Wochenausblick: Der Himmel scheint die Grenze

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25. November 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die gute Laune an den Börsen hält an: Während der DAX die vergangene Woche oberhalb von 9.200 Punkten schloss, gelang es dem Dow Jones erstmals mit über 16.000 Zählern aus dem Handel zu gehen.

Für Stefan Mitropoulos von der Helaba basiert der Kursaufschwung mittlerweile im Wesentlichen auf Marktpsychologie, nachdem die fundamentalen Aspekte größtenteils abgefeiert seien. Hochkonjunktur hätten Börsenweisheiten wie ‚Don‘t fight the Fed‘ oder ‚The Trend is your Friend‘ sowie das übliche Saisonmuster, wonach Aktien gegen Jahresende meist zulegen. „Gemessen an der impliziten Aktienmarktvolatilität ist die Risikoaversion momentan so niedrig wie seit mehr als sechs Jahren nicht mehr“, stellt Mitropoulos fest. „In der Vergangenheit war eine derart ausgeprägte Sorglosigkeit häufig ein Anzeichen einer bevorstehenden Konsolidierungs- oder sogar Korrekturphase.“

Am Montag ist am deutschen Aktienmarkt davon allerdings noch nichts zu spüren: Der DAX steht das erste Mal über 9.300 Punkten, genauer gesagt um die Mittagszeit auf 9.305 Punkten und damit 1 Prozent im Plus.

Geld bleibt billig

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Halver

Solange sich die Zinsen in den USA und Europa auf Rekordtief befinden, sind mögliche Kursrückschläge allerdings eher kurzfristiger Natur, dies zumindest ist die vorherrschende Meinung unter Analysten. „2014 wird kein restriktives geldpolitisches Jahr“, sagt Robert Halver von der Baader Bank voraus. Trotz wahrscheinlich beginnender Rückführung der ultralockeren Geldpolitik in den USA werde die Drosselung des Anleihen-Kaufprogramms lediglich in kleinen Schritten vollzogen. Quasi zum Ausgleich bliebe dafür die Nullzinspolitik auch dann erhalten, wenn die US-Arbeitslosenquote den Zielwert von 6,5 Prozent erreicht hat. „Auch die EZB wird, wenn nötig, weitere Maßnahmen zur Konjunkturankurbelung ergreifen.“

Konjunkturmotor summt

„Zudem stehen Aktien fundamental nicht mit leeren Händen da“, urteilt Halver. Etwa fördere der chinesische Staat über eine Wirtschaftsliberalisierung die Expansion der Mittelschicht, um nachhaltiges Wachstum zu schaffen. Auch deute der jüngste von der HSBC veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe auf eine Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft. „Im Euroraum ist das konjunkturelle Stimmungstief durchschritten, der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe liegt mit einem Wert von aktuell 51,6 Punkten stabil über der Expansionsschwelle von 50 Punkten.“

Gut abgesichert aufwärts

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Wenner

Charttechnisch ist der Blick nach Ansicht von Franz-Georg Wenner klar noch oben gerichtet. „Zuletzt bestätigte der deutsche Aktienmarkt auch auf Wochenbasis das jüngst erzielte neue Verlaufshoch.“ Unmittelbare Widerstände gibt es dem technischen Analysten von chartanalysen-online.de zufolge auf Wochensicht nicht mehr. Die Mittellinie des seit Herbst 2011 bestehenden Trendkanals diene als Orientierungsziel und verlaufe nach dem jüngsten Test im Mai aktuell bei rund 9.600 Punkten. „Ob der DAX die Mittellinie noch erreichen wird, ist aber fraglich.“

Auch auf monatlicher Basis rechnet Wenner mit einer nachhaltigen Aufwärtsbewegung, die den DAX in dreistellige Kursregionen oberhalb von 10.000 Punkten führen könnten. „Eine solche Entwicklung werden die Bären aber nicht ohne Gegenwehr zulassen.“ Ein Pullback ausgehend von 9.000/9.500 Punkten in die 8.000er-Region müsse auf jeden Fall eingeplant werden. „Dies eröffnet noch einmal eine gute Nachkaufchance.“ Bei sehr langfristiger Betrachtung der Charts erkennt Wenner zum Teil einen überhitzten Zustand im deutschen Aktienbarometer. “ Allerdings können die Signalgeber durchaus über mehrere Monate, sogar Jahre, im oberen Extrembereich laufen, ehe ein Verkaufssignal aktiv wird.“

Wichtige Konjunktur- und Unternehmensdaten

Was die Agenda für diese Woche angeht, stehen mit den Baugenehmigungen und Auftragseingängen für langlebige Güter für die USA, dem Geschäftsklimaindex für den Euroraum und dem GFK-Konsumklima für Deutschland wichtige Daten zur Veröffentlichung an.

