Wochenausblick: In kleineren Schritten voraus

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2. November 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Gut 1.300 Punkte hat der deutsche Aktienindex im Oktober gutgemacht. Das entspricht einem Zuwachs von über 14 Prozent. Damit nähert sich der DAX der Marke von 11.000 Zählern. Sehen lassen können sich auch die Gewinne beim Euro Stoxx 50.

Die nachlassenden Sorgen über China und die Euphorie über die Ausweitung der expansiven Geldpolitik insbesondere in Europa schlugen sich nach Beobachtung von Chris-Oliver Schickentanz in den Flows nieder. „Besonders gefragt waren europäische Aktien und US-Werte.“

Keine großen Sprünge mehr

Ob sich die DAX-Rallye in dieser Woche fortsetzen wird, hängt nach Meinung des Commerzbank-Analysten vom Konjunktur-Datenreigen und den verbleibenden Quartalsberichten in den USA ab. „Positive Überraschungen haben bisher zu deutlichen Kursreaktionen geführt.“ Vor dem Hintergrund der anhaltenden Geldschwemme, eines per Saldo nach wie vor günstigen Gewinnpotenzials und fehlender Anlagealternativen führt nach Auffassung der LBBW nach wie vor wenig an Aktien vorbei. Allerdings sei ein Großteil der Unterbewertungen von Unternehmen mittlerweile wettgemacht, weshalb die Luft wieder dünner werde. 

Jahresend-Rallye noch nicht vorbei

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Halver

In den USA scheint nach langer Vorbereitungszeit nun die Zinswende in den Startlöchern zu stehen. Die Federal Reserve hat den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken am Mittwochabend zwar bei null bis 0,25 Prozent belassen. Eine Entscheidung über eine Erhöhung stehe zum Jahresende jedoch fest auf der Agenda. Damit wagt die Notenbankchefin voraussichtlich die erste Straffung der Geldpolitik in fast zehn Jahren.

„Die Fed sollte sich nicht wie ein trotziges Kind aufführen und eine Zinserhöhung nur deshalb durchführen, um der Finanzwelt zu zeigen, dass sie es kann“, urteilt Robert Halver von der Baader Bank. Und wenn sie dahin gehend handele, empfehle sich eine restriktive Zinspolitik in homöopathischen Dosen. „Die US-Zentralbank sollte sich ihrer tragenden Rolle bei der Stabilisierung von Weltkonjunktur und Finanzmärkten sowie zur Deflationsbekämpfung sehr bewusst sein.“

Die Liquidität der EZB bleibe angesichts unattraktiver Zinsanlagen so etwas wie die Aorta der Aktienmärkte, mindestens aber eine Teilkaskoversicherung gegen Kursverluste. „So wird die Jahresend-Rallye an den Aktienmärkten im Trend weitergehen“, prognostiziert Halver, dem auch vor 2016 nicht bange ist. Auf die Rückkehr der Geldpolitik zur Normalität könne man lange warten.

DAX-Bullen bleiben am Ball

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Wenner

Mit der famosen Oktober-Rallye haben sich nach Auffassung von Franz Georg Wenner die technischen Aussichten für den DAX auf den ersten Blick deutlich verbessert. „Einige Widerstände wie bei 10.400 und 10.650 Punkten wurden recht dynamisch überwunden und dürften nun einen Rollentausch hin zu einer Unterstützung erfahren haben“, erklärt der Betreiber von chartanalysen-online.de.

Es gebe aber eine Kehrseite der Medaille. Der ungewöhnlich starke Anstieg der Aktienmärkte in kürzester Zeit zeige einige Parallelen mit der Situation im Januar und Februar. Zuletzt habe der DAX mit einer Differenz von gut 8 Prozent ungewöhnlich weit über seiner 21-Tage-Linie notiert. „Solche Extremwerte sind sehr selten und wurden zuletzt vor rund neun Monaten erreicht.“ Damals habe der Markt die überhitzte Lage über eine Seitwärtsbewegung abgebaut. „Auch jetzt sind mit Blick auf die saisonal günstige Phase kaum größere Gewinnmitnahmen zu erwarten.“

„Im Idealfall behauptet sich der DAX für die nächsten zwei, drei Wochen oberhalb von 10.650 Punkten“, beschreibt Wenner. Auch ein Rücksetzer bis 10.300 bzw. 10.400 Punkte sei noch akzeptabel. „Anleger dürften die mögliche Korrektur dann zum Positionsaufbau nutzen.“ Bleibe die Nachfrage an diesem Punkt indes schwach, drehe die Tendenz aller Voraussicht nach wieder abwärts Richtung Jahrestief bei 9.340 Punkten.

