Wochenausblick: Tiefausläufer bleiben

12. Juni 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach anderthalb Monaten Konsolidierung rechnet für die kommenden Tage kaum noch ein Analyst mit großen Kurssprüngen. „Die laufende Korrekturbewegung wird wohl noch eine Weile andauern“, meint etwa Markus Reinwand von der Helaba. Am Freitag war der Dow Jones erstmals seit März wieder unter die 12.000 Punkte-Marke gefallen. Beim DAX sind die Jahresgewinne dahin geschmolzen, das deutsche Aktienbarometer ist nicht mehr weit vom Stand Ende 2010 entfernt.

Ob der wachsende Konjunkturpessimismus berechtigt ist, darüber erhoffen sich die Börsianer Auskunft von den in den nächsten Tagen zur Veröffentlichung anstehenden US-Daten, etwa den jüngsten Einzelhandelsumsätzen und Frühindikatoren.

In Frankfurt wird – bedingt durch den Pfingstmontag – ein ruhiger Wochenauftakt erwartet, am Freitag könnte allerdings der „Hexensabbat“ die Kurse durcheinander wirbeln: An dem großen Verfallstag laufen zahlreiche Terminkontrakte auf Aktien und Indizes aus und sorgen für eine hohe Volatilität.

Kein Ende der Korrektur in Sicht


Reinwand

Die Helaba empfiehlt weiter eine defensive Positionierung. „Eine sichtbar nachlassende Dynamik der Weltkonjunktur sowie eine weniger üppige Liquiditätsversorgung auch durch die westlichen Notenbanken sind nicht gerade ein günstiges Umfeld für Aktien“, meint Markus Reinwand. Vielmehr dürfte sich nach Ansicht des Experten die bereits aufkommende Risikoaversion noch verstärken, zumal auch die „vergleichsweise ambitionierten“ Gewinnerwartungen zunehmend hinterfragt würden.

Nur Normalisierung des Wachstums

Die DekaBank sieht die etwas schwächeren Konjunkturdaten hingegen im Kontext einer Wachstumsnormalisierung nach der hohen Dynamik der letzten Quartale. „Da dies jedoch nicht das Ende der Konjunkturerholung darstellt, rechnen wir nicht mit einer Trendumkehr an den Aktienmärkten“, erklären die Analysten in ihrem Makroresearch für Juni. Die Unternehmen würden voraussichtlich ein moderates Gewinnwachstum erzielen – trotz der sich abzeichnenden Abschwächung in diesem Jahr. Daher erwartet die Bank auch ein entsprechendes Plus bei den Aktienkursen, beim DAX prognostiziert sie einen Stand von 7.800 Punkten zum Jahresende. Im Übrigen haben die Experten die Prognose für das BIP-Wachstum in Deutschland in diesem Jahr von 3 auf 3,5 Prozent hoch gesetzt.

Weiter bullish für den Euro


Deppermann

Für den Euro zeigt sich Klaus Deppermann von der BHF-Bank weiter optimistisch. Die europäische Gemeinschaftswährung war nach der letzten EZB-Sitzung am Donnerstag abgerutscht, präsentiert sich mit 1,4360 US-Dollar je Euro im Vergleich zum Jahresanfang aber immer noch sehr fest. Deppermann spricht von „kurzfristigen Störfeuern“. Zwar ließen die widersprüchlichen technischen Indikatoren kaum ein klares Urteil zu. „Die wahrscheinlichste Entwicklung ist aber eine Schwächephase in der zweiten Juni-Hälfte, parallel zu einer Verschärfung des Abwärtstrends an den Aktienmärkten, und eine Fortsetzung des mittelfristigen Aufwärtstrends ab Anfang beziehungsweise Mitte Juli“, glaubt der technische Analyst. Er hatte sich bereit Anfang Januar ausgesprochen positiv für den Euro geäußert.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Montag, 13. Juni

Pfingstmontag, an der Börse Frankfurt wird aber regulär gehandelt. Börsenfeiertage können Sie aus unserem internationalen Handelskalender entnehmen.

Dienstag, 14. Juni

  • Japan: Sitzungsergebnis Bank of Japan. Zinsänderungen werden nicht erwartet.
  • 4.00 Uhr. China: Verbraucherpreise Mai. Nach Ansicht der DekaBank
    ist die Inflation im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Prozent gestiegen, die
    Monatsveränderung liege aber nahe null und zeige damit nachlassenden
    Preisdruck an.
  • 14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsatz Mai. Erstmals seit einem knappen
    Jahr sind die Einzelhandelsumsätze im Mai wahrscheinlich gefallen,
    erklärt die DekaBank und prognostiziert ein Minus von 0,3 Prozent.
    Hintergrund sei der Rückgang der Autoverkäufe aufgrund von
    Lieferengpässen nach der Japan-Katastrophe. Zudem seien die Benzinpreise
    landesweit gefallen.
  • 14.30 Uhr. USA: Erzeugerpreise Mai. Umfragen zufolge erwarten Analysten keine Veränderungen gegenüber dem Vormonat.


Mittwoch, 15. Juni

  • 14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise Mai. Aufgrund der kaum noch gestiegenen Benzinpreise sollte der Verbraucherpreisindex im Vergleich zum April nur leicht zugelegt haben, bemerkt die DekaBank und prognostiziert ein Plus von 0,1 Prozent.
  • 14.30 Uhr. USA: New York Empire State Index Juni. Die Frühindikatoren wie der Philadelphia Fed und Empire State Index werden laut Helaba belegen, dass die Schwächephase in den USA noch nicht ausgestanden ist – selbst wenn die Frühindikatoren nach dem vorherigen Einbruch eine kleine Gegenbewegung verzeichnen würden. Die Experten erwarten einen Anstieg von 11,9 Punkten im Mai auf 13 im Juni.
    Der New York Empire State Index ist ein Maß für die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Einschätzung der nächsten sechs Monate im produzierenden Gewerbe des Staates New York. Ein Wert über 0 signalisiert eine positive Wirtschaftsentwicklung, ein Wert unter 0 eine Verschlechterung.
  • 15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion Mai. Die Helaba geht davon aus, dass die Industrieproduktion im Mai gegenüber dem April um 0,2 Prozent zugelegt hat.

Donnerstag,16. Juni

  • 14.30 Uhr. USA: Wohnbaubeginne, -genehmigungen Mai. Mit einem Plus von 5,2 Prozent bei den Baubeginnen, aber einem Minus von 2,3 Prozent bei den Baugenehmigungen rechnet die Helaba.
  • 16.00 Uhr. USA: Philadelphia Fed Index Juni. Hier liegen die Konsensschätzungen bei 7 Punkten nach 3,9 im Vormonat, laut Helaba eine Gegenbewegung wie beim Empire State Index. Der Index der Philadelphia Federal Reserve Bank zählt zu den wichtigsten Frühindikatoren für den US-Markt. Ein positiver Indexstand deutet auf eine weitere Expansion der US-Wirtschaft hin.


Freitag, 17. Juni

  • Großer Verfallstag („Dreifacher Hexensabbat“)
  • 15.55 Uhr. USA: Verbraucherstimmung Uni Michigan Juni. Die Helaba geht von 74,5 Punkten aus, das wäre ein kleines Plus gegenüber dem Mai.
    Der Index der University of Michigan basiert auf einer telefonischen Befragung von mindestens 500 Konsumenten in den USA. Das Verbrauchervertrauen ist ein Frühindikator für die künftigen Konsumausgaben.
  • Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf www.boerse-frankfurt.de/termine. 

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    © 12. Juni 2011/Anna-Maria Borse