Baader Bond Markets: "Bundesverfassungsgericht reicht ein heißes Eisen nach Luxemburg weiter"

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Stopp

„Entscheidend wird sein, inwieweit der traditionell europafreundliche EuGH die Ratschläge aus Karlsruhe beherzigen wird.“

14. Februar 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es ist ein zwiespältiges Signal, das die Richter des Bundesverfassungsgerichts (BVG) an die Märkte ausgesandt haben. Anstatt ein rechtskräftiges Urteil über das Aufkaufprogramm Outright Monetary Transactions (OMT) der Europäischen Zentralbank (EZB) für Staatsanleihen zu fällen, hat das BVG den Fall zunächst einmal an den Europäischen Gerichtshof (EuGH) zur Prüfung weiter gereicht, was ein Novum darstellt. Nach Überzeugung der Karlsruher Richter verstößt das OMT-Programm nämlich gegen europäisches Recht und das Verbot monetärer Haushaltsfinanzierung. Bevor sie aber ein Urteil fällen, wollen sie vorab vom EuGH einige Detailfragen geklärt haben.
 
Drückt sich das BVG also vor einem Urteil, indem es die Verantwortung nach Luxemburg abschiebt? Das kann man so nicht behaupten. Vielmehr tasten sich die Karlsruher Richter in dieser heiklen Angelegenheit, die nun mal ein heißes Eisen darstellt, vorsichtig vor. Denn schließlich haben sie dem EuGH auch gleich einen Vorschlag mitgeliefert, wie man den Fauxpas reparieren könnte. So sollten etwaige Staatsanleihekäufe der EZB mengenmäßig gedeckelt werden oder man sollte der EZB einen bevorrechtigten Gläubigerstatus einräumen, der sie vor den Folgen eines Schuldenschnittes bewahren würde.
 
Nun wird sich zeigen, inwieweit der traditionell europafreundliche EuGH diese Ratschläge aus Karlsruhe beherzigen wird. Folgt er ihnen, hätte das OMT-Programm, also der 2012 avisierte unbefristete Ankauf von Staatsanleihen aus Euro-Krisenländern, nicht mehr die viel zitierte Feuerkraft, die es mal hatte. Folgt er ihnen nicht, hätte das BVG immer noch sein ureigenes Recht, darüber zu entscheiden, ob die Maßnahmen der EZB gegen die deutsche Verfassung verstoßen oder nicht. Sollten die Richter aus Karlsruhe am Ende zu diesem Schluss kommen, könnten sie immer noch vom deutschen Gesetzgeber eine Neuverhandlung der EU-Verträge einfordern.

Alte Bekannte kommen bei Anlegern gut an

Alt bekannte, am Kapitalmarkt eingeführte Emittenten, kommen bei den Anlegern gut an. So konnte Fresenius eine im Januar platzierte Anleihe (WKN A1ZC60) um weitere 150 Millionen Euro auf 450 Millionen Euro erfolgreich aufstocken. Der Bond läuft bis 2/2024 und rentiert mit ca. 3,47 Prozent. Damit hat der Gesundheitskonzern seine dritte Anleihe innerhalb weniger Wochen emittiert. Eine weitere unbesicherte Anleihe im Volumen von 300 Millionen US-Dollar mit einer Laufzeit von 7 Jahren ist bereits in der Pipeline.
 
Auch ein neuer Corporate Bond der Volkswagen Bank (WKN A1X3PT) mit Laufzeit bis 2/2019 und rund 1,48 Prozent Rendite fand die Gunst der Anleger. Außerdem waren ThyssenKrupp (WKN A1R08U) gesucht, die mit ca. 2,64 Prozent rentieren und 8/2018 fällig werden. Dasselbe gilt für einen noch frischen Bond von BMW (WKN A1ZB64) mit Laufzeit 1/2024 und ca. 2,48 Prozent Rendite.

US-Budget: Is the sky now the limit?

