Wochenausblick: Kurzfristige Rücksetzer möglich

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14. Januar 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Start ins neue Börsenjahr ist aus Anlegersicht geglückt – auch wenn die vergangenen Handelstage von einer Seitwärtsbewegung geprägt waren. So weisen die meisten wichtigen Indizes gegenüber dem Jahresultimo ein Kursplus auf – ein gutes Ohmen für das Gesamtjahr, meinen zumindest einige Analysten. „Wie schon 2012 brachte auch das neue Jahr kräftige Auftakt-Gewinne. Solche Jahre bringen im Mittel eine überdurchschnittliche Aktien-Performance. Dies ist zum einen marktpsychologisch begründbar – die Anleger sind von Anfang an im Gewinn und können weiter zukaufen. Weit verbreitete prozyklische Strategien verstärken diese Tendenz“, erklärt etwa Bernd Fernow von der LBBW. Zum anderen lasse ein fester Start auf eine grundsätzlich hohe Kaufbereitschaft der Institutionellen schließen.

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Reinwand

Auch die Helaba spricht von einer marktpsychologisch besonderen Bedeutung der Entwicklung zu Beginn eines Jahres. „So wird dem sogenannten Fünf-Tage-Indikator insbesondere an der US-Leitbörse eine hohe Aufmerksamkeit zuteil. Immerhin konnte der S&P 500 seit 1950 in 81 Prozent der Fälle einen Jahresgewinn verbuchen, wenn die ersten fünf Handelstage – wie in diesem Jahr – insgesamt mit einem Kursplus endeten“, kommentiert Analyst Markus Reinwand. Dennoch: Auf kurze Sicht sei zu viel Optimismus fehl am Platz. „Trotz positiver Aussichten für das Gesamtjahr sollte die Kursdynamik der vergangenen Wochen aber nicht einfach fortgeschrieben werden. Schließlich ist mit den Notierungen inzwischen auch die Erwartungshaltung der Anleger gestiegen, so dass es künftig weniger leicht fallen dürfte, diese zu übertreffen. Das positive Überraschungsmomentum der US-Konjunkturdaten lässt gegenwärtig bereits etwas nach“, warnt Reinwand.

Am Montagmorgen gewinnt der deutsche Leitindex DAX 0,1 Prozent auf 7.725 Punkte, für den Euro Stoxx 50 geht es gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag ebenfalls um 0,1 Prozent auf 2.748 Zähler aufwärts. Das Rentenbarometer Euro-Bund Future notiert mit 142,64 Prozent weiter deutlich unter den Höchstständen der vergangenen Wochen.

US-Berichtssaison in vollem Gange

Unterdessen nimmt die US-Berichts-Saison zum vierten Quartal, die am vergangenen Dienstag traditionell vom Aluminiumriesen Alcoa eingeläutet wurde, Fahrt auf. In der kommenden Woche werden voraussichtlich 40, in der Folgewoche 90 Unternehmen aus dem S&P 500 nachlegen. Ob die ohnehin robusten Notierungen an Wall Street dadurch neuen Auftrieb erhalten, ist aus Sicht der Helaba jedoch fraglich. „Aktien nehmen getreu der alten Börsenweisheit ‚buy the rumour, sell the fact’ in der Regel sowohl positive als auch negative Unternehmensberichte vorweg. Daher steigen bzw. fallen die Notierungen bereits im Vorfeld der Veröffentlichung. Während der Berichtssaison bleiben die Kursausschläge dagegen meist überschaubar“, erläutert Reinwand. Seit dem Ende der Berichterstattung zum dritten Quartal habe der S&P 500 gut 6 Prozent gewonnen. Damit dürften nach Einschätzung der Landesbank bereits relativ ordentliche Ergebnisse für das vierte Quartal 2012 in den Kursen eingepreis sein.

Charttechnik: Unterseite im Blick

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Geyer

Aus technischer Sicht befindet sich der DAX zwar weiter im Aufwärtstrend, dennoch stehen laut HSBC bei den Indikatoren mittlerweile Verkaufssignale zu Buche. „Da zudem zyklische Einflussfaktoren – Stichwort: Dekaden- und US-Präsidentschaftszyklus – eine Phase der Ernüchterung ab Mitte Januar nahelegen, sollten Anleger den Blick derzeit vor allem auf die Unterseite schweifen lassen“, rät der Marktechniker Jörg Scherer. Wichtig sei hier zunächst die Kurslücke vom 2. Januar bei 7.666 Punkten, deren Unterschreiten eine deutlichere Verschnaufpause bis knapp 7.500 Punkte nach sich ziehen dürfte. Auf diesem Niveau bilde die 38-Tages-Linie zusammen mit den alten Ausbruchsmarken zwischen 7.489 und 7.435 Punkten einen massiven Unterstützungsbereich.

