Baader Bond Markets: "Billiges Geld – kein Ende in Sicht"

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Stopp

16. Januar 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Schenkt man den Worten des Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, Glauben, so wird die Niedrigzinspolitik in absehbarer Zeit in Europa kein Ende nehmen. Dies wiederum bedeutet, dass die Politik des billigen Geldes so lange wie erforderlich beibehalten wird. Der unlängst von der Börse Düsseldorf zum Unwort des Jahres 2013 gekürte Terminus „billiges Geld” wird uns also noch viele Jahre begleiten. Im Unterschied zu den USA, wo man sich mit der Tatsache des Taperings bereits abgefunden hat – nur das Tempo ist noch fraglich, ist man im wirtschaftlich heterogenen Europa zum Opfer der fehlenden politischen und wirtschaftlichen Einheit geworden.

Zu groß sind die Unterschiede der einzelnen Volkswirtschaften, als dass die EZB ungezwungen agieren könnte. Vieles erinnert an ein Kolonnenfahren auf der Autobahn. Das Auto mit der geringsten Motorisierung gibt auch dort den Takt an und alle anderen müssen sich zähneknirschend einreihen. Dies führt bei einer kurzen Fahrt zu keinerlei Problemen, aber beim Überbrücken größerer Distanzen wird es zur Belastung. So ist des einen Freud des anderen Leid.

Ein Ende der Krise ist noch in weiter Ferne, allerdings kann für Deutschland auch etwas Positives vermeldet werden. Die Forderung der Deutschen Bundesbank gegenüber der EZB ist im Rahmen des Zahlungsverkehrssystems Target2 zum Ende des Jahres 2013 deutlich reduziert worden. Verzeichnete man Ende November 2013 noch einen Forderungssaldo in Höhe von 544,488 Milliarden Euro, so waren es Ende Dezember „lediglich” noch 510,201 Milliarden Euro nach 727,206 Milliarden Euro im Juli 2012. Dennoch ist dies alleine kein Grund zum Jubeln, sondern in Anbetracht der Tatsache, dass der Saldo im Juli 2006 noch negativ war, nur eine Rückkehr zu Altbewährtem.

Anleger suchen Chancen in Dollar und Pfund

„Gesucht sind Währungsanleihen im kurz-, mittel- und langfristigen Bereich“

Die Anleger am Rentenmarkt suchen ihre Chancen immer wieder bei Währungsanleihen. Vor allem der US-Dollar und das britische Pfund sind hier zum Objekt der Spekulation geworden. Welches der beiden Länder, so fragen sich viele Investoren, wird als erstes gezwungen sein, die Zinswende einzuleiten, was der jeweiligen Währung einen Aufwertungsschub verleihen würde. Gesucht sind daher US-Dollar- sowie Pfund-Anleihen im kurz-, mittel- und langfristigen Bereich.  

Unter anderem war diese Woche ein auf Pfund lautender Corporate Bond von VW (WKN A1HP3T), der bis 8/2017 läuft und mit circa 1,79 Prozent rentiert, auf den Kauflisten zu finden. Ebenso standen ein Bond von General Electric (WKN A1GZ33) mit Laufzeit 7/2019 und Rendite von circa 2,78 Prozent sowie eine KfW-Anleihe (WKN A0BVTA) mit Laufzeit 9/2024 und circa 3,07 Prozent Rendite im Fokus.  

Von den in US-Dollar notierenden Titeln waren ein Nestlé-Bond (WKN A1G6CV) mit Laufzeit Juni 2017 und circa 1,26 Prozent Rendite und eine KfW-Anleihe (WKN A1CSBD), die 1/2020 fällig wird und mit circa 2,31 Prozent rentiert, gefragt. Bei den Zehnjährigen stachen ein Bond von Microsoft (WKN A1ZAT4) mit circa 3,55 Prozent Rendite sowie eine Anleihe der Royal Bank of Scotland (WKN A1ZBD8), die mit circa 5,91 Prozent rentiert, heraus. Beide Bonds werden Dezmerb 2023 fällig.  

In diesem Umfeld refinanzierte der französische Energieversorger Electricité de France (EdF) mittels diverser Neuemissionen mit unterschiedlichen Laufzeiten insgesamt 4,7 Milliarden US-Dollar. Als besonderes „Schmankerl“ kann hierbei die 100-jährige Anleihe bezeichnet werden, die mit einem sechsprozentigen Kupon ausgestattet ist.

