Wochenausblick: Kurze Delle oder zyklisches Hoch?

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10. März 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Schwellenländersorgen reißen nicht ab. Gerade schienen die Turbulenzen an den Devisen- und Rentenmärkten vieler Emerging Markets einigermaßen verdaut und der DAX zurück im Aufwärtsmodus, da zeichnet die Krim-Krise den Börsianern schon wieder neue Sorgenfalten auf die Stirn. Und die zum Jahresende 2013 noch allseits prophezeite Fortsetzung der Aktienhausse lässt – zumindest beim DAX – weiter auf sich warten.

Im Gegensatz zu den US-Indizes, die sich bislang eher immun gegen die Krim-Krise zeigen und vergangene Woche erneut Rekordhochs markierten, ist der deutsche Leitindex um rund 350 Punkte abgesagt. Am heutigen Montagmorgen notiert der DAX mit 9.300 Zählern erneut 50 Punkte und damit ein halbes Prozent tiefer als zum Wochenschluss, d.h. wieder weit entfernt von der kürzlich schon fast sicher geglaubten 10.000-Punkte-Marke.

Politische Börsen schwer einschätzbar

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Halver

„Die Finanzmärkte befürchten negative Ausstrahleffekte der Krim-Krise auf die europäische Wirtschaft. Die Sorgen fokussieren sich insbesondere auf Wirtschaftssanktionen, die eine eingeschränkte Energieversorgung nach sich ziehen könnten“, erklärt Robert Halver von der Baader Bank. Schließlich stammten rund 45 Prozent der Gasimporte der EU aus Russland, die Hälfte davon erreiche uns über die Ukraine.  

Dennoch bleibt Halver grundsätzlich optimistisch: „Sicherlich sorgt der Konflikt um die Krim und die Ukraine für politische Börsen, die naturgemäß mangels historischer Verlaufsmuster schwierig einzuschätzen sind. Eine Eskalation der Krim-Krise scheint jedoch nicht zu erwarten zu sein.“ Eine diplomatische Lösung über eine russische Kontrolle der Krim scheint aus Sicht der Finanzmarktstrategen aktuell das wahrscheinlichste Ergebnis zu sein.

„Und mit diesem erwarteten Abebben der Krim-Krise werden sich die risikoreicheren Anlageklassen wieder erholen“, erwartet Halver. Allerdings weist der Stratege darauf hin, dass eine diplomatische Lösung eine klare Bedingung wäre.

Zyklisches Hoch in Sicht?

Etwas skeptischer zeigt sich hingegen Berndt Fernow von der LBBW. Der Analyst schätzt die von der Krim-Krise ausgehende Belastung für den Aktienmarkt zwar ebenfalls als eher vorübergehender Natur ein. Dennoch nähere sich die Aktienmarktbewegung inzwischen einem zyklischen Hoch. „Wir sehen auch im Falle einer Entspannung des Krim-Konfliktes vorerst keine Treiber, die den Aktienmarkt in neue Höhen befördern könnten. Der konjunkturellen Beschleunigung in den Industriestaaten steht eine Abschwächung in vielen großen Schwellenländern gegenüber. Nach zweieinhalb Jahren Hausse ohne wirklichen Gewinnfortschritt sind die Börsen recht teuer geworden“, konstatiert Fernow.

Klares Warnsignal

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Reinwand

Ähnlich argumentiert auch Markus Reinwand von der Helaba: „Hinter den Erwartungen bleibende Unternehmensergebnisse, mehrheitlich negative Gewinnrevisionen und inzwischen recht ambitionierte Bewertungsrelationen sprechen dafür, dass bei Aktien kaum noch etwas zu holen ist.“ Auch der hohe Anteil von Insider-Verkäufern sei ein klares Warnsignal. „Zudem haben in den vergangenen Monaten sehr viele Private Equity- und Venture Capital-Unternehmen ihre Beteiligungen an der Börse versilbert. Die wirkliche Bewährungsprobe für Aktien dürfte also noch bevorstehen“, meint Reinwand.

Kein Grund für Optimismus

Das Chartbild des DAX hat sich mit dem Rücksetzern der vergangenen Woche jedenfalls erheblich verschlechtert, wie Wieland Staud von Staud Research erläutert: „Nach dem Fall unter die 9.500er Marke gibt es technisch keinen Grund mehr, für die kurze Sicht auch nur halbwegs optimistisch zu sein. Vielmehr ist die Wahrscheinlichkeit für eine Ausweitung der von den Jahreshochs begonnenen Konsolidierung so groß wie lange nicht mehr“, warnt der technische Analyst und spricht von einem bärischen Szenario, das durchaus auch die Tiefs aus dem Februar auf den Plan rufen könnte.