Optimistischer zeigt sich indes die Commerzbank: Zwar beobachtet Analyst Christoph Geyer ebenfalls Verkaufssignale von Seiten der Indikatoren, diese sollten aber nicht überbewertet werden. „Aktuell baut sich eine trendbestätigende Formation auf, die einen Ausbruch nach oben erwarten lässt. Dieser kann in der kommenden Woche erfolgen und ein neues Jahreshoch generieren. Trotz der guten Ausgangslage sollte im Januar und Februar noch mit Korrekturen gerechnet werden“, fasst Geyer zusammen.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Von Konjunkturseite stehen eine ganze Reihe wichtiger US-Daten auf der Agenda, allen voran Industrieproduktion, Einzelhandelsumsätze und Verbraucherpreise im Dezember. Aus Deutschland kommt am Dienstag die BIP-Vorabschätzung des Statistischen Bundesamtes für das Gesamtjahr 2012. China veröffentlicht Wachstumszahlen zum vierten Quartal.

Montag, 14. Januar

  • 11.00 Uhr. Europa: Industrieproduktion, November. Die HSBC rechnet mit einem Anstieg im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozent. In der Vorperiode stand noch ein Minus von 1,4 Prozent zu Buche.

Dienstag, 15. Januar

  • 8.00 Uhr. Deutschland: BIP, 2012. „Mit Blick auf unsere Annahme, dass das vierte Quartal aufgrund eines schwachen Außenhandels und einer investitionsseitigen Zurückhaltung besonders mau war, sollte es im Gesamtjahr nur zu einem BIP-Plus von 0,7 Prozent gereicht haben“, erwartet die HSBC.
  • 14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze, Dezember. Die Deka Bank erwartet einen leicht unterdurchschnittlichen Anstieg im Dezember von 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und verweist zur Begründung unter anderem auf im Dezember stärker als sonst üblich gesunkene Benzinpreise. Zudem hätten die Autoverkäufe nahezu auf dem Niveau des Vormonats stagniert.
  • 14.30 Uhr. USA: Empire State Index, Januar. Die regionalen Einkaufsmanagerindizes können aus Sicht der HSBC darauf schließen lassen, dass die Unternehmen beruhigt sind, da massive Einschnitte unter anderem in der Besteuerung ausgeblieben sind. Entsprechend sollte der Philly Fed-Index ebenso anziehen wie der Empire State-Index. „Der Indikator für die Wirtschaftsaktivität in der Region New York sollte dabei sogar wieder zurück in den Wachstumsbereich kehren“, zeigen sich die Analysten optimistisch.
  • 14.30 Uhr. USA: Produzentenpreise, Dezember.

Mittwoch, 16. Januar

  • 14.30 Uhr. USA: Konsumentenpreise, Dezember.
  • 15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion, Dezember. Auch die realwirtschaftlichen Daten belegen laut HSBC, dass die US-Industrie sich langsam mausert, wenngleich hier zusätzlich Aufholeffekte nach Hurrikan „Sandy“ eine Rolle spielen. Im Dezember dürfte die Produktion um 0,3 Prozent ausgeweitet worden sein, schätzt das Institut.
  • 16.00 Uhr. USA: NAHB Hauspreisindex, Januar.

Donnerstag, 17. Januar

  • 14.30 Uhr. USA: Baubeginne und Baugenehmigungen, Dezember.
  • 16.00 Uhr. USA: Philly Fed-Index, Januar.

Freitag, 18. Januar

  • China: Industrieproduktion und Anlageinvestitionen, Dezember.
  • 3.00 Uhr. China: BIP, viertes Quartal 2012. Die Wiederbelebung der chinesischen Wirtschaft setze sich fort, konstatiert die Deka Bank und rechnet für das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal mit einem starken Anstieg gegenüber dem Vorjahresquartal um 8,1 Prozent. „Die Regierung hat mit fiskalischen Impulsen die Erholung begünstigt. Für das gesamte Jahr 2012 sollte China ein reales Wachstum von 7,7 Prozent verzeichnen“, argumentiert das Institut. Die erhoffte „sanfte Landung“ wäre damit erfolgreich abgeschlossen.
  • 15.55 Uhr. USA: Konsumentenvertrauen, Januar.

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© 14. Januar 2013/Karoline Kopp