Wochenausblick: Kurs auf 9.000 Punkte

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21. Oktober 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Hoch, höher, am höchsten: Die Abwendung des US-Staatsbankrotts, positive Wachstumsdaten aus China und gute Unternehmenszahlen haben Aktienmärkte vergangene Woche in nie gekannte Höhen klettern lassen: Der DAX erreichte am Freitag mit 8.865,10 Punkten einen neuen Rekord, der S&P 500 ebenso. Das deutsche Börsenbarometer hat damit seit Ende Juni um 15 Prozent zugelegt, der Euro Stoxx 50 – der allerdings immer noch weit unter seinem Rekordstand von 2007 notiert – sogar um 21 Prozent.

Nun rückt für den DAX die 9.000er Marke in Reichweite: Die Beilegung des US-Haushaltskonflikts hat Anleger zwar nicht wirklich überzeugt, viele erwarten, dass dem Land schon im Januar ein Déjà-vu droht. Einen positiven Effekt hat die Einigung aber dennoch: „Als Nebenwirkung kristallisierte sich zuletzt immer stärker heraus, dass die US-Notenbank ihren Ausstieg aus den Anleihekäufen weiter nach hinten verschieben wird“, erklärt die Landesbank Berlin. Eine erste Reduzierung werde nun wohl erst 2014 erfolgen. „Die Liquidität steht den Kapitalmärkten als Antriebsmotor weiter zur Verfügung. Der DAX dürfte die 9.000er Marke knacken.“

Auch Wachstumszahlen überzeugen

Positiv sei aber auch, dass die Talsohle des Wachstums im Euroraum wohl durchschritten sei. Zudem sei die Bewertung noch nicht zu hoch. „Allerdings sollte nach dem rasanten Anstieg eine Konsolidierung nicht überraschen, da auch mit der Fortsetzung des US-Etatstreits, der Euro-Schuldenkrise und der verschobenen geldpolitischen Straffung starke Belastungsfaktoren vorhanden sind.“ Am Montagmorgen notiert der DAX bei 8.828 Punkten und damit leicht im Minus. Der Euro wird zu 1,3684 US-Dollar gehandelt, nur knapp unter dem Jahres- und Zweijahreshoch jenseits der Marke von 1,37 US-Dollar.

DAX nicht übertrieben hoch

Nach Ansicht von Ralph Solveen von der Commerzbank ist der Kursanstieg am deutschen Aktienmarkt in erster Linie auf die expansive Geldpolitik zurückzuführen. „Die Gewinnerwartungen sind zuletzt sogar eher wieder gefallen.“ Zwar sei der DAX noch nicht überbewertet. „Weitere signifikante Kursgewinne wird es aber wohl nur geben, wenn die Gewinnerwartungen zulegen.“ Der Analyst geht allerdings davon aus, dass sich die ifo-Geschäftserwartungen, die am Freitag veröffentlicht werden, im Oktober erneut leicht aufgehellt haben. In der Vergangenheit seien die Gewinnerwartungen für DAX-Unternehmen den ifo-Geschäftserwartungen mit einer Verzögerung von etwa 6 Monaten gefolgt. „Dies würde die Aussichten auf eine weitere spürbare Aufwärtsbewegung im kommenden Jahr verbessern.“

Nur Mutige sollten sich aus der Deckung wagen

Auch Frank Wohlgemuth und Bernd Scharr von der WGZ Bank sind optimistisch für die weitere Kursentwicklung der Aktienmärkte, raten Investoren jedoch erst einmal eine Lösung im US-Haushaltstreit abzuwarten. „Zu groß ist aus unserer Sicht die mangelnde Konsensfähigkeit in der US-Politik, um jetzt schon Entwarnung zu geben. Mutige Anleger können sich aber bereits aus der Deckung wagen und gezielte Käufe in europäische Qualitätstitel vornehmen, die sich durch ein international diversifiziertes Geschäftsmodell und hohe sowie stetige Ausschüttungen auszeichnen“, erklären die Analysten.

Charttechnik mahnt

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Schmidt

Nach Ansicht von Christian Schmidt, technischer Analyst bei der Helaba, ist eine Korrektur allerdings nicht unwahrscheinlich. Im Zuge der Lösung des US-Etatstreits sei der DAX zwar auf ein neues Allzeithoch geklettert, dem in der Regel ein prozyklischer Charakter zugeschrieben werde. „Einschränkend muss aber erwähnt werden, dass dieses von einer relativ schwachen Bewegungsdynamik, nicht merklich steigenden Umsätzen und verschiedenen negativen Divergenzen begleitet wurde.“ Auch die kleiner werdenden Tageskerzen sprächen für eine – möglicherweise auch ausgeprägte – Korrekturbewegung.