Ampel für Wachstum schaltet auf Grün

„Weltbank: Industriestaaten befreien sich aus ihrer Krise.“

Besser könnte es doch kaum laufen. Da bestätigt die Ratingagentur Standard & Poor’s Deutschland die Spitzenbonität „AAA“. Da bleibt der Bund 2013 um 3 Milliarden Euro unter der vom Parlament genehmigten Neuverschuldungsgrenze. Und nach Ansicht der Weltbank sind die Aussichten für die globale Wirtschaft so gut wie lange nicht mehr. Während die Schwellen- und Entwicklungsländer weiter stark zulegen sollen, befreien sich die Industriestaaten endlich aus ihrer jahrelangen Krise, prognostiziert die internationale Finanzorganisation. Nach einer Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 2,4 Prozent im Jahr 2013 soll es heuer um insgesamt 3,2 Prozent steigen – für eine exportorientierte Wirtschaft, wie es die deutsche ist, wahrlich eine gute Nachricht! Die Wachstumsampel steht also auf Grün und lenkt den Blick der Investoren auf Corporate Bonds.  

Ohne am Markt als Spielverderber gelten zu wollen, kann man aus Anlegersicht dennoch einen Wermutstropfen finden. Bereits im Dezember hatte nämlich die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel vor Sorglosigkeit bei der Bewertung von Unternehmensanleihen gewarnt. Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus bei Staatsanleihen mit bester Bonität sind bekanntlich viele Anleger auf Unternehmensanleihen ausgewichen. Hierdurch sah sich die BIZ veranlasst, auf Übertreibungen hinzuweisen, die es nicht nur an den Aktien- und Immobilienmärkten gibt.  

Und noch eins: Ja, die Wachstumsampel steht auf Grün. Das heißt aber nicht, dass die Schuldenkrise zu den Akten gelegt werden kann. Nur die Voraussetzungen, sie zu überwinden, haben sich verbessert.

BASF kommt mit Doppelpack

„Chemie-Riese emittiert eine 5- und eine 10-jährige Anleihe.“

Nach zögerlichem Start nimmt der Emissionszug langsam Fahrt auf. So nutzte BASF am Montag mit einem Doppelpack die Gunst der Stunde. Der Chemie-Riese emittierte eine fünfjährige Anleihe mit Fälligkeit 1/2019 (WKN A1YC04) und eine zehnjährige Anleihe mit Fälligkeit 1/2024 (WKN A1YC03). Der Kupon der fünfjährigen beträgt 1,375 Prozent und das Volumen 750 Millionen Euro. Der zehnjährige Bond ist 500 Millionen Euro schwer und mit 2,5 Prozent verzinst. Gepreist wurde die 5-jährige Anleihe bei +22 bps über Mid Swap, womit der Emissionspreis 99,87 Prozent betrug. Die 10-jährige Anleihe wurde bei +47 bps über Mid Swap gepreist. Der Emissionspreis betrug 99,424 Prozent. Bei beiden Anleihen wurde jedoch für das Unternehmen ein Kündigungsrecht mit Termin – 3 Monate vor Endfälligkeit – festgeschrieben.  

Wendel, ein französisches, börsennotiertes Unternehmen mit diversen Beteiligungen in verschiedenen Industriezweigen, emittierte eine siebenjährige Anleihe, die bis 1/2021 (WKN A1ZCD5) läuft. Der Kupon der 400 Millionen Euro schweren Anleihe beträgt 3,75 Prozent. Gepreist wurde der Bond bei +214,1 bps über Mid Swap, was einem Emissionspreis von 100 Prozent entsprach.  

Snam S.p.A., ein italienischer Fernleitungsnetzbetreiber für Erdgas und Tochtergesellschaft des italienischen Erdöl- und Energiekonzerns Eni, refinanzierte sich mittels einer zehnjährigen Anleihe, die 1/2024 fällig wird, über den Kapitalmarkt. Der Kupon ist bei 3,25 Prozent fixiert, das Volumen liegt bei 600 Millionen Euro. Gepreist wurde die Anleihe bei +128,0 bps über Mid Swap, was einem Emissionspreis in der Kasse von 99,02 Prozent gleich kam. Diese Anleihe wird allerdings aus steuerrechtlichen Gründen an keiner deutschen Börse gehandelt.  

