Zertifikate-Trends: Lieber mit Puffer

21. September 2011. Frankfurt (Börse Frankfurt). Je länger die Phase hoher untertägiger Schwankungen der Standardwerte andauere, desto größer werde die Schere zwischen Anlage- und Hebelprodukten im Zertifikate-Handel. „Auch wenn längerfristig orientierte Investoren sich aktuell durchaus wieder neu positionieren, haben wir bei Anlagederivaten in den vergangenen Wochen viele Rückflüsse gesehen“, meldet Anouch Wilhelms von der Commerzbank. Bei Volatilitäten von bis zu 5 Prozent und mehr im DAX an einem Tag und dies über einen längeren Zeitraum, seien viele Stopps erreicht worden. Die dadurch ausgelösten Verkäufe und der rege Handel mit Hebelprodukten hätten insgesamt für steigende Umsätze gesorgt, wie die Spezialisten von ICF Kursmakler und Händler der Commerzbank berichten.


Wilhelms

Dass die Kapitalmärkte keine schnelle Lösung für die Konjunktur- und Staatsschuldenprobleme erwarten, erkenne man auch an den hohen Preisen für Optionen mit Laufzeiten über drei Monaten. „Das deutet darauf, dass Anleger an eine anhaltend hohe Verunsicherung der Märkte bis in den Winter hinein glauben“, analysiert Christian Grabbe von der Baader Bank.


Grabbe

Bonus-Zertifikate spielen Stärke aus

Wie in den Monaten zuvor, stehen Bonus- und reverse Bonus-Zertifikate auf DAX oder Euro Stoxx 50 (WKNs DB5JBR, TB92DQ) bei Anlegern mit mittel- bis längerfristigem Horizont hoch im Kurs. Es lockten die Risikopuffer, die vor Verlusten schützen können. „Wählt ein Anleger einen ausreichend hohen Sicherheitspuffer, der nicht unterschritten oder überschritten wird, bekommt er den vereinbarten Bonusbetrag“, erklärt Wilhelms. Im Gegensatz zu Bonus-Zertifikaten befindet sich die Barriere beim reverse n Bonuszertifikat oberhalb des aktuellen Kursniveaus. „Glauben Investoren daran, dass die unsichere Marktphase noch einige Zeit andauern wird, greifen sie zu solchen reversen Bonus-Zertifikaten“, beschreibt der Händler der Commerzbank.

Ein Auffangnetz mit Puts

Mehr Sicherheit in unsicheren Zeiten sei die Devise der Zertifikate-Anleger. Käufe von Puts, zu deutsch etwa auf den DAX (WKN CB6LPZ, BN7Q4F) oder den Euro-Bund-Future sollten zu diesem Mehr an Sicherheit beitragen, vermuten ICF Kursmakler und die Commerzbank. „Damit können Investoren sich gegen das Unterschreiten der Optionsschwelle schützen“, erklärt Anouch Wilhelms. Gesucht sei zudem Knock-out-Zertifikate auf Bund-Future und auf DAX (WNK BN3RLK).

Große Aktien beliebt

Ob Aktienanleihe auf die Deutsche Bank (WKN DZ5Y7S), Optionsschein auf Volkswagen (WKN BN77T0), Discount-Zertifikat auf Deutsche Telekom (WKN TB6CVJ) oder endlos laufender Knock-out-Schein auf Apple (WKN DZ5F8Q), Anleger interessierten sich für einzelne Schwergewichte. Überhaupt zeige so mancher Einzelwert im Vergleich zum zugehörigen Index eine niedrigere Volatilität. „Die deutschen Versorger haben beispielsweise trotz Energiewende eine geringere Risikoprämie als der DAX insgesamt“, weiß Grabbe.

Wenig los bei Öl

Beim Thema Öl halten Derivate-Anleger sich der Baader Bank zufolge derzeit eher zurück. Beide Seiten gespielt würden etwa bei einem Knock-out-Produkt auf Rohöl der Sorte WTI (WKN BN296L). Die befürchtete Rezession in einigen Industriestaaten habe der Aufwärtsbewegung beim Ölpreis zu Beginn dieses Jahres ein jähes Ende gesetzt. „Das wird den Markt wohl für eine längere Zeit belasten“, glaubt Grabbe. Sorgen über einen möglichen dramatischen Preisverfall seien aber aus seiner Sicht eher unbegründet, solange die Weltwirtschaft nicht in eine echte Rezession verfalle. Bei Gas greifen Anleger nach Beobachtungen von ICF Kursmakler beispielsweise beim endlos laufenden Index-Zertifikat auf Erdgas (WKN VFP9NG) zu.

Trendwende bei Gold?

Gold ist nach wie vor ein beliebtes Thema im Derivatehandel. Von einem Nachfrageüberhang spricht Wilhelms beispielsweise bei einem Papier auf Gold (WKN CB2458), mit dem Anleger von einem steigenden Goldpreis profitieren. Überwiegend Käufe registriert ICF Kursmakler zudem für einen Knock-out-Schein auf Gold (WKN VT1Q1S) mit einer Schwelle bei 1.448,50 US-Dollar. Ob Gold nach dem Rücksetzer der vergangenen Woche seinen Kurs nach oben wieder aufnehmen wird, beantworten Experten unterschiedlich. Eugen Weinberg von der Commerzbank erachtet die Preisschwäche bei Gold als vorübergehend. Mit den ungelösten Schuldenproblemen und der Eurokrise sei das Marktumfeld für das Edelmetall weiterhin intakt.

© 21. September 2011/Iris Merker