Anleihen: Schuldendebatte stärkt Bund-Future

29. April 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Wenig spannend ging es in der vergangenen Woche im Handel mit Anleihen zu. Durch die kurze Handelswoche seien die Umsätze eher gering ausgefallen, berichtet ICF Kursmakler. Auch Neuemissionen habe es lediglich auf Sparflamme gegeben. Aufmerksamkeit richteten die Investoren auf die Probleme Griechenlands und die Inflation.

Damit beschäftigt die Schuldenkrise und ihre möglichen Auswirkungen auf den Euroraum die Marktteilnehmer im Rentenhandel derzeit wieder intensiver. Renditen für griechische Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von zwei Jahren erreichten nach Ostern mit knapp 24 Prozent den höchsten Wert seit Einführung des Euros. Vergleichbare irische und portugiesische Bonds sind mit jeweils rund 11 Prozent zwar ebenfalls teuer, können sich aber auf diesem Niveau noch halten. Die Spreads gegenüber Bundesanleihen mit fünfjähriger Laufzeit haben Berechnungen der UBS zufolge allein im vergangenen Monat um rund 280 Basispunkte bei portugiesischen und über 300 Basispunkte bei griechischen Anleihen zugelegt. Zudem sei das offizielle griechische Budgetdefizit für das vergangene Jahr auf 10,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukt nach oben angepasst worden.

In Deutschland ist die Inflationshöhe ein viel diskutiertes Thema im Rentenhandel. Um 0,2 Prozent seien die hiesigen Preise im April gestiegen. Damit liege die Jahresrate mit 2,4 Prozent auf dem höchsten Stand seit 2008, berichtet HSBC Trinkaus in ihrem aktuellen Monatsreport. Preistreiber seien teures Heizöl und höhere Kraftstoffpreise. Allein an der Tankstelle hätten die Verbraucher auf Monatsbasis 2,8 Prozent tiefer in die Tasche greifen müssen. Mit Steigerungen von 2,6 Prozent nehme auch im Euroraum die Teuerungsrate weiter an Fahrt auf und bestätige die Europäische Zentralbank in ihrer restriktiveren Geldpolitik, meint die HSH Nordbank.

Euro-Bund-Futures demonstriert Stärke

Brunner
Brunner

Die königliche Hochzeit in Großbritannien und die Osterfeiertage sorgten insgesamt für Ruhe an den Kapitalmärkten in dieser Woche. Dennoch demonstriere der Bund-Future derzeit eine gewisse Stärke. „Die Diskussion um die europäische Schuldenkrise und die gleichzeitig sich ausweitende Zinsdifferenz zwischen Europa und den USA haben Anleger dazu ermuntert, Bundesanleihen zu kaufen“, berichtet Arthur Brunner von ICF Kursmakler. Das sei einerseits eine kleine Flucht in die Sicherheit. Andere Investoren lockten die Kursgewinne des Euro gegenüber dem US-Dollar.

Über die technisch wichtige Marke vom 24. März sei das Rentenbarometer am Donnerstag geklettert. Aus technischer Sicht ist für UBS nun durchaus der Weg bis 123,90 Punkte frei. Erst bei Unterschreitung von 121,49 Punkten löst der Analyst von UBS seine Long-Positionen auf.

Abgaben bei Multicredit-Anleihen

Zweifel an der Zahlungsfähigkeit Griechenlands habe für größere Umsätze in Multicredit-Anleihen geführt, die auch das Kreditrisiko Griechenlands enthielten. Eine steigende Nervosität hätte Anleger zu Abgaben veranlasst, teilweise mit großen Verlusten. „Die Frage, ob ein freiwilliger „Haircut“ Griechenlands als Kreditereignis zu werten ist, wurde debattiert“, erklärt Brunner. Und welcher Garantiegeber von Kreditausfallversicherungen (CDS) in dem Fall der Entschuldung Griechenlands die Ausgleichszahlungen leisten müsse. „Das ist eine spannende Frage, deren Antwort noch aussteht“, meint Brunner.

Zinsschere zwischen Europa und den USA weitet sich

Wenig Sorgen machen sich die USA um die Inflation im Land, weshalb der niedrige Zinssatz zwischen 0 und 0,25 Prozent erst einmal beibehalten werde, berichtet die HSH Nordbank. Im Jahr 2011 liege die Teuerungsrate zwischen 1,0 und 1,6 Prozent. Damit befinde sie sich durchaus noch im Wohlfühl-Bereich der Notenbank. Zudem sehe die Federal Reserve die Preissteigerungen vor allem durch die hohen Energie- und Ölpreise verursacht. Die grundlegende Inflation bewege sich dagegen eher im moderaten Bereich. „Deshalb wird das Ankaufprogramm von Staatsanleihen nicht länger in Frage gestellt und wie geplant fortgeführt“, meint die HSH Nordbank. Die Aussicht auf eine dritte Phase des Quantitative Easing werde dagegen zunehmend unwahrscheinlicher.

Die US-Staatsanleihen hätten auf diese Meldungen kaum reagiert. Die Renditen für zehnjährige Bonds lägen leicht erholt bei 3,35 Prozent. Die aktuellen US-Konjunkturdaten seien aber durchaus ermutigend. Mit einem Plus von 2,5 Prozent bei den Auftragseingängen langlebiger Wirtschaftsgüter zeige dieser Wert beispielsweise zum dritten Mal in Folge Zuwächse.

Die jüngste Auktion von zweijährigen T-Notes mit einem Gesamtvolumen von 35 Milliarden US-Dollar sei gut angenommen worden. Es hätten sich noch ausreichend Anleger für das Angebot mit Renditen unter einem Prozent gefunden. Ob dies auch bei der anstehenden fünfjährigen T-Bill über ebenfalls 35 Milliarden US-Dollar der Fall sein werde bezweifelt die HSH Nordbank.

© 29. April 2011 / Iris Merker