Peeters: "Geht die Party nun nahtlos weiter?"

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Peeters

1. November 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Mit dem Beginn des grauen Herbstmonats November hat der Kapitalmarkt zwei normalerweise recht kritische Monate hinter sich gebracht. Der September gehört statistisch zu den schwächsten Perioden des Jahres und der Oktober wird von allen Anlegern mit einer gehörigen Anzahl deutlicher Kurseinbrüche in Verbindung gebracht, die sich im Laufe der Geschichte ereignet haben.

Nun lief auch der Oktober gut, nachdem bereits im September die Skeptiker Lügen gestraft wurden. Technisch sind die meisten Aufwärtstrend weiterhin sehr stabil, neben dem deutschen Leitindex DAX notieren auch viele andere bedeutende Aktienbarometer nahe ihrem Allzeithoch. Antriebskraft ist einerseits weiterhin „nur“ die Liquidität, während das wirtschaftliche Bild in den meisten Regionen eher gemischt zu werten ist. Aber die Wucht der Liquidität sollte nicht unterschätzt werden und eben weil in der Realwirtschaft nicht eitel Sonnenschein herrscht, darf zumindest in Frage gestellt werden, dass es zu einem schnellen Umdenken der Notenbanken kommt.

Dieser Setup macht Investoren schnell hungrig auf mehr. Denn in der saisonalen Speisekarte werden mit dem Beginn des Novembers klassischerweise die Hauptspeisen angerichtet. Die Phase der letzten beiden Monate des alten Jahres, geprägt von nachlassenden Handelsvolumina und dem sogenannten „Window Dressing“ mit dem anschließenden Start ins neue Jahr, bei dem erfahrungsgemäß eine Vielzahl von Mittelzuflüssen positiv auf die Kurse einwirken, bilden zusammen die üblicherweise stärkste Phase des Jahres.   

Dürfen Anleger also davon ausgehen, dass nun der Markt erst recht voran marschiert und die Marke von 10.000 Punkten im DAX nur noch eine Frage der Zeit ist? Folgt der ausgebliebenen Konsolidierung nun sozusagen als zweite Zündstufe nahtlos die wiederum ins saisonale Muster passende Jahreresendrally?

Nun, technisch sind die Wege frei und die Liquidität sollte wie bereits erwähnt nicht von jetzt auf gleich aus den Märkten entnommen werden. Was noch eine unbekannte aber durchaus kritische Größe ist, ist das Sentiment, also die psychische Ausrichtung der Anlegerschaft.

Auch hier stehen eigentlich die Ampeln auf Grün, denn es ist bislang eben noch keine Dienstmädchenhausse ausgebrochen, bei der die Boulevardpresse sich auf den Titelseiten dem Thema Aktien widmet und die letzten Liquiditätsreserven aufgebraucht werden. Vielmehr ist noch einige Skepsis im Markt und das ist gemeinhin ein guter Humus für Kursgewinne in der Zukunft.

Von daher bietet es sich an, dass Anleger insbesondere die Stimmung an den Märkten im Auge behalten. Solang dieses so zurückhaltend bleibt, wie sie ist, stehen die Chancen gut, dass der Trend weitergeht. Sollte es zur befürchteten Euphorie kommen, würden die Märkte wenigstens noch mal nach oben hinausschießen, was auch noch mal kurzfristiges Glück verheißen würde. In der Summe somit also noch mal ordentliche Perspektiven für die nahe Zukunft.

von Roger Peeters, Close Brothers Seydler Research AG
© 1. November 2013

*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Frankfurter Wertpapierhandelsbank Close Brothers Seydler Bank, einer auf mittelständische Unternehmen fokussierte Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der „Platow Börse“ und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm ‚Finde die richtige Aktie – ein Profi zeigt seine Methoden‘ im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.

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