Montag, 25. November

  • 16.00 Uhr. USA. Schwebende Hausverkäufe Oktober. Der Zinsanstieg von Mai bis September hat die Dynamik der Erholung am Häusermarkt etwas gedämpft, generell bleibt das Momentum nach Meinung der HSBC hier aber aufwärts gerichtet. Die Analysten rechnen mit einem Anstieg von 1,1 Prozent gegenüber dem Minus vom Vormonat.

Dienstag, 26. November

  • 14.30 Uhr. USA: Baubeginne und Baugenehmigungen Oktober. Aufgrund des Shutdown werden zeitgleich die September-Ergebnisse veröffentlicht. Nach 891.000 Baubeginne für den Monat August geht die Dekabank von einem Anstieg auf 900.000 aus, Umfrageergebnisse liegen bei 923.000. Für die Baugenehmigungen erwarten die Analysten einen Wert von 930.000.

Mittwoch, 27. November

  • 10.00 Uhr. Deutschland: GfK Konsumklima Dezember. Nach einem Plus von 7 Prozent im Vormonat prognostizieren Analysten wiederum einen kräftigen Schub von 7 Prozent. Dabei profitieren die Verbraucher der HSBC zufolge von einer niedrigen Inflation und der stabilen Lage am Arbeitsmarkt.
  • 14.30 Uhr. USA: Auftragseingang langlebige Güter Oktober. Schwächere Ordermeldungen von Boeing sorgen laut Dekabank für sinkende Werte von voraussichtlich minus 2,5 Prozent gegenüber dem Vormonat.
  •  14.30 Uhr. USA: Auftragseingang und Auslieferung Investitionsgüter Oktober. Als spannend bezeichnet die DekaBank die Hinweise zur Investitionstätigkeit der Unternehmen, die nach den Belastungen durch die automatischen Haushaltskürzungen des Staates nun wieder Aufwind bekommen hätten. Nach Rückgängen im August erwarten die Analysten nun jeweils ein Plus von 1,0 Prozent.

Donnerstag, 28. November

  • 9.55 Uhr. Deutschland: Arbeitslosenzahlen und Arbeitslosenquote November. Die Zahl der saisonbereinigten Arbeitslosen liegt laut HSBC seit Oktober 2012 wieder über dem entsprechenden Vorjahreswert, daran werde sich auch im November mit einer Arbeitslosenquote von 6,9 Prozent und rund 10.000 Arbeitslosen mehr als im Vorjahr vermutlich nichts ändern. Dank anziehender Investitionen bestünden im kommenden Jahr allerdings gute Chancen, dass sich diese Zahl wieder reduziert.
  • 11.00 Uhr. Euroraum: Economic Sentiment November. Seit April dieses Jahres steigt die Zuversicht der Unternehmer und Konsumenten laut Economic Sentiment kontinuierlich. Im November erwartet die DekaBank aufgrund ausbleibender Impulse erst einmal eine Verschnaufpause. Dennoch stehe die Erholung im Euroraum mit einem Wert von 97,9 im Vergleich zu 97,8 auf einem breiten Fundament, das auch die südlichen Peripheriestaaten mit einschließe.
  •  14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise November. Was die Inflation angeht, bleibt es weiter ruhig. Aufgrund relativ stabiler Energiepreise sieht die HSBC im Vergleich zum Vormonat keine Veränderung. Auf Jahresbasis stehe die Teuerungsrate bei 1,2 Prozent.

Freitag, 29. November

  • 11.00 Uhr. Euroraum: Verbraucherpreise November. Analysten der HSBC gehen davon aus, dass mit einer überraschend niedrigen Jahresrate von 0,7 Prozent im Vormonat vorerst ein Tiefpunkt erreicht wurde. Allerdings halte sich angesichts einer schwachen Wirtschaftsentwicklung in den Peripherie-Ländern des gemeinsamen Währungsraum der Preisdruck mit erwarteten 0,8 Prozent noch im Rahmen.
  • 11.00 Uhr. Euroraum: Arbeitslosenquote Oktober. Auf dem Arbeitsmarkt sind die besseren Wirtschaftsdaten noch nicht angekommen. Die Arbeitslosenquote bleibt nach einhelliger Meinung von Analysten auf dem Niveau von 12,2 Prozent.

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von Iris Merker, Deutsche Börse AG

© 25. November 2013