„Ratingagenturen haben die US-Politik auf ihrer Watchlist.“

Diesmal gibt es keinen Showdown um den US-Haushalt. Im Streit um eine Erhöhung des US-Schuldenlimits sind die Republikaner für viele überraschend eingeknickt. Das Repräsentantenhaus gab einem Gesetzentwurf sein Plazet, der es der Regierung rund ein Jahr lang erlaubt, weitere Schulden aufzunehmen. Die Zustimmung des Senats hierzu wurde bereits gestern mit 55 zu 43 nachgereicht. Es gab also keine erneuten ideologisch geführten Versuche eines Kuhhandels, wie dies noch im September 2013 der Fall war. Die Kuh ist vielmehr vom Eis, was für die Finanzmärkte ein positives Signal ist.
 
So weit, so gut. Schaut man aber genauer hin, so tauchen doch ein paar Fragen auf. Denn es ist nicht so, dass die derzeitige Schuldenobergrenze von 17,2 Billionen US-Dollar um eine bestimmte Summe erhöht wurde und damit wieder gedeckelt wäre. Vielmehr wird die Schuldenobergrenze bis Mitte März kommenden Jahres ausgesetzt bleiben. The sky is the limit, mag man in Erinnerung an einen alten Song von Tom Petty fürchten. Man darf also gespannt sein, wie die Regierung von Barack Obama mit der neuen Freiheit in Sachen Schulden umgehen wird. Sollte der Defizitbogen überspannt werden, wäre es Aufgabe der Ratingagenturen, den Finger zu heben und die USA auf ihre Watchlist zu setzen.

Weidmanns Plädoyer für Verschuldungsobergrenze bei Banken

„Manchmal braucht man eben sowohl Gürtel als auch Hosenträger, damit die Hose nicht rutscht.“

Jens Weidmann macht seinem Ruf als nachdenklicher Vordenker alle Ehre. Nachdem der Bundesbankpräsident immer wieder über die Risikogewichtung von Staatsanleihen in den Bankbilanzen räsoniert hatte, macht sich Weidmann nun für eine absolute Verschuldungsobergrenze für Banken stark. Die bisher üblichen relativen, von den Risiken abhängigen Eigenkapitalanforderungen sollten durch eine ungewichtete Regel in Form einer einheitlichen Verschuldungsobergrenze ergänzt werden, sagte Weidmann.
 
Bei dieser leverage ratio wird das Eigenkapital, wie bei einer angelsächsisch geprägten Denkweise üblich, ins Verhältnis zur gesamten Bilanzsumme gesetzt. Wenn alle Aktiva pauschal mit dem gleichen Prozentsatz an Eigenkapital zu unterlegen seien, hätten die Banken einen Anreiz, vor allem in risikoreichere Anlagen zu investieren, um so ihre Eigenkapitalrendite zu erhöhen.
 
„Damit aber ist der Finanzstabilität auch nicht gedient“, schlussfolgert Weidmann. Daher sei es bei einem drohenden Großschaden wie der Kernschmelze der Finanzmärkte durchaus geboten, mehrere Sicherungssysteme einzubauen, argumentiert der Bundesbankpräsident und zitiert den Gouverneur der Bank of England, Mark Carney: „Manchmal braucht man eben sowohl Gürtel als auch Hosenträger, damit die Hose nicht rutscht.“

Warnung vor zu viel Konsum

„Dem Kaufrausch kann im Alter der Kater in Form von fehlenden Rücklagen folgen.“

Das war ein ungewöhnlicher Vorgang in einer für einen Wirtschaftsweisen unüblichen Zeitung. So hat Christoph Schmidt, Vorsitzender der Wirtschaftsweisen, die Verbraucher angesichts niedriger Zinsen und einer sinkenden Sparquote via „Bild-Zeitung“ vor hohen Konsumausgaben gewarnt. Es sei gefährlich, so Schmidt, wenn das Geld nur in den heutigen Konsum fließe und quasi verjubelt würde. „Dann fehlt es im Alter“, warnte er und forderte die Verbraucher auf, mehr Geld auf die hohe Kante zu legen. Die Sparquote der privaten Haushalte lag 2013 bei 10 Prozent, den niedrigsten Stand seit 2011. Am Ende droht auch hier, dass dem Rausch der Kater folgt.

