Anleihen: Prognosen sind nicht möglich

18. März 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Hatten die Katastrophen in Japan zu Beginn der Woche noch für eine stärkere Nachfrage vor allem nach Bundesanleihen gesorgt, so beobachtet die Baader Bank bereits wieder eine Rückkehr zu den Aktienmärkten. Anleger hätten sich zum Teil wieder auf die soliden Fundamentaldaten der Industrieländer besinnt. Auch spielten die Tugenden der Japaner bei der Zuversicht über die Aussichten nach der Krise eine Rolle. So hält Klaus Stopp sogar einen einvernehmlichen Währungsschnitt um die Schuldenlast zu verringern für durchaus möglich. Im Gegensatz zu anderen Ländern bestünden die Gläubiger Japans zum größten Teil aus der eigenen Bevölkerung. Und diese sei vermutlich bereit, zur Rettung des Landes beizutragen. „Wenn Japan allerdings als zweitgrößter Gläubiger der USA US-Staatsanleihen in großem Stil abgeben müsste, um den Wiederaufbau zu finanzieren, könnte dies zu höheren Zinslasten für die USA führen“, erklärt Stopp.

In Europa haben sich – Arthur Brunner zufolge überraschend – die EU- Regierungschefs auf eine Verlängerung der Kredite an Griechenland geeinigt. „Zu einem Zinssatz, der um ein ganzes Prozent niedriger liegt als bisher“, beschreibt der Händler von ICF Kursmakler. Zudem sei der EFS, European Financial Stability Facility, endlich so ausgestattet worden, dass er im Notfall mit 440 Milliarden Euro bereitstehen könnte.

Erholungsaussichten für Bund-Future

Aktuelle Probleme wie die japanische Naturkatastrophe, die Unruhen in Libyen sowie die anhaltende Schuldenkrise in den Industrieländern seien derzeit mitverantwortlich für die Kursrichtung des Euro-Bund-Futures. Bei einer Zuspitzung der Situation in Libyen etwa oder einer Verschlechterung der Verhältnisse im japanischen Unglücksreaktor, sieht die Baader Bank durchaus Erholungsaussichten für das Zinsbarometer. Aus technischer Sicht macht die HSH Nordbank bereits einen kurzfristigen Aufwärtstrend aus. Die Stochastik des Barometers für die Zinsentwicklung stehe im überverkauften Bereich kurz vor einem Kaufsignal. Die Bank spricht von Potenzial bis zu einer Notierung von etwa 123,50 Punkte. Abwärts gehe es nicht, solange die Unterstützung von 121,80 bis 121,90 Punkte nicht unterschritten werde. Wäre die Grenze nach unten durchbrochen, könne es schnell Richtung 121,55 Punkte oder gar unter 121,00 Punkte rutschen.

Japanische Bonds unter Druck

Große Unsicherheit bezüglich der ökonomischen Folgen der Katastrophen in Japan habe zu steigenden Notierungen für japanische Staatsanleihen geführt. Ähnlich wie nach dem Erdbeben in Kobe 1995 erwartet die HSBC Trinkhaus zwar einen Zinsrückgang in den folgenden Monaten. Einen Einbruch am japanischen Bondmarkt sei aber eher unwahrscheinlich. Ein Kapitalabzug könne nicht stattfinden, da nur rund 8 Prozent der verbrieften Staatsanleihen von Ausländern gehalten würden. Zudem sei die japanische Zentralbank bereit, den Aufkauf von Staatsanleihen auszuweiten, damit der Rentenmarkt gestützt werde. Zuletzt gaben die Renditen der 10-jährigen Staatsanleihen von rund 1,3 Prozent auf 1,2 Prozent nach.

Portugal mit Zinsaufschlag

Brunner
Brunner

Portugal bekomm die Auswirkungen der jüngsten Herabstufung durch Moody’s zu spüren. Das Land müsse für eine einjährige T-Bills-Anleihe eine Verzinsung von 4,331 Prozent hinnehmen. Die Renditeaufschläge für zehnjährige Staatsanleihen nehmen laut Christoph Sczepan von der Hellwig Wertpapierhandelsbank Kurs auf die Höchststände von 4,6 Prozent gegenüber Bundesanleihen.

Erfreulicher sehe es dagegen beim iberischen Nachbarn Spanien aus. „Die Anleihen konnten die erzielten Kursgewinne nach den positiven Nachrichten aus Brüssel nicht nur halten, sondern sogar leicht ausbauen“, registriert Arthur Brunner. Das Land hätte am Donnerstag zudem Bonds im Volumen von insgesamt 4,2 Milliarden Euro im zehn- (WKN A1AM06) und dreißigjährigen Bereich zu einem leicht niedrigeren Zinssatz als im Februar platziert.

Eine zweijährige Bundesschatzanweisung (WKN 113733) sei am Mittwoch im Tenderverfahren erfolgreich platziert worden. Die 1,9-fach überzeichneten Wertpapiere erreichten laut Beobachtung der Baader Bank eine Durchschnittsrendite von 1,53 Prozent. Nach dieser Aufstockung um sechs Milliarden Euro betrage das Emissionsvolumen dieser Charge nun insgesamt 13 Milliarden Euro.

Erhöhte Schwankung bei Währungen

Auch bei den Währungsanleihen beobachtet die Baader Bank deutlich höhere Schwankungen seit Ausbruch der japanischen Krise. Dennoch habe sich gegenüber der Vorwoche das Anlegerverhalten bei Fremdwährungsanleihen wenig verändert. Beliebt seien nach wie vor der amerikanische Dollar (WKN A1A04U), die norwegische Krone (WKN A0BC8F), die türkische Lira (WKN A1EWC7), der australische Dollar (WKNs A1AKDU) sowie der südamerikanische Rand (WKN A0DELH).

WestLB mit guten Ergebnissen

Am gestrigen Donnerstag zog Sczepan zufolge die Hybridanleihe der WestLB (WKN A0D2FH) nach Veröffentlichung des Halbjahres-Finanzberichtes von 27 Prozent auf 30 Prozent in der Spitze an, verlor aber im Tagesverlauf einen Teil der Gewinne wieder. Rege gehandelt worden ist nach Beobachtung von Gregor Daniel auch eine Anleihe der RWE (WKN A1EWR0).

© 18. März 2011 / Iris Merker