Wochenausblick: Keine Merkel-Rallye

2+personen+headset+computer+188x80.jpg

23. September 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Ausgang der Wahlen in Berlin dürfte Analysten zufolge der guten Stimmung an den Börsen keinen Abbruch tun. Große Neuerungen werden von politischer Seite nämlich nicht erwartet: Wie Stefan Schilbe von HSBC Trinkaus bemerkt, erscheint als realistischste Regierungsoption in Berlin nun eine erneute große Koalition aus CDU/CSU und SPD. „In der Europapolitik sollte der bisherige Grundsatz von Zuckerbrot und Peitsche, nach der nur reformwillige Länder finanzielle Unterstützung erhalten, weiterhin Bestand haben.“

Nach Ansicht von Holger Schmieding von der Berenberg Bank macht es keinen so großen Unterschied, ob Merkel mit der FDP oder der SPD koaliert: „In Bezug auf europäische Themen würde sich der Ansatz kaum verändern.“ Die aktuelle, seiner Einschätzung nach erfolgreiche, Politik würde fortgeführt, die deutsche Haltung vielleicht etwas weniger hart. Extreme Positionen wie eine Einführung von Eurobonds und ein Schuldentilgungspakt würden aber nicht umgesetzt.

Liquidität bleibt

reinwand+markus+120x125.jpg
Reinwand

Für das Auf und Ab an der Börse bleiben andere Themen wichtiger. Wie Markus Reinwand von der Helaba erklärt, hatte die Euphorie der vergangenen Wochen mehrere Ursachen: „Ein Grund für den Stimmungsumschwung war die Deeskalation im Syrienkonflikt.“ Die größte Überraschung habe aber die US-Notenbank bereitet: „Dass vorerst ganz auf eine Reduzierung der Wertpapierkäufe verzichtet wird, hat wohl die meisten Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt.“

Wegen der weiterhin expansiven US-Geldpolitik sei für die kommenden Monate zunächst noch mit einer Fortsetzung des Aufwärtstrends an den Aktienmärkten zu rechnen, die Bank sieht den DAX bis Jahresende in einer Spanne zwischen 8.300 bis 9.000 Punkten. Die Phase überdurchschnittlicher Kurszuwächse sei allerdings bereits vorbei. Gemessen an der eigenen Historie wie auch im Vergleich zu den gängigen Anlagealternativen seien Dividendentitel inzwischen angemessen bewertet.

Charttechnik mahnt

geyer+christoph+120x125.jpg
Geyer

Christoph Geyer von der Commerzbank weist unterdessen darauf hin, dass die Rekordjagd an den internationalen Märkten nicht bis zum Wochenschluss durchgehalten werden konnte. „Am Freitag, dem großen Verfallstermin für Options- und Futures-Kontrakte, gaben die Leitbörsen einen Teil der zuvor aufgelaufenen Gewinne wieder ab.“ Einige Anzeichen deuteten daraufhin, dass nun eine Korrektur anstehe. „Im Falle des DAX dürfte diese in den Bereich des Ausbruchsniveaus führen.“

Am Montagmorgen notiert der DAX bei 8.695 Punkten leicht im Plus, vergangenen Donnerstag hatte das deutsche Börsenbarometer mit 8.770,10 Punkten ein neues Rekordhoch erklommen. Der Dow Jones war bereits am Mittwoch auf ein neues historisches Hoch von 15.709,60 Zählern geklettert. Der Euro zeigt sich gegenüber dem US-Dollar weiter stark und wird am Montagmorgen zu 1,3558 US-Dollar gehandelt.

Wichtige Konjunktur- und Unternehmensdaten

Montag, 23. September

  • 9.30 Uhr. Deutschland: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe/Dienstleistungen September.
  • 10.00 Uhr. EU: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe/Dienstleistungen September.

Dienstag, 24. September

  • 10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima September. Die DekaBank rechnet mit einem merklich ansteigenden ifo-Geschäftsklima. Globale Frühindikatoren wie der Welteinkaufsmanagerindex oder Frachtratenindikatoren zeigten wieder nach oben, daneben scheine sich auch die Konjunktur in Europa zu stabilisieren. All das werde die Exporterwartungen der deutschen Unternehmen und mit diesen die Geschäftserwartungen nach oben treiben. Auch die Lageeinschätzung werde von der an Robustheit gewinnenden Konjunktur profitieren.
  • 16.00 Uhr. USA: Verbrauchervertrauen Conference Board September. Die Stimmung der privaten US-Haushalte dürfte sich laut DekaBank im September nur geringfügig verändert haben. Eine Belastung resultiere vermutlich aus dem eher enttäuschenden jüngsten Arbeitsmarktbericht und den im Monatsvergleich nochmals gestiegenen Hypothekenzinsen. Positiv wirke das bisherige Ausbleiben eines militärischen Eingriffs in Syrien. Das Verbrauchervertrauen Conference Board ist ein wichtiger US-Frühindikator.

Mittwoch, 25. September

  • 14.30 Uhr. USA: Auftragseingänge langlebige Güter August. Wie Robert Halver von der Baader Bank bemerkt, zeigt der Einkaufsmanagerindex der Region Chicago, dass sich die US-Konjunkturerholung fortsetzt. Dieser Trend werde auch von den „harten“ Daten der Auftragseingänge langlebiger Güter unterstrichen werden.
  • 16.00 Uhr. USA: Neubauverkäufe August. Umfragen zufolge wird von 425.000 ausgegangen, das wäre ein Plus gegenüber dem Vormonat.

Freitag, 27. September

  • 11.00 Uhr. EU: Economic Sentiment September.
  • 14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise September. Die Helaba rechnet mit einem Zuwachs von 0,1 Prozent gegenüber dem August, im Jahresvergleich ergäbe sich eine Rate von unverändert 1,5 Prozent.
  • 14.30 Uhr. USA: Persönliche Einnahmen/Ausgaben August. Analysten prognostizieren im Schnitt einen Zuwachs von 0,4 Prozent bei den Einkommen und 0,3 Prozent bei den Ausgaben, das wäre in beiden Fällen mehr als im Vormonat.

Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf boerse-frankfurt.de/termine.

von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG

© 23. September 2013