30. Mai 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Griechenland hat die Börse weiter fest im Griff, zuletzt sorgte das Zögern des Internationalen Währungsfonds, weitere Gelder auszuzahlen, für neue Unruhe. „Sollte der IWF Ende Juni die nächste Kredittranche für Griechenland nicht freigeben, wie von Jean Claude Juncker befürchtet, so müssten die Europäer den IWF-Finanzierungsanteil übernehmen. Ob dies angesichts der Widerstände in einzelnen nationalen Parlamenten so schnell möglich ist, sei dahingestellt“, meint Claudia Windt von der Helaba.
Daneben setzte auch die wachsende Skepsis hinsichtlich der weiteren Konjunkturentwicklung den Aktienmärkten zu. „Zuletzt haben sich die Anzeichen für nachlassende globale Aufwärtskräfte gemehrt“, heißt es etwa von der HSBC Trinkaus & Burkhardt. So hätten viele Unternehmen schon im April über eine geringere Dynamik bei neuen Aufträgen und steigende Lagerbestände berichtet. „Investoren schichten von Aktien in Renten um“, heißt es von der Helaba. Auch wenn die letzten Konjunkturdaten sicherlich noch keine Rezession widerspiegelten, so sei doch zumindest die Wachstumsfantasie verflogen. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe rutschte erstmals seit Januar dieses Jahres jedenfalls wieder unter 3 Prozent. Der Euro hat sich gegenüber dem US-Dollar zwar wieder etwas stabilisiert, sackte gegenüber dem Schweizer Franken aber auf ein historisches Tief. Nach Verlusten von 1,4 Prozent in der Vorwoche liegt der DAX am Montag Morgen bei 7.163 Punkten gut ein halbes Prozent im Plus.
Hohe Volatilität erwartet
Roth
Wegen eines Feiertags in den USA und Großbritannien heute ist mit einem ruhigen Wochenauftakt zu rechnen, zudem werden viele Marktteilnehmer den Feiertag am Donnerstag für einen Kurzurlaub nutzen. Oliver Roth von Close Brothers Seydler vermutet, dass sich die Seitwärtsbewegung an der Börse noch fortsetzen wird. „Der DAX wird sich weiter zwischen 7.000 und 7.300 Punkten bewegen“, meint der Chefhändler. Das Thema Griechenland werde immer akuter. Das wirke sich auf die Währungen aus und diese wiederum auf die Aktienmärkte. „Wir müssen daher von hohen Preisschwankungen ausgehen.“
Alternativen zu Aktien fehlen
Halver
Nach Ansicht von Robert Halver von der Baader Bank wird es über den Sommer zu einer Konsolidierung auf dem deutschen Aktienmarkt kommen. „Die Anleger erwarten den nächsten Schritt zur Lösung der Krise des griechischen Patienten und scheinen zum Teil auch die Auswirkungen des Endes des amerikanischen Anleihe-Aufkaufprogramms QE2 abzuwarten.“ Langfristig sei aber die Unterstützung durch Konjunktur und Liquidität für den DAX gesichert. Halver hält daher an seiner DAX-Prognose von 8.000 Punkten bis Ende des Jahres fest. „Die Alternative eines renditeschwachen Rentenmarkts ist weiter nicht verlockend.“
Charttechnik angeschlagen
Schmidt
Das charttechnische Bild des DAX hat sich Christian Schmidt von der Helaba zufolge in den vergangenen Tagen allerdings deutlich eingetrübt. „Insbesondere der Rutsch des Index unter seinen 55-Tage-Durchschnitt ist bemerkenswert“, erklärt der technische Analyst. Dadurch hätten sich die mittelfristigen Aussichten verschlechtert. „Aktuell handelt der DAX innerhalb eines abwärts gerichteten Kanals, dessen untere Begrenzung bei rund 7.041 Zählern zu finden ist.“ Auch ein Retracement falle auf diese Marke, so dass diese besonders im Blick gehalten werden müsse. Unter Retracements verstehen die Charttechniker wichtige Unterstützungs- beziehungsweise Widerstandslinien.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Montag, 30. Mai
US-Märkte geschlossen (Memorial Day)
Dienstag, 31. Mai
9.55 Uhr. Deutschland: Arbeitslosenzahlen Mai.
Im Mai könnte Deutschland auch in der unbereinigten Rechnung nach Ansicht der Helaba erstmals wieder weniger als drei Millionen Arbeitslose zu finanzieren haben. Die Analysten prognostizieren eine saisonbereinigte Arbeitslosenquote von 7 Prozent.
11.00 Uhr. EU: Verbraucherpreise Eurozone Mai/Vorabschätzung.
Die Verbraucherpreise in der Eurozone sind laut DekaBank im Mai um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, im Vormonatsvergleich habe es aber wahrscheinlich kaum eine Teuerung gegeben. Zum einen seien die Rohstoffpreise im Mai deutlich gefallen, zum anderen sei es zum üblichen Rückpralleffekt der Preise nach dem Osterfest gekommen. Für den weiteren Jahresverlauf erwarten die Analysten einen stetigen Rückgang der Inflation hin zur EZB-Zielmarke von 2 Prozent.
15.45 Uhr. USA: Einkaufsmanagerindex Chicago Mai.
Die Konsensschätzungen liegen bei 63 Punkten nach 67,6 im Vormonat. Der Index beruht auf einer Befragung von mehr als 200 Einkaufsmanagern. Ein Wert über 50 Punkte bedeutet eine wachsende, ein Wert unter 50 eine schrumpfende Wirtschaft. 16.00 Uhr. Verbrauchervertrauen Conference Board Mai. Der Arbeitsmarkt und die fallenden Benzinpreise helfen, meint die DekaBank und prognostiziert 67 Punkte nach 65,4 im April. Für den monatlichen Bericht wird das Vertrauen gemessen, das einzelne Haushalte in die Leistung der Wirtschaft haben.
Mittwoch, 1. Juni
16.00 Uhr. USA: ISM Index Verarbeitendes Gewerbe Mai.
Der Bombenstimmung in der Industrie konnte auch der kräftige Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise bislang überraschend wenig anhaben, bemerkt die Helaba. Selbst nach dem für den Mai erwarteten Rückgang des ISM-Index werde das Stimmungsbarometer für die Industrie auf einem historisch hohen Niveau bleiben. Der Indikator zeigt die Geschäftserwartungen der Industrie auf einer Skala von eins bis 100. Werte über 50 deuten auf eine Ausweitung, Werte darunter auf eine Abschwächung der Konjunktur.
Donnerstag, 2. Juni
Christi Himmelfahrt, an der Börse Frankfurt wird aber regulär gehandelt.
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Freitag, 3. Juni
14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenzahlen Mai. Die DekaBank prognostiziert einen schwächeren Beschäftigungsaufbau als in den vergangenen Monaten, vor allem aufgrund fehlender Sondereffekte. Die Arbeitslosenquote werde aber ihren Abwärtstrend fortsetzen, die Bank erwartet 8,9 Prozent nach 9 im Vormonat.
16.00 Uhr. USA: ISM Index Dienstleistungen Mai.
Außerhalb des Verarbeitenden Gewerbes hatte sich die Stimmung im April zwar merklich eingetrübt, wie die Helaba anmerkt. Dies könne aber einfach nur die größere Anfälligkeit des Dienstleistungsindikators gegenüber „Stimmungsschocks“ wie der Katastrophe in Japan widerspiegeln. Für den Mai erwarten die Analysten eine partielle Gegenbewegung.
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© 30. Mai 2011/Anna-Maria Borse