Wochenausblick: Katastrophe in Japan überschattet alles

14. März 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Nachrichten aus Japan sorgen für extreme Nervosität auch auf dem Parkett hierzulande. Der Nikkei verzeichnet am ersten vollen Handelstag nach dem Erdbeben herbe Verluste von über 6 Prozent und sinkt unter die wichtige Marke von 10.000 Punkten. Vor allem Aktien der Kraftwerksbauer und -betreiber sind vom Ausverkauf betroffen, aber auch Unternehmen aus der Automobil-, Elektro- und Ölindustrie. Um die Märkte zu beruhigen, kündigt die japanische Notenbank an, über 130 Milliarden Euro in den Markt pumpen zu wollen. Auch die Rohstoffpreise fallen, etwa kostet ein Barrel Rohöl der Sorte Brent, für das Anfang der Woche mit über 118 US-Dollar noch so viel bezahlt werden musste wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr, heute nur noch 112 US-Dollar.

Vorhersagen problematisch

Oliver Roth von Close Brothers Seydler rechnet mit lediglich moderaten Abschlägen für die deutschen Aktien: „Bislang sieht es so aus, als ob die Folgen lediglich für Japan extrem sein werden, für die Weltwirtschaft weniger.“ Das sei aber nur „Stand heute“, durch die Nachrichtenlage könne sich das jederzeit ändern. „Die Unsicherheit ist groß, vor allem wissen wir nicht, ob es zu einem Gau kommt beziehungsweise gekommen ist oder nicht“, kommentiert Klaus Stabel von ICF Kursmakler. Prognosen seien daher extrem schwierig. Die Verluste an den Börsen halten sich seiner Einschätzung nach bislang noch in Grenzen: Nach dem Erdbeben im japanischen Kobe 1995 hätten die Aktienmärkte 20 Prozent verloren – allerdings über mehrere Wochen hinweg. Mehr oder weniger fest ausgehen könne man allenfalls von Kursgewinnen bei Windkraft- und Solarenergieunternehmen.

Live-Ticker bestimmt Aktienmärkte

Halver
Halver

Laut Robert Halver von der Baader Bank schlagen passend zur Fastenzeit auch die Börsen den Leidensweg ein: „Wohl und Wehe für die Aktienmärkte hängen von der Entwicklung im arabischen Raum, vom Ölpreis und von der Schadensbilanz in Japan ab, die insbesondere die (Rück-)Versicherer negativ treffen wird.“ Die Unsicherheit wird seiner Ansicht nach noch weiter gehen, der Live-Ticker sei „zum Herren der Märkte“ geworden.

Andere Themen zählen nicht

Nachrichten, wie etwa die Herabstufung Griechenlands und Spaniens durch die Rating-Agentur Moody`s in der vergangenen Woche und die überraschend schnelle Einigung über die Ausweitung des Euro-Rettungsschirms auf dem EU-Gipfel am Wochenende, werden derzeit kaum beachtet. Der DAX war in der vergangenen Woche erstmals seit Mitte Januar wieder unter die Marke von 7.000 Punkten gerutscht und im Wochenvergleich mit einem Verlust von 2,7 Prozent aus dem Handel gegangen, heute Morgen liegt das deutsche Aktienbarometer bei 6.872 Punkten.

Wichtige Konjunktur- und Unternehmensdaten

Dienstag, 15. März

Quartalszahlen BMW

11.00 Uhr. Deutschland: ZEW-Indikator März. Die Helaba prognostiziert 10 Punkte nach 15,7 im Februar, liegt damit aber deutlich unter den Konsensschätzungen (15,6).

14.30 Uhr. USA: New York Empire State Index März. Analysten gehen Umfragen zufolge von durchschnittlich 16 Punkten aus nach 15,4 im Vormonat. Der New York Empire State Index ist ein Maß für die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Einschätzung der nächsten sechs Monate im produzierenden Gewerbe des Staates New York. Ein Wert über 0 signalisiert eine positive Wirtschaftsentwicklung, ein Wert unter 0 eine Verschlechterung.

20.15 Uhr. USA: Federal Reserve Sitzungsergebnis. Nach Einschätzung der DekaBank wird die Fed weiterhin eine „ausgedehnte Periode“ niedriger Leitzinsen in Aussicht stellen und den Ankauf von Staatsanleihen fortsetzen. Zwar registriere die Zentralbank positive Signale von den US-Konjunkturdaten, gleichzeitig sei sie aber nach wie vor unzufrieden mit der hohen Arbeitslosigkeit. Zudem rechneten die meisten Zentralbanker mit weiterhin geringer Inflation.

Mittwoch, 16. März

11.00 Uhr. EU: Konsumentenpreise Februar.

14.30 Uhr. USA: Erzeugerpreisindex Februar. Umfragen zufolge rechnen Marktbeobachter im Schnitt mit einem Plus von 0,6 Prozent im Monats- und 4,7 im Jahresvergleich.

14.30 Uhr. USA: Wohnbaubeginne/-genehmigungen Februar. Die Helaba prognostiziert bei den Baubeginnen einen Rückgang um 3,5 Prozent sowie bei den Baugenehmigungen ein kleines Plus von 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat.

Donnerstag, 17. März

Quartalszahlen Deutsche Lufthansa, HeidelbergCement, Porsche

14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise Februar. Die Verbraucherpreise in den USA dürften erneut relativ kräftig um 0,4 Prozent im Monatsvergleich zugelegt haben, meint die DekaBank. Wichtigster Preistreiber sei nach wie vor das Benzin, zudem sei von weiter steigenden Lebensmittelpreisen auszugehen.

15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion Februar. Nachdem es witterungsbedingt zu einem kleinen Rückgang der Industrieproduktion im Januar gekommen war, rechnet HSBC Trinkaus & Burkhardt für den Februar mit einem Plus von 0,6 Prozent im Monatsvergleich.

16.00 Uhr. USA: Philadelphia Fed Index März. Die Analysten von HSBC Trinkaus & Burkhardt erwarten zwar einen Rückgang, mit den prognostizierten 30 Punkten werde aber immer noch ein äußerst robuster Wert ausgewiesen werden. Der Index der Philadelphia Federal Reserve Bank zählt zu den wichtigsten Frühindikatoren für den US-Markt. Ein positiver Indexstand deutet auf eine weitere Expansion der US-Wirtschaft hin.

Freitag, 18. März

Großer Verfallstag („Dreifacher Hexensabbat“)

8.00 Uhr. Deutschland: Erzeugerpreise Februar. Die Helaba erwartet ein Plus von 0,5 Prozent gegenüber dem Januar, im Jahresvergleich erwartet sie 6,2 Prozent.

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© 14. März 2011/Anna-Maria Borse