Wochenausblick: Keine ruhige Weihnachtszeit

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15. Dezember 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Jahresendspurt sieht anders aus: Nach dem Kursrutsch zum Wochenausklang rechnen die meisten Analysten auch für die letzte volle Handelswoche vor Weihnachten mit fallenden Notierungen. Es gibt mehrere Gründe: Lange Zeit wurde der sinkende Ölpreis – am Freitag fiel der Brent-Preis auf den tiefsten Stand seit Anfang 2009 – als Konjunkturprogramm begrüßt, jetzt mehren sich die Sorgen wegen negativer Folgen in Form von Unternehmens- oder sogar Staatspleiten. Dass bei der Präsidentenwahl in Griechenland am kommenden Mittwoch die linke Oppositionspartei Syriza siegen könnte, schürt ebenfalls Ängste. Zudem rechnet die chinesische Notenbank für 2015 jetzt nur noch mit einem Wachstum von 7,1 Prozent nach geschätzten 7,4 Prozent 2014, wie am Wochenende bekannt wurde.

Die Vorgaben von den Börsen aus den USA vom Freitag und aus Asien am heutigen Montag sind jedenfalls tiefrot. Der DAX liegt am Montagmorgen bei 9.625 Punkten, vor zehn Tagen war mit 10.093 Zählern noch ein Rekordhoch erreicht worden.

Nur kurzer Rücksetzer

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Salomon

Stefan Salomon von godmode-trader.de zufolge wird sich die Abwärtsbewegung kurzfristig noch fortsetzen. „Aus charttechnischer Sicht besteht jedoch zwischen der Mitte einer langen weißen Tageskerze vom 21. November bei circa 9.600 Punkten bis zu deren Tief bei 9.508 eine gute Unterstützungszone“, erläutert der Charttechniker. Auch in Verbindung mit der 200-Tagelinie, die bei circa 9.530 Punkten notiere, könne sich hier eine Stabilisierung durchsetzen. Weitere Abgaben seien jedoch bei einem Fall unter 9.500, 9.460 sowie folgend unter 9.380 Punkte zu erwarten. „Eine wesentliche Aufhellung der Chartsituation ergibt sich erst bei einem Anstieg über 9.800 sowie 9.950 Punkten.“

Jahresendrallys häufig

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Henke

Auch laut Christian Henke von IG sollten Anleger „die Flinte nicht ins Korn werfen“, in den vergangenen dreißig Jahren habe der DAX zwischen Mitte Dezember und Anfang Januar mitunter deutlich zugelegt. Mitte November sei der wieder steigende gewichtete 200-Tage-Durchschnitt zurückerobert worden. „Solange die Glättungslinie gen Norden zeigt und der DAX darüber notiert, ist die mittelfristige Hausse weiterhin intakt.“ Der alt bekannte Trendfolgeindikator notiere zurzeit bei 9.462 Punkten und fungiere als zusätzliche Verteidigungslinie der Bullen. Allerdings werde erst oberhalb des zuletzt erklommenen Rekordhochs die Aufwärtsbewegung wieder aufgenommen. „In diesem Fall bestünde charttechnisches Kurspotenzial bis in den Bereich bei 10.600 Punkten.“

Potenzial durch Euro und Öl

Fundamental argumentierende Analysten sind ohnehin optimistisch: Nach Einschätzung der DekaBank ist der Markt insgesamt nicht besonders teuer und im relativen Vergleich zu Unternehmensanleihen sogar sehr günstig bewertet. „Global betrachtet bleibt die Weltwirtschaft, von einzelnen regionalen Schwächen abgesehen, in einen soliden Zustand“, erklären die Analysten in ihrem Ausblick für Dezember und Januar. Deutsche Unternehmen würden hiervon in den kommenden Monaten besonders profitieren. „Sie erhalten zudem Unterstützung von der Euro-Abwertung und den sinkenden Rohstoffpreisen. Die Unternehmensgewinne sind somit gut abgesichert.“

Lieber klein als groß

Thomas Angermann, Fondsmanager des UBS European Small Caps Fund, sieht für das kommende Jahr vor allem Chancen für Aktien von Firmen kleiner und mittlerer Marktkapitalisierung, also Small Caps. „Nebenwerte sind jetzt günstiger bewertet als die großen Konzerne.“ Setze man den Firmenwert in Relation zu den für 2015 erwarteten Gewinnen vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen, wiesen Small Caps einen Multiplikator von 6,5 auf, bei den höher kapitalisierten Pendants seien es im Schnitt 7,5. „Da bei den Nebenwerten im kommenden Jahr zugleich ein schnelleres Wachstum zu erwarten ist, sind Small Caps derzeit attraktiver“, urteilt Angermann.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Dienstag, 16. Dezember

10.00 Uhr. EU: Einkaufsmanagerindex Dezember. Nach Ansicht der DekaBank bleibt es eine mühsame Erholung und ein steiniger Weg, den die Wirtschaft in der Eurozone beschreite, das werde sich auch in den Einkaufsmanagerindizes niederschlagen. Ein leichtes Plus von 51,1 auf 51,5 Punkte sei aber erreichbar, da die geopolitischen Krisen in den Hintergrund gerückt seien, die Energiepreise weiter zurückgingen und der schwache Euro stütze.

Mittwoch, 17. Dezember

11.00 Uhr. Deutschland: ZEW-Indikator Dezember. Die Commerzbank geht „ziemlich sicher“ von einem erneuten deutlichen Anstieg des Indikators aus, erwartet wird ein kräftiges Plus von 11,5 auf 30,0 Punkte.

20.00 Uhr. USA: US-Notenbankentscheid. Geldpolitische Veränderungen sind der Postbank zufolge nicht zu erwarten. Dennoch sei das Sitzungsergebnis nicht ohne Brisanz. Wichtig sei nämlich, ob die Fed an der Formulierung festhalte, den Leitzins noch für einen „bedeutsamen Zeitraum“ bei 0 bis 0,25 Prozent zu belassen.

Donnerstag, 18. Dezember

10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima Dezember. Mit dem drastischen Verfall des Ölpreises und der Abwertung des Euro hellen sich die Kosten- und Absatzperspektiven der Unternehmen auf, meint die DekaBank. Die Analysten rechnen mit einem merklichen Anstieg des ifo-Geschäftsklimaindex von 104,7 auf 106 Punkte.

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Von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 15. Dezember 2014