Holcim, einer der weltweit größten Zementproduzenten mit Sitz in der Schweiz, emittierte eine zehnjährige Anleihe (ISIN XS1019821732) mit einem Volumen von 500 Millionen Euro. Der Kupon liegt bei 3,0 Prozent. Gepreist wurde der Bond bei +95 bps über Mid Swap, was einem Emissionspreis von 99,422 Prozent entsprach.

US-Haushaltsfrieden erhöht Stabilität an den Märkten

„Fed dürfte ihre lockere Geldpolitik eher noch in die Länge ziehen.“

Republikaner und Demokraten bringen also doch noch etwas Gemeinsames zustande. Im US-Kongress haben sich die beiden Parteien auf ein Ausgabengesetz in Höhe von 1,1 Billiarden US-Dollar für 2014 geeinigt. Damit sind die Regierungsausgaben für das laufende Haushaltsjahr gesichert. Die Gefahr eines erneuten Verwaltungsstillstandes wie im Oktober 2013 ist damit abgewendet. Die Einigung gibt Grund zur Hoffnung, dass die seit Jahren herrschende politische Blockade in Washington ein Ende finden könnte. Für die Finanzmärkte ist es ein Signal für mehr Stabilität und somit eine gute Grundlage für eine Konjunkturbelebung.  

Zwiespältig präsentiert sich allerdings am vergangenen Freitag der US-Arbeitsmarkt. Einerseits waren die 74.000 neuen Jobs im Dezember eine Enttäuschung, andererseits nähert sich die Arbeitslosenquote mit nun 6,7 Prozent jener Marke von 6,5 Prozent, ab der sich die US-Notenbank Fed grundsätzlich wieder Zinserhöhungen vorstellen könnte. Grund für den starken Rückgang der Arbeitslosenquote dürfte unter anderem sein, dass sich weniger Menschen als bisher arbeitssuchend gemeldet haben, aber auch die auf dem Kopf stehende Alterspyramide hat ihren Teil dazu beigetragen.  

Viele Marktteilnehmer fragen sich nun, wie die Notenbank diese Entwicklung mit Blick auf die vorsichtige Reduzierung der Politik des billigen Geldes interpretieren wird. Ich gehe davon aus, dass die US-Währungshüter unter neuer Führung von Janet Yellen mit Bedacht an ihrer immer noch lockeren Geldpolitik festhalten und diese eher etwas in die Länge ziehen wird. Jedenfalls darf man gespannt auf den 29. Januar sein, wenn die nächste Fed-Sitzung ansteht und wir anschließend einen Blick in die Zukunft wagen.

Schafft Hollande die Wende

„Beifall für die avisierten Maßnahmen“

Was François Hollande privat macht, lässt die Volkswirtschaft kalt, was er an Reformen einleitet, allerdings nicht. Etwas überraschend hat Frankreichs Präsident angekündigt, sein Land mit einer klar angebotsorientierten Wirtschaftspolitik wieder wettbewerbsfähig machen zu wollen. Um den Spielraum für mehr Investitionen zu erhöhen, sollen Unternehmen und Selbstständige bis 2017 um 30 Milliarden Euro entlastet werden. Außerdem will der Sozialist zwischen 2015 und 2017 insgesamt 50 Milliarden Euro bei den öffentlichen Ausgaben einsparen. Zudem hatte Hollande nach dem Vorbild des Flugzeugbauers Airbus ein gemeinsames französisch-deutsches Unternehmen vorgeschlagen, um die Energiewende voranzutreiben.  

Schafft der Sozialist also doch noch die Wende zum Besseren für das kränkelnde Frankreich, das Gesamtschulden in Höhe von 94 Prozent des BIPs aufweist und in manch bösen Ahnungen bereits als nächster großer – und dann vermutlich letzter – Sorgenfall der Eurozone tituliert worden ist? Die von Hollande angekündigten Maßnahmen stießen jedenfalls sowohl in Berlin als auch in Brüssel auf uneingeschränkten Beifall.

Föhnwind oder Trend?

„Unverhofft kommt oft“

Da nach Analystenmeinung die US-Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag keine nennenswerten Überraschungen beinhalten sollten, war an der anschließenden Reaktion der Terminkontrakte erkennbar, dass es sich hierbei um eine klassische Fehleinschätzung gehandelt hat. Ähnlich einem starken Föhnwind verursachte der Kursverlauf des Euro-Bund-Future bei vielen Marktteilnehmern heftige Kopfschmerzen. Denn einen Anstieg des Sorgenbarometers in der Spitze auf 140,91 Prozent hatten nur die wenigsten auf dem Plan. Daran konnten auch die Kommentare verschiedener Fed-Mitglieder nichts ändern, die sich für ein Festhalten am Tapering aussprachen.  