„Im Hauptszenario behalten aber die Käufer die Oberhand und dürften den DAX spätestens gegen Monatsende über die 11.000er-Marke führen.“ Knapp darüber sei an der 200-Tage-Linie bei 11.050 Zählern noch einmal mit größeren Gewinnmitnahmen zu rechnen. In einem weiterhin sehr freundlichen Umfeld würde die Signallinie aber voraussichtlich keine Herausforderung darstellen. „Mittelfristige Hürden liegen dann erst wieder an den Sommer-Umkehrpunkten bei 11.600 bis 11.900 Zählern.“

Nachhaltigkeit fehlt

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Schmidt

Auch für Christian Schmidt von der Helaba hat sich das DAX-Chartbild mit dem Sprung über die wichtigen Widerstandsmarken bei 10.491, 10.656 und 10.769 Punkten spürbar aufgehellt. „Nun gilt es, diesen Eindruck nachhaltig zu untermauern.“ Bei den genannten Marken handele es sich einerseits um die 100-Tagelinie und andererseits um das 61,8 Prozent-Retracement. Da sich das deutsche Aktienbarometer aktuell innerhalb einer Korrektur-Formation befinde, empfiehlt Schmidt Anlegern, einen Ausbruch aus dieser abzuwarten. Auf der Unterseite sei es ratsam, die Strukturmarke bei 10.797 und den Cluster bei 10.656 Zählern im Auge zu behalten.

Schwindende DAX-Dynamik bereitet Sorgen

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Geyer

Für Christoph Geyer ist der DAX in den Bereich einer Widerstandslinie gestiegen und hat hier deutlich an Aufwärtsdynamik verloren. „Die rückläufigen Umsätze zeigen an, dass die Marktbreite bislang nicht vorhanden war.“ Auch wenn die Indikatoren noch keine Signale gegeben hätten, lässt eine Korrekturbewegung nach Meinung des technischen Analysten der Commerzbank nicht mehr allzu lange auf sich warten. „Ein Test der Aufwärtstrendlinie sollte mindestens erwartet werden.“

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Freitag, 6. November

8.00 Uhr. Deutschland: Nettoproduktion September. Nach sehr schwachen Produktionsdaten im August nimmt das deutsche produzierende Gewerbe nach Beobachtung der Deka Bank Anlauf, das Quartal versöhnlich zu beenden. Eine Belastung durch die Schulferien gebe es wohl keine mehr, eine Entlastung sei aber auch nicht zu erwarten. Obwohl im September mehr Aufträge auf den Auftragszetteln stünden, falle das gesamt Quartal eher mager aus. Die Deka Bank-Analysten erwarten daher einen Anstieg der Produktionstätigkeit, der allerdings nicht das Juli-Niveau erreichen werde.

14.30. USA: Arbeitslosenquote außerhalb der Landwirtschaft Oktober. Der nächste US-Arbeitsmarktbericht könnte der Deka Bank zufolge maßgeblich über die erste Zinserhöhung seit 2006 entscheiden. Zwei Monate mit schwächeren Beschäftigungszuwächsen hätten eher enttäuscht. Stabil seien hingegen die meisten Arbeitsmarktindikatoren geblieben, mit deren Hilfe man die Beschäftigungsentwicklung prognostizieren könne. Deren Stabilität habe sich im Oktober fortgesetzt, sodass die Deka Bank mit einem etwas höheren Beschäftigungsaufbau rechnet. Die Arbeitslosenquote lag im September noch knapp oberhalb von 5,0 Prozent. Wahrscheinlich werde diese Grenze nun erreicht werden.

Alle relevanten Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf boerse-frankfurt.de/termine.

von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 2. November 2015