Die Visionen einer Fed-Chefin

„Die Geldpolitik der ruhigen Hand“

Am 1. Februar des Jahres war es endlich soweit. Eine Frau regiert die Kapitalmärkte, und aus diesem Grund wurde am Dienstag ihre Antrittsrede vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses mit besonderer Spannung erwartet.
 
Allerdings hatten nur die wenigsten Marktteilnehmer mit einem nachhaltigen Kurswechsel gerechnet. Ist Mrs. Janet Yellen bereits in der Vergangenheit aktiv an der Ausrichtung der US-Geldpolitik beteiligt gewesen, so war die Bestätigung bzw. Fortführung der Vorgehensweise auch nicht wirklich überraschend. Man hatte sogar den Eindruck, dass Ben Bernanke in Gestalt seiner Nachfolgerin zu den Abgeordneten sprach. Trotz der jüngsten schwachen Arbeitsmarktdaten wird kein Grund gesehen, den eingeschlagenen Kurs zu korrigieren. Denn ein gefestigter US-Arbeitsmarkt und ein somit stabiler US-Immobilienmarkt sind die Grundlage jeglicher Konjunkturbelebung in den USA. Aber auch eine – wie zuletzt – fallende Arbeitslosenquote darf nicht falsch interpretiert werden, denn es gibt darüber hinaus noch andere Indikatoren, die auf einen schwachen Arbeitsmarkt hindeuten. In diesem Zusammenhang verwies Yellen auf Langzeitarbeitslosigkeit, Teilzeit und Unterbeschäftigung, die ebenfalls zu beachten seien. Somit scheint die Abkehr von der magischen Höhe der Arbeitslosenquote bei 6,5 Prozent besiegelt zu sein. Verdeutlicht wurde dies zusätzlich mit dem Hinweis, dass die Leitzinsen nahe Null bleiben können, auch wenn die Arbeitslosenquote schon lange die Marke von 6,5 Prozent unterschritten hätte.
 
Das ist es, was Börsianer lieben: Klare Ansagen und Planungssicherheit.

Verschnaufpause oder Beginn einer Korrektur?

„Mach Du es freundlich, damit ich etwas geben kann“

Trotz der schwächer als erwartet aufgefallenen US-Arbeitsmarktdaten hat der Euro-Bund-Future sich in dieser Woche eine Verschnaufpause auf dem Weg nach oben gegönnt. Getrieben von der Schwäche am Aktienmarkt und geldpolitischen Entscheidungen der Notenbanken konnte sich das Rentenbarometer erholen. Aber jetzt wurde im Einklang mit steigenden Aktiennotierungen zwischengeparktes Geld wieder abgezogen. Diese altbekannte Korrelation zwischen Aktien und Renten wird uns auch in den nächsten Wochen begleiten. Daher stellt sich dem Anleger immer mehr die Frage: „Wie geht es am Aktienmarkt weiter?“ Denn daraus leitet sich die Zinsentwicklung der nächsten Wochen und Monate ab. Waren zu Jahresbeginn noch alle Investoren auf steigende Zinsen eingestellt, so mussten viele sich in den vergangenen Wochen eines Besseren belehren lassen und sich einstoppen.
 
Diese erzwungene Hausse kann also der Nährboden für eine kleine 50-prozentige Gegenreaktion darstellen und das Rentenbarometer in den Bereich von 141,50 Prozent (Hochs Mitte Dezember 2013) zurückführen. Eine solche Entwicklung ist allerdings nicht heute oder morgen zu erwarten, kann aber dennoch schnell eintreten, falls der alter Börsianerspruch: „Mach Du es freundlich, damit ich etwas geben kann“ Realität werden sollte.

Portugal übt das Gehen ohne Krücken

„USA bieten ein Potpourri im Volumen von 162 Mrd. US-Dollar“

Passend zur bevorstehenden Erhöhung der Schuldenobergrenze stand in den USA in dieser Woche die Refinanzierung unterschiedlicher Laufzeiten an. Das Gesamtvolumen beläuft sich auf 162 Milliarden US-Dollar.
 
