Auslandsaktien: China im Fokus

7. Juli 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Zwar ist der Schwung der vergangenen Woche weg, die Aktienmärkte schlagen sich aber weiterhin wacker – und das auf hohem Niveau. „Der US-Markt zeigt relative Stärke“, berichtet Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler. Die Akteure lassen sich weder von der Herabstufung Portugals durch die Rating-Agentur Moody`s noch von der erneuten Zinserhöhung Chinas beeindrucken: Sowohl der Dow Jones als auch der S&P 500 bewegen sich auf neue Jahreshöchststände zu. „Der Dow Jones Transportation, der auch als Vorläufer für den Markt insgesamt gilt, hat gestern sogar ein Allzeithoch erreicht.“ Allerdings würden die Kursgewinne von niedrigen Umsätzen getragen, wie Vorhauser einräumt. „Vor dem Beginn der Berichtssaison ist es sehr ruhig. Auch größere Übernahmen stehen im Moment nicht an.“ In der kommenden Woche eröffnet der US-Aluminium-Konzern Alcoa den Reigen der Berichterstattung zum zweiten Quartal. „Griechenland ist noch nicht vom Tisch“, kommentiert Roland Stadler von der Baader Bank, das Thema belaste weiter. Die Herabstufung Portugals habe zudem verwundert. „Es fehlen die Anschlusskäufe“, meint Stadler daher.

Bank of China mit Einbußen


Vorhauser

Unter Druck geriet zuletzt die Aktie der Bank of China (WKN A0M4WZ), wie Vorhauser meldet. Der Grund: Der finanzkräftige Staatsfonds Temasek aus Singapur hat sich am Mittwoch von Anteilen an der chinesischen Großbank getrennt. Das war ein weiterer Rückschlag für die Bank of China: Kurz davor hatte die Rating-Agentur Moody’s nämlich vor einer Herabstufung chinesischer Banken gewarnt. Die chinesischen Regionalregierungen, wichtige Schuldner der Banken, seien deutlich höher verschuldet als bislang angenommen, hieß es. „Die Bank of China-Aktie, die auch schon vorher geschwächelt hatte, gab nach Bekanntgabe des Ausstiegs von Temasek um weitere 4 Prozent nach“, erklärt Vorhauser. Die Aktie hat seit Jahresanfang stark an Wert verloren, aktuell notiert sie bei 0,328 Euro, im Januar waren es noch knapp 0,42.

Baidu-Deal mit Microsoft stößt auf Zuspruch

Sehr gut an kam bei den Anlegern hingegen die Meldung des chinesischen Suchmaschinenanbieters Baidu (WKN A0F5DE), in Zukunft mit dem US-Konzern Microsoft zusammenarbeiten zu wollen. Die Microsoft-Suchmaschine Bing soll chinesischen Baidu-Nutzern englischsprachige Suchergebnisse liefern, wie Vorhauser erläutert. „Alle Werbeeinnahmen sollen dabei an Baidu gehen. Microsoft hofft auf die Erhöhung seines Bekanntheitsgrades in China.“ Baidu hat bei der Internet-Suche in China einen Marktanteil von mehr als 80 Prozent, ausländische Anbieter tun sich bislang schwer. Der Weltmarktführer Google hatte seinen Suchdienst im vergangenen Jahr nach einem Streit nach Hongkong verlegt, der Marktanteil war Vorhauser zufolge daraufhin von 30 auf 20 Prozent zurückgegangen. Die Baidu-Aktionäre erfreut die Kooperation jedenfalls: Die in Frankfurt gehandelten Baidu-ADRs, die bereits seit Mitte Juni rasant zugelegt hatten, verzeichneten nach Bekanntgabe der Zusammenarbeit nochmals Gewinne von 4 Prozent. „Sie steuern jetzt ein neues Jahreshoch an.“ Auf Sicht von sechs Monaten können sich die Anteilseigner über ein Plus von fast 25 Prozent freuen. ADRs sind Austauschscheine, die eine Original-Aktie verbriefen.

Sino-Forest findet Boden


Stadler

Wieder etwas erholt hat sich unterdessen Sino-Forest (WKN 899033), wie Roland Stadler meldet. Die Aktie des chinesischen Holzplantagenbetreibers war Anfang Juni dramatisch abgestürzt und von rund 12 auf unter 2 Euro gerutscht. Anfang des Jahres notierte der Dividendentitel sogar noch bei rund 18 Euro. Auslöser für den Kurseinbruch waren Vorwürfe der Bilanzfälschung, der Börsengang des Unternehmens sei von Anfang an auf Betrug angelegt gewesen, hieß es. Zuletzt gab es aber wieder erste Lebenszeichen: „Ein großer Fonds hat offenbar seine Beteiligung an Sino-Forest aufgestockt“, meldet Stadler. Die Aktie habe daraufhin, bei insgesamt hohen Umsätzen, auf 3,90 Euro zugelegt.

Nestlé expandiert in Fernost

Ebenfalls durchaus erfreulich hat sich der Aktienkurs von Nestlé (WKN 80Q4DC) entwickelt. „Nestlé plant die Übernahme des chinesischen Süßwarenherstellers Hsu Fu Chi. Gespräche wurden bereits von beiden Seiten bestätigt“, berichtet Stadler. „Damit würde der Konzern zum Marktführer in China.“ Anleger sähen den Schritt als eine Investition in die Zukunft. „Mit wachsendem Wohlstand in den Schwellenländern werden dort immer mehr Premiumnahrungsmittel nachgefragt“, erklärt der Händler. An der Börse Frankfurt verbuchte die Aktie zuletzt jedenfalls Gewinne, aktuell notiert sie bei 43,70 Euro. Nach einem schwachen Jahresstart war es, vor allem bedingt durch die Stärke des Schweizer Franken, seit März mit der auf Euro lautenden Nesté-Aktie in Frankfurt deutlich nach oben gegangen.

© 7. Juli 2011 / Anna-Maria Borse