Wochenausblick: Zitterpartie geht weiter

7. November 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Zurücklehnen ist für Politiker und Börsianer im Moment nicht angesagt. „Die zunehmende Unkalkulierbarkeit politischer Prozesse ist alles andere als geeignet, um wieder mehr Ruhe an den von extremer Nervosität geprägten Finanzmärkten einkehren zu lassen“, kommentiert Markus Reinwand von der Helaba. Das gelte umso mehr, da das gegenwärtige wirtschaftliche Umfeld ohnehin von großer Unsicherheit geprägt sei.

Auch Italiens Anleihen unter Druck

Die jüngsten Entwicklungen in Athen versetzten in der vergangenen Woche die ganze Welt in Aufruhr: Die Ankündigung einer Volksabstimmung, der Rückzieher kurz darauf, die Vertrauensabstimmung im griechischen Parlament und zuletzt die Amtsaufgabe von Ministerpräsident Papandreou – rund um den Globus wurde und wird mitgezittert. Dabei ist Griechenland nicht das einzige Sorgenkind: Zweifel am Sparkurs von Italiens Regierungschef Berlusconi ließen die Risikoaufschläge für italienische Staatsanleihen auf neue historische Hochs klettern. Der deutsche Aktienindex, der in der vergangenen Woche bei extremen Schwankungen unter dem Strich 6 Prozent verlor, notiert am Montag morgen bei 5.860 Punkten 1,8 Prozent im Minus, die Volatilität ist gemessen am VDAX-NEW mit 43 Prozent weiterhin ausgesprochen hoch.

Nur Chancen für kurzfristige Anleger


Reinwand

Reinwand zeigt sich in Sachen DAX-Entwicklung skeptisch: „Nachdem Aktien die übertrieben hohen Kursabschläge der vergangenen Monate inzwischen korrigiert haben, sind sie nun zumeist wieder angemessen bewertet“, meint der Analyst. Angesichts noch rückläufiger Frühindikatoren fehle derzeit die für weitere nachhaltige Kurssteigerungen notwendige Wachstums- und Gewinnperspektive. Lediglich für ausgesprochen kurzfristig agierende Anleger könnten sich angesichts der enormen Schwankungen zwischenzeitlich immer wieder Handelschancen ergeben.

Durchaus Potenzial bei sanfter Landung

Die DekaBank mahnt zur Vorsicht in Sachen Krisenbewältigung: „Einerseits zeichnet sich ab, dass die beschlossene Erhöhung der Schlagkraft des EFSF noch keine ausgemachte Sache ist, sondern sehr stark vom guten Willen bzw. Vertrauen der potenziellen privaten und staatlichen Investoren abhängt“, erklären die Analysten in ihrem Makro Research für den November. Andererseits sei noch unklar, ob Banken aufgrund der Belastung ihre Kreditvergabe drastisch einschränken müssten.

Darüber hinaus schürten Griechen und Italiener Zweifel an ihrer Reform- und Handlungsfähigkeit. „Angesichts all dieser Unwägbarkeiten sind die Prognosen der Konjunktur- und Marktentwicklung weiterhin von extremer Unsicherheit belastet.“ Bleibe es bei einer „milden Rezession“, ergäbe sich jedoch gutes Potenzial an den Aktienmärkten. Die Bewertungskennzahlen, gemessen an den Kurs-Gewinn-Verhältnissen, lägen nämlich unter ihren langjährigen Durchschnitten, die Unternehmen hätten in der gerade abgelaufenen Berichtssaison die Erwartungen übererfüllt.

Sprung über 5.970 Punkte nötig

Aus charttechnischer Sicht befindet sich der DAX wieder im Bärenterrain, meint Robert Halver von der Baader Bank. „Entscheidend ist der Sprung über den Widerstand bei 5.970 Punkten.“ Gelinge dieser, so seien Zugewinne bis zur Marke bei 6.110 und darüber bis 6.220 Punkten möglich. „Tendiert der Markt allerdings weiterhin unter der Unterstützung bei 5.970 Punkten, sind weitere Verluste bis 5.875 Punkte und darunter sogar bis zur Marke von 5.700 Punkten einzukalkulieren.“

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Montag, 7. November

11.00 Uhr. EU: Einzelhandelsumsätze September. HSBC Trinkaus & Burkhardt rechnet mit einem kleinen Minus von 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat nach einem Rückgang von 0,3 Prozent im August.

12.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion September. Die Frage „Rezession oder nicht“ werden die Zahlen vom September laut DekaBank nicht beantworten. Die Produktion sei zwar wohl deutlich gesunken, die Analysten prognostizieren ein Minus von 3 Prozent. Der Grund dafür seien aber vor allem die ungewöhnlich späten Ferien in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Der Oktober könne daher aufgrund des Nachholeffekts mit einem Plus aufwarten.

Dienstag, 8. November

Quartalszahlen Heidelberger Druckmaschinen, Munich Re, Toyota Motors, Vodafone, Société Générale, Cisco, Lloyds Banking Group

Mittwoch, 9. November

Quartalszahlen Deutsche Post, Deutsche Postbank, Eon, Hannover Rück, Henkel, HSBC, Air France-KLM, General Motors

3.00 Uhr. China: Verbraucherpreise Oktober. Aufgrund der Entspannung bei den Nahrungsmittelpreisen sollte die chinesische Inflationsrate im Oktober deutlich auf 5,4 Prozent gesunken sein, meint die DekaBank. Positiv wirke sich zudem der Basiseffekt aus, der auch in den kommenden Monaten helfen werde, die Inflationsrate weiter sinken zu lassen.

Donnerstag, 10. November

Quartalszahlen Deutsche Telekom, EADS, K+S, RWE, Siemens, Telefónica,

13.00 Uhr. Großbritannien: Bank of England Sitzungsergebnis. Da schon im vergangenen Monat trotz der Rekorde bei der Inflation ein neues Wertpapierprogramm aufgelegt worden sei, wird die britische Zentralbank nach Einschätzung der DekaBank diesmal die Geldpolitik unverändert lassen.

14.30 Uhr. USA: Handelsbilanz September. Die Konsensschätzungen gehen von einem leichten Rückgang des Defizits von 45,6 auf 45,3 Milliarden US-Dollar aus.

Freitag, 11. November

Quartalszahlen Allianz, Salzgitter, EnBW

USA: Feiertag – Veterans` Day. Am Veterans‘ Day bleiben die Rentenmärkte geschlossen, während an den Aktienmärkten gehandelt wird

15.55 Uhr. USA: Verbraucherstimmung Uni Michigan November. Die Helaba prognostiziert 60 nach 60,9 Punkten im Vormonat. Der Index der University of Michigan basiert auf einer telefonischen Befragung von mindestens 500 Konsumenten in den USA. Das Verbrauchervertrauen ist ein Frühindikator für die künftigen Konsumausgaben.

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© 7. November 2011/Anna-Maria Borse