Aus charttechnischer Sicht sind die Bereiche um 141,00 Prozent und 141,70 Prozent (mehrere Hochs im November 2013) als Widerstände auszumachen. Unterstützend wirkt der Bereich um 139,90 Prozent (mehrere Hochs im Dezember und Januar).  

Wann und ob die Wetterlage des Föhns in sich zusammenbricht oder wir noch viele Wochen ein Rentenbarometer mit stabilem Hochdruck haben werden, das bleibt die beherrschende Frage am Kapitalmarkt.

Endlich steigt auch der Bund in den Ring

„Bund zahlt für 5 Jahre 0,9% Rendite als Inflations-Minderung“

Nach der gelungenen Aufstockung zweier spanischer Staatsanleihen (WKN A1ZB43 /2019 und WKN A1HNMJ /2028) sammelte zu Wochenbeginn der Bund erstmals in diesem Jahr Geld am Kapitalmarkt in Form von Schatzanweisungen mit einer Laufzeit von 6 Monaten ein. Hierbei erzielten Investoren gegenüber der Auktion vom November eine wesentlich höhere Rendite (0,086 Prozent nach 0,037 Prozent). Dies war angesichts der deutlich geringeren Nachfrage (1,5 nach 2,1-facher Überzeichnung) allerdings nicht verwunderlich. Neben diesen Geldmarktpapieren refinanzierten sich aber auch Belgien für 10 Jahre mit circa 2,6 Prozent p.a. sowie die Niederlande für 3 Jahre mit etwas über 0,5 Prozent jährlich.  

Zusätzlich stockte die Bundesfinanzagentur der Bundesrepublik Deutschland die inflationsindexierte Anleihe des Bundes (WKN 103054) um 1 Milliarde Euro auf 14 Milliarden Euro auf. Die Zuteilung der 1,5-fach überzeichneten Anleihe erfolgte bei einer realen Durchschnittsrendite von 0,26 Prozent. Die gemäß Emissionskalender anstehende Auktion der neuen fünfjährigen Bundesobligation (WKN 114168) im Volumen von 5 Milliarden Euro konnte am gestrigen Mittwoch bei einer 1,7-fachen Überzeichnung mit einer Durchschnittsrendite von 0,90 Prozent abgeschlossen werden. Für heute steht erneut eine Refinanzierung Spaniens im Volumen von 3,5 bis 4,5 Milliarden Euro mittels Aufstockungen von Altemissionen (2017, 2026 und 2028) an.

Euro/US-Dollar hält noch Winterschlaf

„ZAR massiv unter Druck“

Der richtige Winter in Europa lässt weiter auf sich warten, aber die europäische Gemeinschaftswährung befindet sich dennoch im Winterschlaf. Auch in der dritten Handelswoche im neuen Jahr kommt der Euro nicht so recht aus den Startlöchern. Hinzu kommen noch positive Daten aus dem US-Einzelhandel, die dem Greenback etwas Aufwind verliehen haben. Insgesamt ist dies für die gemeinsame Währung nicht das beste Umfeld, was sich auch an den Kurstafeln widerspiegelt. Wie in der Woche zuvor pendelt der Euro – ohne klare Tendenz – um die Marke von 1,36 US-Dollar. Die kommenden Handelstage werden zeigen, ob die Einheitswährung einen Fehlstart hinlegen wird oder ob nur der Start verschlafen wurde.  

Aber auch der Blick über den Tellerrand beim Euro zeigen andere Chancen bzw. Risiken auf. So sorgten eintrübende südafrikanische Konjunkturaussichten für Kursverluste bei der eigenen Landeswährung und der Euro stieg auf den höchsten Stand seit Oktober 2008 (14,9128 südafrikanische Rand) an.  

Auf der Seite der Fremdwährungsanleihen waren somit insbesondere Umsätze bei Rand-Bonds zu verzeichnen. Darüber hinaus standen Anleihen auf australische Dollar, norwegische Kronen, türkische Lira und brasilianische Real im Fokus der Privatanleger.

Autor: Klaus Stopp, stellvertretender Leiter Rentenhandel der Baader Bank

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© 16. Januar 2014/Baader Bank AG