Wochenausblick: Zielmarken nach oben schrauben?

handsignal+dax+188x80.jpg

11. November 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Immer schön locker bleiben, lautet eigentlich schon seit einiger Zeit die Devise der internationalen Notenbanken. Dennoch schaffte es die EZB in der vergangenen Woche mit einer erneuten Leitzinssenkung auf rekordtiefe 0,25 Prozent noch einmal zu überraschen. Zumindest kurzfristig kam an den europäischen Aktien- und Rentenmärkten Euphorie auf, die dem DAX ein neues Allzeithoch bei fast 9.200 Punkten bescherte. Zum Vergleich: Vergangenen Montag stand das deutsche Börsenbarometer noch fast 200 Punkte darunter. Aktuell sind es 9.075 Zähler.

Aus Sicht von Frank Wohlgemuth und Bernd Scharr von der WGZ Bank ist das Aufwärtspotenzial damit aber noch nicht ausgereizt. „Der Aufwärtstrend ist intakt, wir bleiben optimistisch für den Aktienmarkt, doch dürfte die Luft in Zukunft etwas dünner werden“, prognostizieren die Analysten. Entscheidend bleibe vorerst der erwartete Zeitpunkt, zu dem die US-Notenbank beginnen werde, ihr Anleihenankaufprogramm zurückzufahren: „Gute Konjunkturmeldungen, wie das Wachstum von 2,8 Prozent im dritten Quartal, der weiter anziehende Frühindikator oder solide ISM-Daten könnten für einen früheren Starttermin stehen, was die Aktienmärkte erst einmal wieder verunsichern sollte. Doch mittelfristig dürfte sich das Signal einer sich weiter verbessernden US-Wirtschaft positiv niederschlagen.“

Höheres Jahresziel für den DAX

Optimistisch zeigt sich auch Clemens Bundschuh von der LBBW, der das Jahresziel für den DAX auf 9.400 Punkte anhebt. „Mit 2013 geht ein stressarmes Börsenjahr in die Schlussrunde und die investierten Anleger sitzen auf einem komfortablen Gewinnpolster. Unter Druck sind lediglich die nicht oder ungenügend investierten Geldverwalter – umso mehr, als viele von ihnen im Grunde optimistisch gestimmt sind und lediglich taktisch motivierte Barquoten halten. Diese Konstellation bildet den idealen Nährboden für eine Jahresschlussrallye“, erläutert der Investmentanalyst.

Zugleich befeuerten die Erwartung einer Konjunkturerholung und die außerordentlich großzügige Liquiditätspolitik der Notenbanken die Finanzmärkte. „Die zurückliegenden Kursgewinne sind einer Bewertungsausweitung geschuldet, welche die Aktienmärkte aus dem Bereich der Unterbewertung in eine neutrale Zone gebracht hat. Im kommenden Jahr sollten Gewinnverbesserungen die Rolle des Kurstreibers übernehmen“, erwartet Bundschuh. Per Jahresschluss 2014 rechnet der Analyst mit einem DAX-Stand von 9.800 Punkten.

Zwischenkonsolidierung noch nicht beendet

staud+wieland+120x125.jpg
Staud

Aus technischer Sicht sei der Weg für neue strategische DAX-Ziele über 9.000 Punkten allerdings noch nicht frei, warnt Wieland Staud von Staud Research. „Ohne die übergeordnet starke Verfassung in Frage stellen zu wollen, ist ganz kurzfristig ein weiteres lokales Tief unter dem Tief vom Freitag bei 8.986 Punkten nicht vom Tisch, zumal erst dann die formellen Voraussetzungen für ein Ende der am Donnerstag begonnenen Zwischenkonsolidierung erfüllt würden“, erklärt der technische Analyst.

