Wochenausblick: Es wird weiter geschaukelt

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1. Oktober 2012. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Angst vor neuen Risiken in der Eurozone ist wieder zurück. In den vergangenen Tagen beflügelte dies die Kurse der Bundesanleihen als sicherer Hafen, während die Spreads von Peripherieländern wie Spanien oder Italien wieder stiegen. Neue Impulse könnte die nächste EZB-Ratssitzung am kommenden Donnerstag bringen – nach Einschätzung der meisten Analysten sind von dieser Seite aber erst einmal keine Neuigkeiten zu erwarten. „Den Ball hat EZB-Präsident Draghi der Politik zugespielt, die jetzt unter Zugzwang steht und liefern muss. Das betrifft vor allem Spanien, wo sich die Regierung endlich zu einem ESM-Hilfsantrag entschließen sollte“, kommentiert die HSH Nordbank. Mit Spannung werde daher auch die nächste Auktion spanischer Staatsanleihen am Donnerstag erwartet.

Schaukelbörse hält an

Die Helaba betont, dass „wichtige Sprachrohre“ der EZB wie Ratsmitglied Ewald Nowotny einer Leitzinssenkung zuletzt eine Absage erteilt hätten. Zudem hätten die Kapitalmärkte jüngst unter Beweis gestellt, dass es die Geldpolitik alleine nicht richten kann. „Enttäuschende Konjunkturnachrichten aus den USA, dem Euroraum und Japan, Unsicherheiten um Spanien und Griechenland sowie der schwelende Konflikt zwischen China und Japan sorgten dafür, dass die Euphorie der Anleger in Ernüchterung umgeschlagen ist. Die Aktienmärkte ebenso wie der Euro erlitten Kursverluste, Sicherheit dagegen war gesucht“, erklärt Analystin Claudia Windt. Die Schaukelbörse dürfte nach Einschätzung der Expertin daher bis auf weiteres anhalten – zumindest solange die Signale für eine globale Konjunkturwende vage bleiben.

Am Montagvormittag gewinnt der deutsche Aktienindex DAX knapp 1 Prozent auf 7.285 Punkte, während der Euro Stoxx 50 um 0,7 Prozent auf 2.473 Zähler anzieht. Das Rentenbarometer Euro-Bund-Future notiert mit 141,29 Prozent knapp unter dem Niveau vom Freitag.

Am kommenden Mittwoch, den 3. Oktober, wird an der Frankfurter Wertpapierbörse trotz des Feiertags regulär gehandelt.

EZB dürfte sich Zeit lassen

Thomas Ahmend von der HSBC geht ebenfalls davon aus, dass die EZB – zumindest vorerst – die Füße still halten wird: „Mit Blick auf die klassische Geldpolitik dürften die Inflationsrisiken von den Währungshütern weiter als weitgehend ausgewogen bewertet werden, während die Konjunkturrisiken abwärtsgerichtet sind. Dass diese Einschätzung in einer erneuten Reduzierung des Hauptrefinanzierungssatzes mündet, halten wir zwar nach wie vor für realistisch, ein entsprechender Beschluss bereits auf dem aktuellen Treffen der Notenbanker ist aber wenig wahrscheinlich.“ Nach Ansicht der Deka Bank könnte sich die EZB wohl etwas Zeit nehmen, die Effekte der angekündigten Interventionen an den Staatsanleihemärkten zu beobachten und erst gegen Ende des Jahres über eine weitere Senkung der Leitzinsen entscheiden.

Krisenzenit überschritten

Die Gesamtsituation in Europa hat sich nach Einschätzung der Helaba mittlerweile aber verbessert. Zwar habe die Euphorie über den verstärkten EZB-Einsatz zuletzt nachgelassen, das Vertrauen in das Überleben der Währungsunion sei mit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts für den Euro-Rettungsschirm ESM und den europäischen Fiskalpakt jedoch auf ein breiteres Fundament gestellt worden. „Es gibt durchaus berechtigte Hoffnung, dass die Euro-Schuldenkrise ihren Zenit überschritten hat. Vertrauensbildende Prozesse brauchen gleichwohl viel Zeit, so dass die Finanzmärkte vermutlich sehr nervös bleiben“, argumentiert das Haus.