Was die Agenda für diese Woche angeht, stehen mit den Arbeitslosenzahlen für die USA, den Einkaufsmanagerindizes für Europa und dem ifo-Geschäftsklima wichtige Daten zur Veröffentlichung an. Bei einigen Zahlen ist es nach der Schließung der US-Behörden allerdings noch unsicher, ob diese überhaupt plangemäß bekannt werden. Weitere, die in den vergangenen Wochen „ausgefallen“ waren, könnten nachgereicht werden, etwa die US-Industrieaufträge im August sowie Einzelhandelsumsätze, Baugenehmigungen und Industrieproduktion im September. Daneben nimmt die Quartalsberichterstattung, die in den USA schon weit fortgeschritten ist, in Deutschland an Fahrt auf: Mit SAP, Daimler und BASF berichten gleich drei der ganz großen DAX-Unternehmen über das abgelaufene Vierteljahr.

Wichtige Konjunktur- und Unternehmensdaten

Montag, 21. Oktober

Quartalszahlen SAP, Philips

16.00 Uhr. USA. Verkauf bestehender Häuser September. Die leichte Abschwächung der Erholungsdynamik dürfte sich laut HSBC Trinkaus fortgesetzt haben: Die Analysten rechnen mit einem Monatsrückgang um gut 4 Prozent auf annualisiert rund 525.000 Einheiten. Damit werde der Vorjahreswert allerdings immer noch um rund 10 Prozent überboten.

Dienstag, 22. Oktober

Quartalszahlen Novartis

14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenzahlen September. Die DekaBank hat ihre Einschätzung nicht geändert: Die Analysten erwarten weiterhin einen Beschäftigungsaufbau in Höhe von 190.000 Stellen sowie einen Rückgang der Arbeitslosenquote auf 7,2 Prozent.

Mittwoch, 23. Oktober

Quartalszahlen Peugeot Citroen, MTU Aero Engines, Iberdrola, GlaxoSmithKline, Boeing

Donnerstag, 24. Oktober

Quartalszahlen Daimler, ABB, Credit Suisse, Banco Santander, Renault, Unilever

9.30 Uhr. Deutschland: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe/Dienstleistungen Oktober. Umfragen zufolge wird für Deutschland von mehr oder weniger unveränderten Zahlen ausgegangen: Für das Verarbeitende Gewerbe werden 51,3 nach 51,1 Punkten prognostiziert, für die Dienstleistungen 53,6 nach 53,7.

10.00 Uhr. EU: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe/Dienstleistungen Oktober. Die Zahlen werden der DekaBank zufolge zeigen, dass die Konjunktur in Euroland auf Erholungskurs bleibt. Nach der guten Entwicklung in den Vormonaten sei allerdings mit einer kleinen Verschnaufpause zu rechnen. Der Grund: Starke positive Stimmungstreiber aus den Ländern der Währungsunion seien ausgeblieben.

16.00 Uhr. USA: Neubauverkäufe September.

Freitag, 25. Oktober

Quartalszahlen BASF, Procter & Gamble, BBVA

10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima Oktober. Die Stimmung der deutschen Unternehmen hat sich laut DekaBank leicht verbessert. Unternehmer interpretierten die jüngsten Ereignisse in den USA ähnlich gelassen wie die sonst eher nervösen Finanzmarktanalysten. Zudem seien aus Euroland keine neuen Schreckensmeldungen gekommen, sondern vielmehr einzelne Lichtblicke.

10.30 Uhr. Großbritannien: BIP 3. Quartal. Großbritannien, das erste große Land mit BIP-Zahlen für das dritte Quartal 2013, ist nach Einschätzung von HSBC Trinkaus gut in den Zeitraum gestartet, insgesamt erwarten die Analysten mit 0,7 Prozent Wachstum soviel wie im Vorquartal. Zuletzt hätten die Zahlen aus Industrie und Einzelhandel aber enttäuscht, was auf eine sich abschwächende Wachstumsdynamik hindeute.

14.30 Uhr. USA: Auftragseingänge langlebiger Güter September. Die Helaba rechnet mit einem Plus von 3 Prozent nach nur 0,1 Prozent im August.

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von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 21. Oktober 2013