geyer+christoph+120x125.jpg
Geyer

Ganz ähnlich sieht das Christoph Geyer von der Commerzbank: „Technisch betrachtet kann mit Blick auf die vergangene Woche nur noch von einer Seitwärtsentwicklung gesprochen werden. Somit treten die Märkte auf der Stelle und warten auf neue Impulse. Auch wenn die Indikatorenlage für eine bevorstehende Korrekturbewegung spricht, sollte allerdings nicht gegen den bestehenden Trend gehandelt werden.“

Wichtige Konjunktur- und Unternehmensdaten

In dieser Woche werden die BIP-Daten für den Euroraum wohl bestätigen, dass die Rezession überwunden ist. „Zugleich werden sie aber zeigen, dass sich die Konjunktur nur schwerfällig erholt“, erwartet die Helaba. Aus Übersee kommen unter anderem Zahlen zur Industrieproduktion im Oktober.

Mittwoch, 13. November

  • 11.30 Uhr. Großbritannien: Arbeitslosenquote, September.
  • 11.30 Uhr. Großbritannien: Inflationsbericht der Bank of England. Die HSBC rechnet mit einem Rückgang der Arbeitslosenquote von 7,7 auf 7,6 Prozent. Dieser Wert läge allerdings deutlich unter den Erwartungen, die die Bank of England für das Ende des 3. Quartals hat. „Ein Rückgang würde untermauern, dass der Schwellenwert von 7 Prozent, ab dem eine Leitzinserhöhung in Betracht gezogen wird, schneller erreicht wird, als es die Währungshüter einkalkuliert haben. Mit umso größerer Spannung wird deshalb auf die Anpassung der Prognosen im Inflationsbericht gewartet“, kommentieren die Analysten und rechnen damit, dass der erwartete Zeitpunkt für ein Erreichen des Schwellenwertes um zwei Quartale auf Ende 2015 nach vorne gezogen wird, was im Einklang mit einer Adjustierung der BIP-Prognosen nach oben wäre.

Donnerstag, 14. November

  • 8.00 Uhr. Deutschland: BIP, Drittes Quartal. Nach dem starken Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent im zweiten Vierteljahr hat sich die Dynamik in Deutschland zwischen Juli und September nach Einschätzung der Helaba auf 0,3 Prozent abgeschwächt. „So ist die Industrieproduktion deutlich schwächer angestiegen als im zweiten Vierteljahr, das stark von den Nachholeffekten in der Bauwirtschaft geprägt war“, heißt es zur Begründung. Trotzdem sei der Wachstumstrend intakt, auch wenn kaum mit positiven Effekten aus dem Außenhandel gerechnet werde.
  • 11.00 Uhr. Eurozone: BIP, Drittes Quartal. Mit Blick auf erwartet schwächere Wachstumszahlen aus Frankreich und Deutschland geht die HSBC auch für die gesamte Eurozone von einem moderateren BIP-Wachstum aus als im zweiten Quartal. „Wir rechnen mit einem kleinen Plus von 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Die Erholung bleibt demnach etwas saftlos – ein Umstand, dem die EZB mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik jüngst entgegengetreten ist“, fassen die Analysten zusammen.
  • 14.30 Uhr: USA: Handelsbilanz, September.
  • Eurozone: Treffen der Eurozone-Finanzminister. Nachdem die Regierungsbildung in Deutschland noch nicht abgeschlossen ist, dürften auf dem Treffen der Finanzminister der Eurozone in Brüssel nach Ansicht der HSBC keine wichtigen Entscheidungen getroffen werden.

Freitag, 15. November

  • 14.30 Uhr. USA: Empire State-Index, November. Im Einklang mit dem Konsens erwartet die Helaba einen Anstieg auf 5 Punkte, nach 1,5 im Oktober.
  • 15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion, Oktober. Die HSBC rechnet wie der Konsens mit einem leichten Anstieg um 0,2 Prozent, die Helaba erwartet hingegen eine Stagnation auf dem Niveau von September.

Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf boerse-frankfurt.de/termine. Möchten Sie den Wochenausblick kostenlos per E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an auf boerse-frankfurt.de/newsletter.

von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG
© 11. November 2013