Wochenausblick: Weiter launisches Auf und Ab

14. November 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Unsicherheit um die weitere Entwicklung der Schuldenkrise in Europa dürfte auch in den kommenden Tagen für hochnervöse Märkte sorgen – davon sind viele Analysten überzeugt. Zwar gab es zuletzt positive Zeichen: Am Wochenende beauftragte der italienische Staatspräsident Napolitano den früheren EU-Kommissar Mario Monti mit der Bildung einer neuen Regierung, zudem billigte das Parlament das Reform- und Sparpaket. Saniert ist Italien damit aber noch nicht.

Rettung Italiens durch EFSF wie „Aufheizen der Adria im Winter“


Halver

Das Land war in der vergangenen Woche in den Anlegerblick gerückt, die Renditen italienischer Staatsanleihen kletterten zwischenzeitlich auf 7,4 Prozent und damit auf ein Niveau, bei dem eine Finanzierung aus eigener Kraft nach herkömmlicher Meinung nicht mehr möglich ist. „Die Chancen des Europäischen Rettungsschirms, Italien zu retten, sind ähnlich begrenzt wie das Aufheizen der Adria im Winter“, bemerkt allerdings Robert Halver von der Baader Bank. Seiner Ansicht nach würden die Finanzmärkte Hilfen für einen der größten Anleihemärkte der Welt als Absurdität betrachten und nicht honorieren.

Neben der Schuldenkrise werden in den kommenden Tagen auch zahlreiche Konjunkturdaten die Börsianer beschäftigen, etwa der Empire State Index, Daten zum US-Immobilienmarkt sowie die US-Industrieproduktion. In Europa dürften vor allem die Wachstumszahlen für das dritte Quartal sowie die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland interessieren. Die Berichtssaison liegt unterdessen in den letzten Zügen. Der DAX notiert heute morgen, nach einem Plus von 1,5 Prozent in der Vorwoche, bei 6.033 Punkten.

Lieber Kasse machen

Nach Ansicht der Commerzbank unterschätzt der Markt derzeit – neben den Ansteckungsrisiken – die politischen und operativen Risiken der noch zu treffenden Detailentscheidungen zur Krisenlösung sowie die spürbare Verdüsterung der konjunkturellen Perspektiven für Europa. „Die europäische Schuldenkrise ist weit von einer Lösung entfernt, die unmittelbaren Ansteckungsrisiken für Länder wie Italien oder Spanien sind nach wie vor hoch“, erklären die Analysten in ihrem Börsenkompass. Sie raten daher, Gewinne mitzunehmen. Besonders für Finanzwerte sehen sie schwarz.

KGV als Messlatte zieht nicht mehr

Die Landesbank Baden-Württemberg geht davon aus, dass die Schwankungsbreite am Aktienmarkt in den kommenden Monaten hoch bleiben und sich der DAX, bei großen Ausschlägen, unter dem Strich seitwärts bewegen wird. „Allenfalls macht es Sinn, kurzfristig zu reagieren“, kommentiert Uwe Streich. Zwar seien Aktien auf Basis der Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) aktuell nicht teuer, die KGVs wiesen in den vergangenen Jahren aber eine fallende Tendenz auf. „Die Risikoaversion der Anleger ist durch das Schlittern von Krise zu Krise größer geworden.“ Zudem stünden die Gewinnrevisionen nach unten in Deutschland erst am Anfang. Ganz langfristig sieht der Analyst Aktien allerdings im Vorteil. Der Grund: die hohe Staatsverschuldung und die zu befürchtende Inflation.

6.200 Punkte sind möglich


Salomon

Aus charttechnischer Sicht stehen die Chancen auf eine Fortsetzung der Erholung zwar nicht schlecht, wie der freie technische Analyst Stefan Salomon erklärt. „Zumindest sollte die Marke von 6.100 Punkten getestet werden.“ Ein Bruch offeriere weiteres Aufwärtspotenzial bis 6.200. Mit Skepsis und Unsicherheit sei aber weiter zu rechnen. „Ein Abprall an 6.200 ist daher fast wahrscheinlicher als ein Durchmarsch nach oben.“ Sollte der DAX schon zum Wochenauftakt nicht die Kraft aufbringen, bis auf 6.100 Zähler zu klettern, sei das ein Warnsignal: „Eine Pendelbewegung um 5.993 Punkten wäre dann zu erwarten.“