Geringere Geldmittel benötigt das noch bis Mai 2014 unter dem Rettungsschirm verweilende Land Portugal und somit wagte man zum Wochenstart, das Verhalten der Investoren zu testen. Nachdem man im Januar erfolgreich eine fünfjährige Anleihe platziert hatte, ließ man am Dienstag einen neuen Versuchsballon steigen. Zu diesem Zwecke wurde eine portugiesische Staatsanleihe (WKN A1HKUP) mit einer Laufzeit von 10 Jahren um 3 Milliarden Euro aufgestockt. Die dafür den Investoren zu bietende Rendite belief sich auf 5,112 Prozent.
 
Aber auch Deutschland wurde in dieser Woche am Kapitalmarkt aktiv. So wurden unter anderem ca. 2 Milliarden Euro als Bubills mit einer Laufzeit von 6 Monaten zu 0,085 Prozent refinanziert. Zusätzlich wurde die inflationsindexierte Anleihe (WKN 103053) um 1 Milliarden Euro auf insgesamt 12 Milliarden Euro aufgestockt. Bei einer 2,3-fachen Überzeichnung erfolgte die Zuteilung der 2018 endfälligen Gattung zu einer realen Durchschnittsrendite von -0,31 Prozent. Darüber hinaus wurde noch eine neue zweijährige Bundesschatzanweisung (WKN 113745) im Tenderverfahren offeriert. Bei dem mit einem Kupon von 0,25 Prozent ausgestatteten Wertpapier konnten bei einer 2,1-fachen Überzeichnung die angestrebten 5 Milliarden Euro bei einer Durchschnittsrendite von 0,11 Prozent zugeteilt werden.

Die türkische Lira hat sich vorerst stabilisiert

„Olympia in Sotschi lässt Rubel kalt.“

Die XXII. Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi sind im vollem Gange. Obwohl Russland im Fokus der Sportbegeisterten steht, kann dies den Kurs des russischen Rubels gegenüber dem Euro (aktuell bei 47,48 Rubel) nicht sonderlich beeinflussen.
 
Bei den Wettbewerben kämpfen die Athletinnen und Athleten aus aller Welt in diversen Disziplinen um die begehrten Medaillen. Am Devisenmarkt hingegen fällt es schwer, einen Favoriten auszumachen, aber eigentlich gebührte die Rolle des Führenden dem Euro, welcher in den vergangenen Handelstagen das Tempo vorgab. Er konnte sich gegenüber dem US-Dollar etwas absetzen. Nachdem die EZB ihre Geldpolitik beim Status quo beließ, ging es für die Gemeinschaftswährung auf die Siegerstraße. Der Euro nahm den Schwung mit und kletterte in der Spitze bis auf 1,3683 US-Dollar. Damit konnte er das Tief zu Monatsbeginn (1,3478 US-Dollar) deutlich hinter sich lassen. Die Einheitswährung profitierte zudem von einer höheren Risikobereitschaft der Anleger, was gleichzeitig den Greenback als sicheren Hafen unter Abgabedruck brachte. Spekulationen um einen negativen Einlagenzins in Euroland sorgen ab Dienstag für schlechte Stimmung und brachten den Euro kurzfristig unter Druck (1,3565 US-Dollar). Aktuell notiert er allerdings wieder bei 1,3625 US-Dollar.
 
Auch bei den Schwellenländern scheint die erste Panik verflogen zu sein und sich die Lage wieder zu stabilisieren. Dies verdeutlichen auch die Kurse der betroffenen Währungen. So konnte beispielsweise die „Leidenswährung“ der letzten Wochen, die türkische Lira, ihre Talfahrt vorerst stoppen und sich deutlich erholen. Zum Ende des Monats Januar war beispielsweise der Euro 3,2723 Türkische Lira wert, im Moment sind es lediglich noch 2,98 Türkische Lira.
 
Somit stehen Währungsanleihen auf türkische Lira weiterhin im Fokus der Anleger. Aber auch Bonds auf norwegische Kronen, australische Dollar, US-Dollar sowie brasilianische Real wurden rege nachgefragt.

Autor: Klaus Stopp, stellvertretender Leiter Rentenhandel der Baader Bank

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© 14. Februar 2014