Auslandsaktien: Quartalszahlen überzeugen

27. Oktober 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die europäischen Börsen reagieren am heutigen Donnerstag mit kräftigen Kursgewinnen auf die Beschlüsse der Staats- und Regierungschefs zur Euro-Schuldenkrise, auch an den asiatischen Märkten gab es deutliche Gewinne. „Besonders Bank- und Versicherungstitel profitieren, aber auch Aktien von Minengesellschaften“, berichtet Jan Vrbsky von der Baader Bank. Nach Ansicht von Michael Arras von Close Brothers Seydler ist der Kursanstieg auch darauf zurückzuführen, dass so mancher auf falschem Fuß erwischt wurde: „Viele haben darauf gesetzt, dass sich die Politiker nicht einigen. Jetzt müssen sie ihre Short-Positionen schließen.“ Was die weitere Entwicklung angeht, sei aber nach wie vor Abwarten angesagt: „Etwa muss Italien harte Sparmaßnahmen vornehmen.“
Unterdessen sind die Nachrichten von Unternehmensseite ganz überwiegend erfreulich. „Viele Quartalszahlen waren hervorragend“, kommentiert Arras. Die auch schon vor den Gipfelbeschlüssen gestiegene Laune hat im Handel mit Auslandsaktien für Belebung gesorgt. „Die Umsätze sind in den vergangenen Tagen nach oben geklettert“, meldet Vrbsky. Das beziehe sich aber nur auf liquide Titel. „Bei Unternehmen aus der dritten Reihe ist nach wie vor wenig los.“

Biogen auf Zehnjahreshoch

Überdurchschnittliche Kursgewinne genießt die Aktie des US-Biotechnologie-Unternehmens Biogen Idec (WKN 789617). Das in der Multiple Sklerose-Forschung tätige Unternehmen meldete gestern positive Ergebnisse aus der Phase-3-Studie eines wichtigen MS-Medikaments. „Die Krankheitsschübe werden durch das Mittel reduziert“, erklärt Arras. Er geht davon aus, dass sich das Medikament, das in ein bis zwei Jahren auf den Markt kommen soll, zu einem Kassenschlager entwickelt. Die Aktie reagierte mit einem Kursplus von 8 US-Dollar. Auch charttechnisch spreche vieles für Biogen Idec. „Das Hoch von 110 US-Dollar wurde überschritten. Jetzt ist der Weg nach oben frei.“ Biogen Idec, das zu den ganz Großen der Branche gehört, wurde 1978 in den Niederlanden unter dem Namen Biogen NV gegründet und fusionierte 2003 mit Idec Pharmaceuticals aus San Francisco. Nach zahlreichen Rückschlägen ist die Aktie seit Ende 2009 wieder im Aufwind und markierte jüngst sogar ein Zehn-Jahreshoch.

Zahlen von Boeing kommen gut an


Vrbsky

Sehr gute Quartalszahlen lieferte US-Flugzeugbauer Boeing, wie Arras weiter meldet. „Der Nettogewinn ist gegenüber dem Vorjahr um 31 Prozent auf 1,1 Milliarden US-Dollar gestiegen, die Marge auf 9,7 Prozent geklettert.“ Damit seien die Erwartungen der Analysten klar übertroffen worden. Erfreulich ist Arras zufolge auch, dass der Zivilbereich ein Umsatzplus von 10 Prozent gemeldet hat. Zudem seien die Aussichten gut, die Gewinnprognose für das Gesamtjahr wurde angehoben: „Die Fluggesellschaften erneuern ihre in die Jahre gekommenen Flotten.“ Die Zahlen stellten die Anleger mehr als zufrieden, in New York hat die Aktie um 4,5 Prozent auf 66 US-Dollar zugelegt. An der Frankfurter Börse wird der Dividendentitel (WKN 850471) heute zu 47,72 Euro gehandelt, vor einer Woche waren es noch 45.

Logitech wieder in Gewinnzone

Überhaupt nicht gerechnet hatten Börsianer mit den Quartalszahlen des schweizerischen Computerzubehör-Unternehmens Logitech. „Sowohl Gewinn als auch Umsatz sind besser ausgefallen als erwartet. Außerdem ist die Prognose für das laufende Geschäftsjahr bestätigt worden“, erklärt Vrbsky. In den vergangenen Quartalen war Logitech, bekannt durch Produkte wie Computermäuse, Joysticks und Headsets, eher mit Verlusten aufgefallen. „Der CEO wurde daraufhin ausgewechselt, die Produktpalette ausgeweitet.“ Die Aktie, für die es seit Ende des vergangenen Jahres rasant nach unten ging, legt nach der Bekanntgabe der Zahlen jedenfalls um 14 Prozent zu. An der Börse Frankfurt wird der Titel (WKN A0J3YT) aktuell zu 7,06 Euro gehandelt, vor einer Woche waren es noch weniger als 6 Euro. Anfang des Jahres notierte Logitech allerdings noch bei 14,50 Euro.

Kurssprung von 11 Prozent bei Chalco

Ebenfalls wieder schwarze Zahlen schreibt der chinesische Aluminium-Konzern Aluminium Corporation of China, kurz Chalco. Das Unternehmen habe Umsatz und Gewinnmarge im dritten Quartal deutlich erhöhen können, erläutert Vrbsky. Die in Hongkong und Shanghai gelistete Aktie reagierte dem Händler zufolge mit einem Kursplus von 11 Prozent, an der Börse Frankfurt wird der Titel (WKN A0M4WU) heute zu 0,40 Euro gehandelt, gestern waren es noch 0,37 Euro. Chalco ist nach eigenen Angaben der größte Aluminiumhersteller Chinas und der drittgrößte weltweit, nach Aussagen des Unternehmens werden 70 Prozent der chinesischen Nachfrage nach Aluminium von Chalco gedeckt.

© 27. Oktober 2011 / Anna-Maria Borse