verkäufe bestehender Häuser August. Das Niveau bleibt niedrig, kommentiert die DekaBank, sie rechnet mit annualisiert 4,75 Millionen Verkäufen.

20.15 Uhr. USA: Federal Reserve Bank Sitzungsergebnis. Laut DekaBank ist vorerst nicht von zusätzlichen Staatsanleihekäufen der Fed auszugehen. Vielmehr werde der wahrscheinlichste Kompromiss unter den Notenbankern darin bestehen, die umfangreichen Wertpapierbestände der Fed in längere Laufzeiten umzuschichten, um das langfristige Zinsniveau niedrig zu halten.

Donnerstag, 22. September

9.30 Uhr. Deutschland: Einkaufsmanagerindex Industrie/Dienstleistungen September. Die Helaba erwartet eine weitere Verschlechterung und prognostiziert 50,5 nach 50,9 Punkten im Vormonat für die Industrie und 50,8 nach 51,1 Punkten für die Dienstleistungen.

10.00 Uhr. EU: Einkaufsmanagerindex Industrie/Dienstleistungen September. In der Eurozone sollten die Einkaufsmanagerindizes für den September auf eine drohende Stagnation hindeuten, meint HSBC Trinkaus.

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© 19. September 2011/Anna-Maria Borse