Wochenausblick:Wachstum nützt nichts

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19. August 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Dass der Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik irgendwann kommen wird, wurde Marktteilnehmern vergangene Woche wieder vor Augen geführt: Auslöser waren gute Konjunkturdaten in den USA und in Europa. Das BIP in Deutschland ist im zweiten Quartal immerhin um 0,7 Prozent gestiegen, die Rezession in der Eurozone ist zu Ende. Innerhalb nur einer Woche kletterten die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen von 1,68 auf zeitweise 1,90 Prozent.

Während der DAX die Woche noch mit einem kleinen Plus abschließen konnte, ging der Dow Jones Industrial am Freitag mit einem Minus von 2,23 Prozent aus dem Handel – dem größten Wochenverlust des Jahres. „Das zwischendurch in den Hintergrund gerückte Liquiditätsthema lebt nun wieder auf und dürfte die Aktienmärkte eher belasten“, kommentiert Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg.

Am Montagmorgen notiert der DAX bei 8.331 Punkten ein Viertel Prozent im Minus. Der Euro hält sich weiter über der Marke von 1,33 US-Dollar, aktuell wird er bei 1,3322 US-Dollar gehandelt.

Einzelwerte auswählen

Nach Ansicht von Markus Wallner von der Commerzbank dürfte das Aufwärtspotenzial für den DAX nach dem kräftigen Anstieg der vergangenen Wochen nun eher begrenzt sein – zumal die Berichtssaison für das zweite Quartal eher gemischt ausgefallen sei und die Gewinnerwartungen keinen Impuls nach oben gegeben hätten. Wichtiger werde daher die Einzeltitelauswahl, wobei auf Themen wie Globalisierung, Restrukturierung und Zinssensibilität geachtet werden sollte. „Vor diesem Hintergrund halten wir Unternehmen wie Adidas, Deutsche Post, HeidelbergCement, Krones und Wincor Nixdorf weiter für empfehlenswert.“

Zwar spricht auch die Landesbank Berlin von einem „negativem Unterton“ in der Berichtssaison, bislang hätten sich Gewinnrevisionen aber in Grenzen gehalten. Daher bleibe die Bewertung moderat und stütze das aktuelle Kursniveau. Wie die Analysten weiter anmerken, wird US-Notenbankchef Bernanke auf der Notenbanksitzung Mitte September die Richtschnur für die weitere Geldpolitik bekanntgeben. „Bis dahin dürfte es zu einer erhöhten Schwankungsbreite kommen.“ Der positive Grundton bleibe aber wohl erhalten und sollte beim Euro Stoxx 50 für neue Jahreshochs und beim DAX für neue Allzeithochs sorgen.

Technisches Bild mahnt

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Schmidt

Aus charttechnischer Sicht nehmen die Schwächeanzeichen zu, wie Christian Schmidt von der Helaba erklärt. Dem DAX sei es erneut nicht gelungen, die Handelsrange mit den Begrenzungen bei 8.557 und 8.225 Punkten zu verlassen. „Die Wahrscheinlichkeit, dass dies in Kürze geschieht, ist jedoch größer geworden.“ Die Frage sei aber, in welche Richtung der Ausbruch erfolgen werde. Die Indikatoren hätten sich zuletzt wieder eingetrübt, so liefere der DMI ein schwaches Short-Signal. „Damit besteht ein Übergewicht für einen Ausbruch nach unten.“

Nach der Datenflut in der Vorwoche geht es in den kommenden Tagen etwas ruhiger zu: Im Mittelpunkt des Interesses dürften die neuesten Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone stehen.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Mittwoch, 21. August

  • 16.00 Uhr. USA: Verkäufe bestehender Häuser Juli. Der US-Immobilienmarkt dürfte sich nach Einschätzung der Commerzbank weiter belebt haben. Bei den Bestandsimmobilien gehen die Analysten davon aus, dass die Zahl der Käufe nach dem Rückgang im Juni nun um 4 Prozent zugelegt hat auf eine Jahresrate von 5,3 Millionen. Die Konsensschätzung kommt auf 5,13 Millionen. Dies wäre der Bank zufolge der stärkste Umsatz seit Mai 2007.
  • 20.00 Uhr. USA: Veröffentlichung des Protokolls zur Fed-Sitzung vom 30./31. Juli. Im Juli hatten die FOMC-Mitglieder noch keine unmittelbare Bereitschaft eines Schwenks ihres geldpolitischen Kurses signalisiert, wie die DekaBank anmerkt. Die Sitzungsprotokolle würden nun nähere Informationen über den damaligen Diskussionsstand liefern. Vermutlich hätten sich die stimmberechtigten Mitglieder eher bedeckt gehalten und auf die noch niedrige Inflation verwiesen.

Donnerstag, 22. August

  • Notenbankertreffen in Jackson Hole
  • 3.45 Uhr. China: HSBC Flash-Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe. Nach dem Jahrestief im Juli geht die DekaBank von einer Verbesserung aus und nennt als Gründe die Beilegung der akuten Sorgen um das Bankensystem und die Aussage der Regierung, das Wachstumsziel von 7,5 Prozent für das laufende Jahr ernst zunehmen. Die Analysten rechnen mit 48,5 Punkten nach 47,7 im Vormonat.
  • 9.30 Uhr. Deutschland: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe/Dienstleistungen August.
  • 10.00 Uhr. EU: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe/Dienstleistungen August. Die vorläufigen Zahlen für die Einkaufsmanagerindizes im Euroraum dürften nach Einschätzung der Commerzbank die zuletzt aufgekommenen Konjunkturhoffnungen wieder etwas dämpfen: Der stärker beachtete Index für die Industrie sei im August nach zuletzt drei Anstiegen in Folge wohl wieder leicht gefallen.

Freitag, 23. August

  • 8.00 Uhr. Deutschland: BIP 2. Quartal, detaillierte Ergebnisse. Die Veröffentlichung der Detaildaten sollten laut HSBC Trinkaus verdeutlichen, dass Deutschland im zweiten Quartal insgesamt auf breiter Basis gewachsen sei, aber auch von Aufholeffekten im Bausektor nach dem lähmend kalten Winter profitiert habe. Zumindest dieser Effekt werde sich in den kommenden Monaten wohl normalisieren. Grundsätzlich bleibe das Wachstumsumfeld in Deutschland aber günstig.
  • 16.00 Uhr. USA: Neubauverkäufe Juli. Bei den Neubauten erwartet die Commerzbank einen leichten Rückgang der Verkäufe auf 485.000. Nach außergewöhnlichen Anstiegen wie dem im Juni  folge nämlich meist eine Korrektur. Der Aufwärtstrend bleibe aber intakt.

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von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG ?© 19. August 2013