Kein Grund für Optimismus

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Staud

Das Chartbild des DAX hat sich mit dem Rücksetzern der vergangenen Woche jedenfalls erheblich verschlechtert, wie Wieland Staud von Staud Research erläutert: „Nach dem Fall unter die 9.500er Marke gibt es technisch keinen Grund mehr, für die kurze Sicht auch nur halbwegs optimistisch zu sein. Vielmehr ist die Wahrscheinlichkeit für eine Ausweitung der von den Jahreshochs begonnenen Konsolidierung so groß wie lange nicht mehr“, warnt der technische Analyst und spricht von einem bärischen Szenario, das durchaus auch die Tiefs aus dem Februar auf den Plan rufen könnte.

Wichtige Konjunktur- und Unternehmensdaten

In der kommenden Woche, in der wichtige Konjunkturdaten rar gesät sind, dürfte sich der Fokus der Finanzmarktteilnehmer aus Sicht der HSBC neben den Veröffentlichungen aus China auch auf die Sitzungen der europäischen Wirtschafts- und Finanzminister in Brüssel richten. Bei den Unternehmen richtet sich die Aufmerksamkeit der Anleger unter anderem auf die Lufthansa, die genauso wie der Düngemittel-Hersteller K+S am Donnerstag ihre Bilanz vorlegen will. Daneben werden unter anderem Volkswagen, E.on und die Deutsche Post Auskunft über ihre Profitabilität geben.

Montag, 10. März

  • 8.45 Uhr. Frankreich: Industrieproduktion, Januar. Während der Konsens ein leichtes Plus gegenüber dem Vormonat von 0,5 Prozent erwartet, zeigt sich die HSBC mit einer Prognose von minus 1 Prozent deutlich pessimistischer.
  • EU: Eurogruppen-Treffen, Brüssel. Die Zusammenkunft der nationalen Ressortchefs der Euro-Länder wird über die wirtschaftliche Situation im gemeinsamen Währungsraum auf Basis der jüngsten Winterprognosen der Europäischen Kommission, den ESM als mögliches Instrument zur direkten Bankenrekapitalisierung im Euroraum und die ökonomischen Anpassungsprogramme für Zypern, Griechenland und Portugal diskutieren.

Dienstag, 11. März

  • EU: Ecofin-Treffen, Brüssel. Die Finanzminister der EU-Länder werden sich in erster Linie mit dem einheitlichen Mechanismus zur Bankenabwicklung (SRM) befassen. „Die Ergänzung zum einheitlichen Aufsichtsmechanismus – Stichwort Bankenunion – soll möglichst zeitnah auf den Weg gebracht werden. Allerdings gibt es zum Teil noch recht unterschiedliche Auffassungen zwischen dem Rat und dem Europäischem Parlament über die genaue Ausgestaltung des SRM“, kommentiert die HSBC.

 Mittwoch, 12. März 

  • 11.00 Uhr. Eurozone: Industrieproduktion, Januar. Im Konsens gehen Analysten davon aus, dass die Industrieproduktion auf dem alten Kontinent im Januar um 0,5 Prozent gestiegen ist, nach minus 0,7 im Dezember. 

Donnerstag, 13. März 

  • 6.30 Uhr. China: Einzelhandelsumsätze und Industrieproduktion, Februar. Spekulationen um eine deutliche Abkühlung der chinesischen Konjunktur hatten in den vergangenen Monaten mehrfach für Unruhe an den internationalen Finanzmärkten gesorgt. Der Konsens erwartet, dass die Industrieproduktion im Februar um 9,5 Prozent gewachsen ist, nach zuvor 9,7 Prozent. 
  • 14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze, Februar. Börsianer erhoffen sich von den Zahlen Rückschlüsse darauf, ob die US-Notenbank an ihrer Politik der langsamen Straffung der Geldpolitik festhalten wird. Analysten sagen für Februar im Durchschnitt einen Anstieg von 0,2 Prozent zum Vormonat voraus, nach einem Minus von 0,4 Prozent im Januar. 

Freitag, 14. März 

  • 15.55 Uhr. USA: Konsumentenvertrauen (Uni Michigan), März. Laut Baader Bank werden zulegende Einzelhandelsumsätze und ein robustes Konsumentenvertrauen der Universität von Michigan in dieser Woche verdeutlichen, dass sich die binnenwirtschaftliche US-Konjunkturerholung fortsetzt.

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von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG
© 10. März 2014