Auslandsaktien: Kapriziöse Modewerte

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24. Juli 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Am kommenden Montag kann die Schnäppchenjagd beginnen, der Sommerschlussverkauf startet. Zwar sind die offiziellen Schlussverkäufe zum Ende der Saison schon vor vielen Jahren abgeschafft worden, in der Praxis gibt es sie aber immer noch: weil Kunden sie lieben und der Handel eine Möglichkeit hat, die Lager zu räumen.

Auch unter den börsennotierten Modeherstellern gibt es für Schnäppchenjäger einige Schätze zu finden. Allerdings entwickeln sich Aktien von Modeanbietern höchst unterschiedlich, was heute in ist, kann morgen schon wieder out sein: Waren Pullis von Abercrombie & Fitch und der Schwestermarke Hollister vor einigen Jahren nach das absolute Nonplusultra, liegen sie jetzt wie Blei in den Regalen – der Aktienkurs von Abercrombie fiel 2013 um rund ein Drittel.

Inditex: optimistische Analysten

Ihren Einsatz mehr als vervierfachen konnten unterdessen Anleger, die Ende 2008 Aktien von Inditex (WKN 756434) gekauft haben, dem Konzern, zu dem Zara, Bershka, Massimo Dutti und Pull&Bear gehören. Auch auf Sicht von zwei oder drei Jahren kommen Aktionäre auf ein Plus von 42 beziehungsweise 73 Prozent. Seit Anfang 2014 läuft es allerdings nicht mehr so gut, die Aktie hat 8 Prozent an Wert verloren. „Inditex machen die Kosten der Expansion zu schaffen“, erklärt Michael Arras von Close Brothers Seydler.

Der Umsatz legte von Februar bis April um 4 Prozent auf 3,75 Milliarden Euro zu, beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen musste die Gruppe jedoch einen Rückgang um 2,3 Prozent auf 732 Millionen Euro hinnehmen. Die meisten Analysten sind dennoch optimistisch und raten zum Kauf: Nomura und die Société Générale stufen die Aktie, die am heutigen Donnerstag für 110 Euro über den Tisch geht, auf „Buy“ mit Kurszielen von 122 und sogar 156 Euro, S&P Capital auf „Hold“, das Kursziel liegt mit 120 Euro aber immer noch deutlich über der aktuellen Notierung.

H&M mit Aufwärtspotenzial?

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Vrbsky

Auch mit der Aktie des direkten Konkurrenten H&M (WKN 872318) sind Anleger lange Jahre sehr gut gefahren, von 2009 bis 2013 hat sich der Kurs mehr als verdoppelt,  doch hier sind ebenfalls seit Anfang des Jahres Verluste zu verzeichnen. Dabei legte der Nachsteuergewinn der Schweden im zweiten Quartal des Geschäftsjahres um ein Viertel zu, der Umsatz kletterte um ein Fünftel, wie Jan Vrbsky von der Baader Bank berichtet. Die Société Générale hob daraufhin das Kursziel von 322 auf 348 schwedische Kronen (aktuell in Kronen: 287) an und bekräftigte die Einstufung „Buy“.

Der Gewinner: die Primark-Muttergesellschaft

Zumindest an der Börse abgehängt wurden Inditex und H&M von Associated British Foods (WKN 920876), dem Mutterkonzern der britisch-irischen Textilkette Primark. Zwischen März 2009 und Juni dieses Jahres hat sich der Kurs verfünffacht, auch seit Jahresanfang kommen Anleger auf ein Plus von 23 Prozent. Selbst die Hinweise auf unmenschliche Arbeitsbedingungen bei den Zulieferern konnten daran nichts ändern. Primark ist auch auf deutschen Einkaufsmeilen mit extrem billiger, aber trendiger Mode zum Publikumsmagneten geworden – nicht nur für Teenager.

Bremsspuren bei Burberry

In einer ganz anderen Preisliga spielt Burberry, eine Marke, die für den konservativen britischen Chic steht. Die Aktie hat sich ebenfalls rasant entwickelt. Der Dividendentitel (WKN 691197) kostete im Herbst 2012 an der Börse Frankfurt noch 12,74 Euro und Ende 2008 sogar nur rund 2 Euro, jetzt wird er zu 18,28 Euro gehandelt. Doch auch hier scheint die Dynamik dahin zu sein, in diesem Jahr gab es zwar einige Ausschläge nach oben und unten, unter dem Strich aber keine Kursveränderung. „Die Kunden sind nicht mehr bereit, jeden Preis zu zahlen“, bemerkt Arras. Auch die Strategie, viele Produkte in Outlet Centern zu verkaufen, sei „gefährlich“. Burberry leidet zudem derzeit unter dem starken Pfund.

von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 24. Juli 2014