Höchstens Konsolidierung

Auch die LBBW ist verhalten optimistisch für den Aktienmarkt. Obwohl gerade die Tatsache ins Bewusstsein der Anleger zurückgekehrt sei, dass die Entschlossenheit der EZB allein die Euro-Krise nicht lösen könne, zudem das eine oder andere Unternehmen im Vorfeld der Berichtssaison mit Rücknahmen der eigenen Ziele oder Warnungen vor einer Verschlechterung des Umfeldes auf die Anlegerschaft zugehen werde. „Mehr als eine Konsolidierung ist dennoch nicht zu erwarten, denn bis zum Jahresende erhalten die Aktienmärkte aus der Sentimentkonstellation entscheidende Stützung: Da die investierten Anleger alle auf Gewinnen sitzen, erzeugt eine Konsolidierung keinen Verkaufsdruck“, erklärt Investmentanalyst Berndt Fernow. Hinter der Skepsis verberge sich nicht zuletzt das Wunschdenken derjenigen, die der steigenden Börse bislang nur zugeschaut haben. „Sie dürften die Kurse mit ihren Käufen schnell auffangen“, ergänzt der Analyst.

Technische Verfassung weiter gut

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Geyer

Das Chartbild hat sich trotz der Gewinnmitnahmen in der vergangenen Woche nicht verschlechtert, meint Christoph Geyer von der Commerzbank und verweist zur Begründung darauf, dass die Aufwärtstrends noch gehalten wurden. „Inzwischen wurden Unterstützungslinien erreicht, über deren Halten in der anstehenden Woche entschieden werden dürfte. Zyklisch betrachtet, ist der Oktober leicht besser einzustufen als der November. Ungeachtet dessen sollte der Fokus nun auf den Unterstützungslinien liegen“, erklärt der Techniker.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Montag, 1. Oktober

  • 9.55 Uhr. Deutschland: Einkaufsmanagerindex verarb. Gewerbe (final), September.
  • 10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex verarb. Gewerbe (final), September. Laut HSBC sollten die endgültigen Werte für die Einkaufsmanagerindizes aus dem Verarbeitenden Gewerbe und dem Dienstleistungssektor in der Eurozone die Werte der Schnellschätzung bestätigen. “Mit jeweils 46,0 Punkten (Deutschland: 47,3 bzw. 50,6, Frankreich: 42,6 bzw. 46,1) würde dokumentiert, dass sich der gemeinsame Währungsraum im Aggregat in einer kontraktiven Phase befindet.“
  • 16.00 Uhr. USA: Einkaufsmanagerindex verarb. Gewerbe, September. Die Deka Bank rechnet mit einem wenig veränderten Indexstand von 49,5, nach 49,6 im Vormonat. „Vor allem die regionalen Indikatoren dürften sich kaum verändert haben“, so die Bank.

Dienstag, 2. Oktober

  • 6.30 Uhr. Australien: RBA Zinsentscheidung. Laut HSBC und Deka Bank ist ein unveränderter Leitzins von 3,5 Prozent zu erwarten.

Mittwoch, 3. Oktober

  • Regulärer Handel an der Frankfurter Börse.
  • 9.55 Uhr. Deutschland: Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen (final), September.
  • 10.00 Uhr. EU: Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen (final), September.
  • 14.15 Uhr. USA: ADP-Beschäftigungsänderung, September.
  • 16.00 Uhr. USA: Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen, September.

Donnerstag, 4. Oktober

  • 13.00 Uhr. Großbritannien: BoE-Zinsentscheidung, Oktober. Die Bank of England (BoE) dürfte nach Ansicht der HSBC vor dem nächsten Inflationsbericht, der im November zur Veröffentlichung ansteht, im Wartemodus verharren. Auch die Helaba erwartet einen unveränderten Leitzins von 0,5 Prozent.
  • 13.45 Uhr. Eurozone: EZB-Zinsentscheidung, Oktober.

Freitag, 5. Oktober

  • Japan: BoJ-Zinsentscheidung. Im Einklang mit dem Konsens geht die HSBC davon aus, dass die Bank of Japan den Leitzins bei 0,10 Prozent belassen wird.
  • 12.00 Uhr. Deutschland: Auftragseingänge, August.
  • 14.30 Uhr. USA: Arbeitsmarktbericht des Bureau of Labor Statistics, September. Zwar haben sich einige Indikatoren für den Arbeitsmarkt zuletzt leicht verbessert, dennoch du?rfte die Dynamik der Stellenschaffungen aus Sicht der HSBC weiterhin nicht ausreichen, um den monatlichen Zuwachs des Arbeitskräftepotentials vollständig zu kompensieren. Auch die Deka Bank rechnet mit einem nur schwachen Beschäftigungsaufbau.

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© 1. Oktober 2012/Karoline Kopp