Anleihen: Hoffen auf Besserung

2+haendler+computer+188x80.jpg

26. Juli 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Ruhig geht es im Anleihehandel laut Händlern gegenwärtig zu. „Die Sommerpause macht sich bemerkbar“, fasst Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank zusammen. Aktive Anleger richteten ihre Aufmerksamkeit auf diverse positiv ausgefallene Stimmungsindikatoren hüben wie drüben, wie Arne Hellwig von der Hellwig Wertpapierhandelsbank berichtet. Die am Mittwoch veröffentlichten deutlich höheren Einkaufsmanagerindizes im verarbeitenden Gewerbe und Servicesektor aus Frankreich, Deutschland und dem Euroraum ließen auf eine Trendwende im zweiten Halbjahr hoffen.

„Sogar in Spanien scheint die wirtschaftliche Talfahrt zumindest gestoppt, und hinsichtlich des dortigen Arbeitsmarktes gibt es einen leichten Hoffnungsschimmer“, ergänzt Arthur Brunner von ICF Kursmakler. Immerhin sei die Zahl der Arbeitslosen im zweiten Quartal wieder unter die Marke von 6 Millionen gefallen. In Deutschland habe sich zudem der ifo-Geschäftsklimaindex zum dritten Mal in Folge gefestigt. „Mit dieser Perspektive gaben die Kurse von Bundesanleihen bei zunehmenden Umsätzen nach“, beschreibt Hellwig die Anlegerreaktion. Am stärksten hätten langlaufende und mittelfristige Anleihen reagiert.

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

stopp+klaus+120x125.jpg
Stopp

Trotz des Hoffnungsschimmers findet Klaus Stopp von der Baader Bank den Jubel über das Licht am Ende des Tunnels etwas verfrüht und verweist auf die weiterhin schwelenden Risiken. „Dazu gehören die mögliche Verschärfung der Finanzkrise, Schwierigkeiten beim Abbau der staatlichen und privaten Schulden und die zum Teil enorm hohe Arbeitslosigkeit in den Peripherieländern.“ Immerhin stehe die Staatsverschuldung der Euroländer auf einem Rekordstand von 92,2 Prozent der Wirtschaftsleistung. „Das sind sage und schreibe 8,75 Billionen Euro.“

Kreditvergabe sichern

Auch der Internationale Währungsfonds gibt sich skeptisch und mahnt zusätzliche geldpolitische Stützmaßnahmen für den Fall an, dass sich die konjunkturellen Bedingungen im Euroraum noch einmal verschlechtern. Die politischen Handlungsspielräume würden geringer und der Bankensektor sei nach wie vor fragmentiert. Das steigere die Risiken einer Stagnation, verbunden mit sozialen und politischen Spannungen samt möglicher Übersprungeffekte auf die Weltwirtschaft. Die Euroländer müssten deshalb rasch Fortschritte auf dem Weg zu einer umfassenden Bankenunion machen.

Euro-Bund-Future technisch angeschlagen

Nach dem laut HSBC überraschend starken Comeback seit dem Jahrestief um 139,90 Prozent vom 24. Juni kam es im Euro-Bund-Future in dieser Woche zu einem deutlichen Rücksetzer. „Dabei wurden aus technischer Sicht wichtige Haltemarken unterschritten, wodurch die gesamte Erholung der vergangenen Wochen in Frage gestellt wird“, beschreibt Thomas Amend. Es bestünde die Gefahr, dass die Aufwärtsreaktion übergeordnet eine Bärenflagge darstellt. „In dem Fall muss mit schwächeren Notierungen des deutschen Rentenbarometer gerechnet werden.“ Die nächste Unterstützung biete das Tief vom 11. Juni bei 142,02 Prozent, bevor das Januartief bei 141,28 als letzte Bastion vor einem Test der wichtigen Horizontalzone zwischen etwa 140,5 und 139,5 Prozent auf die Agenda rücke.

Euro-Peripherie bleibt robust

Die Stimmung an den Anleihemärkten der EU-Peripherie ist der Helaba zufolge unverändert gut. „Der Renditeabstand im Vergleich zu hiesigen Staatsanleihen verringerte sich auf Wochensicht meist“, beobachtet Hellwig. Um 1,4 bzw. 2 Basispunkte habe sich der Abstand zehnjähriger Bundesanleihen gegenüber italienischen, spanischen und portugiesischer Bonds gleicher Laufzeit ermäßigt. Franzosen, Belgier und Holländer hätten jeweils 2 Basispunkte gut gemacht.

Anleger geben sich risikobewusst

Im Handel greifen Anleger zu Unternehmensanleihen mit überschaubarem Wagnis und dennoch halbwegs ordentlicher Rendite, wie Stopp urteilt. Etwa legen sich Investoren verstärkt eine bis Juli 2020 laufende General Electric-Anleihe (WKN A1HNRF) mit einer derzeitigen Rendite von rund 2,24 Prozent ins Depot. Gut an komme zudem ein im Juli 2018 fällig werdender Bond der Continental (WKN A1X24V), der derzeit etwa 2,40 Prozent Rendite abwerfe. Überwiegend gekauft würde auch ein Corporate Bond der RWE (WKN A1HE5) mit einer aktuellen Rendite von 2,04 Prozent.

Schwergewichte punkten

Zu Hellwigs umsatzstärksten Corporate Bonds gehört eine Metro-Anleihe (WKN A1HDSJ) mit Fälligkeit im Mai 2018 und einem gegenwärtigen Kurs von rund 101,5 Prozent. Viel Bewegung macht der Händler außerdem in einer unbefristeten Anleihe der Münchner Rückversicherung (WKN A0N4EX) aus. Anleger müssten derzeit  für dieses mit jährlich 5,767 Prozent verzinste Papier Preise zwischen 106,5 und 107 Prozent hinlegen. „Eine Neuemission von Gazprom wurde vom Markt ebenfalls gut angenommen.“ Mit einer Mindeststückelung von 100.000 Euro sei die mit einem jährlichen Kupon von 3,7 Prozent ausgestattete GAZ Capital-Anleihe (WKN A1HNXH) eher an institutionelle Anleger gerichtet.

© 26. Juli 2013 / Iris Merker