Zertifikate-Trends: Viel kurzfristiger Handel

14. Dezember 2011. Frankfurt (Börse Frankfurt). Nach wie vor sorgen hohe Schwankungen an den Aktienmärkten für gute Umsätze mit Hebelprodukten, bei den Anlageprodukten ist hingegen eine gewisse Zurückhaltung zu spüren. „Investoren sind aufgrund der politischen Börsen extrem verunsichert und verharren an der Seitenlinie“, erklärt Atakan Sahin von der Baader Bank. „Es wird fast nur kurzfristig auf Tagessicht gehandelt.“ Viele Anleger konzentrierten sich auf hochspekulative Produkte, die schnell wieder verfielen.
Auch Anouch Wilhelms von der Commerzbank spricht von einer abwartenden Haltung bei Anlage- und starken Umsätzen bei Hebelprodukten.

Der DAX steht aktuell etwa auf dem Niveau von Mitte November, zwischenzeitlich gab es allerdings heftige Ausschläge nach oben wie unten. Der Volatilitätsindex VDAX-New notiert mit aktuell 31 Prozent zwar deutlich unter den Niveaus vom Oktober bei über 50 Prozent, vor einem Jahr waren es aber nur 15 Punkte. 

Discount-Zertifikate weiter beliebt

Bei den Anlageprodukten stehen laut Wilhelms weiterhin Discount-Zertifikate auf den DAX oder auf Einzelwerte im Mittelpunkt. Dabei werde sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse gesetzt. „Die positive Richtung überwiegt ganz leicht“, meint Wilhelms. „Wir sehen hohe Umsätze mit Discount-Zertifikaten auf den DAX oder den Euro Stoxx“, meldet auch Marcel Sattler von ICF Kursmakler.

Anleger entscheiden sich laut Commerzbank etwa für Discount-Zertifikate auf den DAX (WKN CM204H) und bei den Einzelwerten auf die Aktien von der Allianz (WKN CM19XX) oder Apple (WKN CM8KC6). Mit Discount-Produkten erwirbt man den Basiswert zu einem Kursabschlag und ist dadurch teilweise vor Verlusten geschützt. Allerdings profitiert man nur bis zu einem Höchstbetrag von Kursgewinnen.

Spekulation auf steigende Zinsen


Sattler

Ungewöhnlich rege ist derzeit die Nachfrage nach Zertifikaten mit dem Euro-Bund-Future als Basiswert, wie Sahin bemerkt. „Hier erwarten die Anleger fallende Kurse, also steigende Zinsen“, präzisiert der Händler. Der Euro-Bund-Future ist aufgrund der Probleme in der Eurozone und der damit verbundenen Flucht in Bundesanleihen zuletzt wieder stark gestiegen und liegt mit aktuell 137,11 Punkten nicht mehr weit von seinem historischen Hoch bei über 139 Punkten entfernt.

Gold: Einstieg bei fallenden Preis

Daneben wird auf die Entwicklung von Rohstoffen gesetzt – vor allem auf Gold und Silber. Der Preis für eine Feinunze Gold ist seit Monatsanfang stark gesunken, aktuell liegt er bei 1.639 US-Dollar und damit so niedrig wie seit zwei Monaten nicht mehr. Der Silberpreis bewegte sich hingegen in den vergangenen Wochen seitwärts. „Normalerweise reagiert der Goldpreis umgekehrt zum Aktienmarkt, zuletzt ging es aber im Gleichschritt nach unten“, erklärt Sahin. Anders als beim DAX rechneten hier die meisten aber wieder mit einem Anstieg. „Es wird in fallende Preise gekauft.“ Als Beispiel nennt er ein Papier der Deutschen Bank (WKN DBX0SEX), das die Preisentwicklung von Gold linear abbildet.

Seitwärtsbewegung beim Öl erwartet


Wilhelms

Wilhelms zufolge ist Gold hingegen aktuell kein großes Thema mehr. „Die Umsätze sind rückläufig.“ Wenn überhaupt gehandelt werde, dann meist kurzfristig und in beide Richtungen. Mehr Beachtung finde Öl. „Die Anleger setzen meist auf eine Seitwärtsbewegung.“ Der Preis für die Nordseesorte Brent hat sich zuletzt wenig bewegt, aktuell werden für ein Barrel 109,50 US-Dollar gezahlt. Allerdings hat sich die Preisdifferenz zum US-Leichtöl WTI, die in diesem Jahr stark gestiegen war, verringert.

„Zudem ist die aktuelle Backwardation-Situation interessant für Investoren“, erklärt Wilhelms. Unter Backwardation versteht man eine Konstellation, bei der die Preise für Kontrakte in der Zukunft niedriger sind als die aktuellen. Zuspruch findet der Commerzbank zufolge etwa ein Bonus-Zertifikat mit Cap auf Brent Crude Rohöl (WKN CK1TZ1), das die Partizipation an steigenden Kursen ermöglicht.

Kauffreude bei Turbos

„Bei Hebelprodukten sehen wir starke Umsätze“, berichtet Wilhelms außerdem. Gut verkauft würden etwa Turbo-Zertifikate auf den DAX (WKN CK5PNH, CK6DXN). Vermehrt gehandelt worden ist Marcel Sattler von ICF Kursmakler zufolge darüber hinaus ein Discount-Put auf die Commerzbank (WKN BN98Z0). „Anleger spekulieren hier auf fallende Kurse.“ Der Commerzbank wurde beim jüngsten Bankenstresstest eine Kapitallücke von 5,3 Milliarden Euro attestiert, seitdem kursieren Gerüchte über neue Staatshilfen. Die Aktie ging daraufhin abermals auf Tauchkurs.

Faktor-Zertifikate finden Zuspruch

Rege gehandelt werden laut Wilhelms weiterhin auch so genannte Faktor-Zertifikate, mit denen Anleger überproportional an der Entwicklung des Basiswertes teilhaben. Als Beispiele nennt er ein Faktor 4x Long-Zertifikat auf Silber (CZ33C3), ein Faktor 15x Short Zertifikat auf den Euro-Bund Future (WKN CZ33C6) und ein Faktor 4x Long Zertifikat auf den DAX Future (WKN C724ZM). Auch Sahin bestätigt die gute Nachfrage nach Faktor-Zertifikaten auf Silber oder den Bund-Future. „Die sind sehr, sehr beliebt.“

© 14. Dezember 2011/Anna-Maria Borse