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Montag, 14. November

Quartalszahlen Bilfinger Berger, Hochtief, Unicredit

11.00 Uhr. EU: Industrieproduktion September. Laut Helaba ist mit einem Minus von 2 Prozent zu rechnen.

Dienstag, 15. November

Quartalszahlen Dell, Hypo Real Estate,

8.00 Uhr. Deutschland: BIP 3. Quartal. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt dürfte im dritten gegenüber dem zweiten Quartal wieder kräftig um 0,7 Prozent gestiegen sein, meint die DekaBank. Eine solide Konsumaktivität, dynamische Investitionen und ein kräftiger Außenbeitrag ergäben ein durchweg positives Bild. Für das vierte Quartal deuteten aber schon heute die meisten Konjunkturindikatoren auf eine merkliche Schrumpfung der Wirtschaftsleistung hin.

11.00 Uhr. EU: BIP 3. Quartal. Die Zahlen für die Euroländer dürften laut DekaBank mit einem leichten Plus die Tristesse in Teilen der Währungsunion überspielen. Deutschland sei Konjunkturlokomotive, Frankreich trage ebenfalls zum Wachstum bei. Von der spanischen und italienischen Volkswirtschaft seien aber keine Impulse zu erwarten, darüber hinaus seien Griechenland und Portugal wohl noch tiefer in die Rezession gerutscht.

11.00 Uhr. Deutschland: ZEW Konjunkturerwartungen November. Im November dürfte sich die Stimmung unter den befragten Finanzanalysten mit Blick auf die mageren Ergebnisse des jüngsten EU-Gipfels weiter verschlechtert haben, glaubt HSBC Trinkaus & Burkhardt. Die Analysten rechnen mit einem Umfragesaldo von -52,0 Punkten. Dies sei der niedrigste Wert seit drei Jahren.

14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsatz Oktober. Im Oktober dürfte der Zuwachs nach dem Sprung im Vormonat moderat ausfallen, meint die Helaba, vor allem aufgrund der stärker gefallenen Benzinpreise, die die Umsätze an den Tankstellen belasteten. Die Analysten rechnen mit einem Plus von 0,1 Prozent gegenüber Vormonat. Für das vierte Quartal zeichne sich aber wieder ein realer Anstieg des Konsums um über 2 Prozent bei der Jahresrate ab.

14.30 Uhr. USA: New York Empire State Index November. In den USA setzt sich die Erholung im industriellen Sektor nur moderat fort, erklärt HSBC Trinkaus & Burkhardt, der Empire State Index werde aber wieder im Plusbereich liegen. Die Analysten rechnen mit 1 Punkt nach -8,5 im Vormonat. Das Niveau zeige damit allerdings immer noch keine wesentlichen Wachstumsimpulse an. Der New York Empire State Index ist ein Maß für die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Einschätzung der nächsten sechs Monate im produzierenden Gewerbe des Staates New York. Ein Wert über 0 signalisiert eine positive Wirtschaftsentwicklung, ein Wert unter 0 eine Verschlechterung.

Mittwoch, 16. November

Quartalszahlen BayernLB, Infineon

Japan: Bank of Japan Sitzungsergebnis.

14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise Oktober. In den USA dürfte die Inflation ihren Zenit überschritten haben, erklärt die DekaBank und prognostiziert stagnierende Preise, vor allem wegen des billigeren Benzins. Auch in der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie rechnen die Analysten mit einem erneut nur moderaten Preisauftrieb.

15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion Oktober. Die Bloomberg-Konsensschätzungen liegen bei 0,4 Prozent, das wäre etwas mehr als im Vormonat, als die Industrieproduktion um 0,2 Prozent gewachsen war.

16.00 Uhr. USA: NAHB/WF Hausmarktindex November. Am US-Immobilienmarkt bleibt das Bild laut HSBC Trinkaus & Burkhardt trübe. Ein NAHB-Hausmarktindex von 18 Punkten und annualisierte Baubeginne bzw. Baugenehmigungen von gut 600.000 Einheiten ließen keine Euphorie aufkommen.

Donnerstag, 17. November

14.30 Uhr. USA: Wohnbaubeginne/-genehmigungen Oktober.

16.00 Uhr. USA: Philadelphia Fed Index November. Hier liegen die Konsensschätzungen bei 10 Punkten und damit über dem Stand von Oktober, als 8,7 erreicht wurden. Der Index der Philadelphia Federal Reserve Bank zählt zu den wichtigsten Frühindikatoren für den US-Markt. Ein positiver Indexstand deutet auf eine Expansion der US-Wirtschaft hin.

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© 14. November 2011/Anna-Maria Borse