Wochenausblick: DAX geht die Puste aus

23. Mai 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Während zuletzt die überzeugenden Unternehmenszahlen für gute Laune an den Börsen gesorgt hatten, geraten mit dem Ende der Berichtssaison wieder andere Themen in den Fokus. Die Schuldensituation in der Eurozone und den USA, die steigende Inflation und die restriktiver werdende Geldpolitik belasten die Märkte. Die vergangene Woche war daher von Verlusten geprägt.

Griechenland ist ohnehin ein Dauerthema: Nachdem der Chef der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, eine „sanfte“ Umschuldung in Erwägung gezogen hatte, drohte EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark an, im Fall einer Restrukturierung griechische Anleihen nicht länger als Sicherheit zu akzeptieren. Auch der neue Bundesbank-Chef Jens Weidmann erteilte einer Umschuldung eine klare Absage. Angesichts dieser Unsicherheiten erwarten viele Börsianer eine Seitwärtsbewegung oder weitere Korrekturen. Mit großen Sprüngen rechnet derzeit kaum jemand. Nach Verlusten von 1,8 Prozent in der Vorwoche liegt der DAX am Montag gegen Mittag bei 7.137 Punkten tiefrot im Minus.

Ende des Optimismus

Nach Ansicht der Helaba dreht sich der Wind im Moment. Die Konjunkturdaten seien nicht nur in den USA zuletzt mehrheitlich schwächer ausgefallen als erwartet. „Diese Tendenz könnte sich auch in der Berichtswoche fortsetzen und den Risikoappetit der Anleger dämpfen“, meinen die Analysten. Immerhin neigten die Aktienindizes der BRIC-Länder Brasilien, Russland, Indien und China – wichtige Taktgeber der globalen Hausse – bereits klar zur Schwäche.

Auch die Portfoliomanager von Carmignac Gestion mahnen zur Vorsicht: Die deutsche Volkswirtschaft werde sich zwar wahrscheinlich weiterhin einer Robustheit erfreuen, um die sie andere Länder beneideten. „Doch könnte die Dynamik ihrer Exporte unter dem künftig schwachen und teilweise sogar negativen Wachstum der Nachbarstaaten leiden, denen zusätzlich die fortgesetzten Zinsanhebungen der EZB zu schaffen machen werden.“ Auch bezüglich des S&P und Euro Stoxx herrscht Skepsis: Gemessen an diesen Indizes werde für 2011 nämlich ein Gewinnwachstum von 13 Prozent und für 2012 von 11 Prozent prognostiziert. „Werden diese Wachstumsraten wirklich erreicht werden? Besteht in diesem Fall noch Potenzial für positive Überraschungen?“, fragen sich die Portfoliomanager.

Unterstützung bei 7.000 Zählern

Halver
Halver

Aus charttechnischer Sicht bietet die Marke bei 7.243 und darunter 7.000 Punkten eine gute Unterstützung, meint indes Robert Halver von der Baader Bank. Nach oben hin eröffne sich neues Kurspotenzial erst, wenn der Index über den Widerstand bei 7.600 Punkten klettere. „Dann wäre ein Anstieg bis in die Zone zwischen 7.700 und 7.800 Punkten möglich.“ Halver hält an einem Jahresendstand von 8.000 Punkten beim DAX fest – aufgrund der seiner Ansicht nach längerfristig dominanten Faktoren einer nachhaltigen Konjunkturerholung bei solider Liquiditätsausstattung.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Montag, 23. Mai

9.30 Uhr. Deutschland: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe/Dienstleistungen Mai/Vorabschätzung.

10.00 Uhr. EU: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe/Dienstleistungen Mai/Vorabschätzung.

Dienstag, 24. Mai

10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima Mai. Die Stimmung der deutschen Unternehmen wird sich im Mai ein weiteres Maltrüben, sich aber auf einem hohen Niveau halten, glaubt die DekaBank. Den Analysten zufolge werden die Geschäftserwartungen erneut voran marschieren. Die Lagebeurteilung werde sich vorerst tendenziell seitwärts bewegen. Die Analysten verweisen zudem auf die Index- und Statistikumstellung, die zu einer deutliche Aufwärtsrevision des Geschäftsklimas führe.

11.00 Uhr. EU: Auftragseingänge Industrie März. Umfragen zufolge wird ein Minus von 1,2 Prozent erwartet nach einem Plus von 0,7 im Vormonat.

16.00 Uhr. USA: Neubauverkäufe April. Die Aktivität am US-Immobilienmarkt bleibt auch zum Start des zweiten Quartals insgesamt weiter niedrig, meint HSBC Trinkaus & Burkhardt und prognostiziert annualisiert 300.000 Neubauverkäufe.

Mittwoch, 25. Mai

14.30 Uhr. USA: Aufträge langlebige Wirtschaftsgüter April. Laut Helaba zeichnet sich ein kräftiger Rückgang bei den Auftragseingängen ab, die Analysten erwarten ein Minus von 3 Prozent.

Freitag, 27. Mai

Deutschland: Verbraucherpreise Mai. Trotz der erwarteten moderaten Wachstumsabkühlung könnte die deutschen Verbraucherpreise laut Helaba im Mai wie im April um 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigen. Belastend wirke sich die ab diesem Monat geltende Tabaksteuererhöhung aus.

14.30 Uhr. USA: Persönliche Einkommen/Ausgaben Mai. Die Konsensschätzungen liegen bei jeweils 0,4 Prozent Zuwachs.

16.00 Uhr. USA: Anstehende Hausverkäufe März. Die DekaBank erwartet einen negativen Rückpralleffekt und prognostiziert ein Minus von 2 Prozent, im Vormonat war es noch zu Zuwächsen von 5,1 Prozent gekommen.

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© 23. Mai 2011/Anna-Maria Borse