Devisen: Euro als Stehaufmännchen

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16. Januar 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach vielen Höhen und Tiefen im Verlauf von 2012 hat sich der Euro mit einem Schlussspurt gegenüber den US-Dollar behaupten können und steht mit derzeit 1,3276 fester da als von vielen Währungsexperten vorausgesagt. „Europa hat Handlungsfähigkeit bewiesen und eine erstaunliche Wende hinbekommen“, begründet Stefan Gäde von der HSH Nordbank. Trotz anhaltender Rezession im Euroraum hätten die Maßnahmen von EZB-Chef Drahgi an den Märkten beruhigend gewirkt. Die Absage an eine weitere Zinssenkung im Rahmen der ersten EZB-Ratssitzung des neuen Jahres sei der Verbesserung einiger Konjunkturindikatoren geschuldet. China wachse beispielsweise wieder stärker, Lichtblicke im Euroraum gebe es zudem beim Einkaufsmanagerindex, der Industrieproduktion und bei den Exporten.

Schrittweise nach vorn

„Nachdem der Euro im Sommer noch totgesagt war, hat sich viel getan“, fasst Gäde zusammen und verweist auf sinkende Risikoaufschläge für Staatsanleihen der Euro-Peripherieländer sowie den aus seiner Sicht gelungenen „quasi“ Schuldenschnitt für Griechenland. Der spanische Hilfsantrag an den Rettungsschirm ESM lasse zwar auf sich warten, dennoch gehe es bergab mit den Zinsen, die Spanien an seine Gläubiger zahlen müsse.

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Hellmeyer

Die allgemeine Stimmung um Europa entspannt sich, wie Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank ergänzt. Beispielsweise stufe Standard & Poor’s die Wahrscheinlichkeit eines Zerfalls der Währungsunion als substanziell verringert ein. „Die Ratingagentur hat Luxemburg und Finnland von der Beobachtungsliste genommen, womit die beiden Länder ihre AAA-Benotung für hohe Kreditwürdigkeit behalten dürfen.“

Vertrauen in Spanien steigt

In einer Auktion am gestrigen Dienstag gelang es der spanischen Regierung, Anleihen mit einer Laufzeit von 12 Monaten in Höhe von insgesamt 3,25 Milliarde Euro zu 1,472 Prozent erfolgreich zu platzieren. „Bei der letzten Auktion waren noch 2,556 Prozent fällig“, bemerkt Folker Hellmeyer. Bonds mit einer Laufzeit von 18 Monaten seien für 1,687 Prozent gegenüber 2,778 Prozent über den Tisch gegangen. Positiv bewertet der Devisenexperte der Bremer Landesbank zudem die Steigerung der öffentlichen spanischen Einnahmen um 4 ,2 Prozent im vergangenen Jahr.

Kurzfristig noch Kraft

Auch deshalb bescheinigt die Helaba dem Euro gegenüber dem US-Dollar aus technischer Perspektive kurzfristig noch Kraft. Auch wenn die Gemeinschaftswährung am gestrigen Dienstag – vermutlich auf Grund einer Äußerung des luxemburgischen Regierungschefs – unter die Marke von 1,33 US-Dollar gerutscht ist, böten die Charts noch Unterstützung.

Nicht für jeden ein Gewinn

Bei einem Treffen von Wirtschaftsleuten in Luxemburg habe Juncker den Euro als „gefährlich hoch“ bezeichnet. Diese Verbalattacke gegen den Anstieg des Euros kommt nach Meinung von Hellmeyer zu früh. „Wir haben zwar mit dieser Spielart der Politik gerechnet, aber nicht bereits am 15. Januar.“ Die gegenwärtigen Kurse im Vergleich zu Yen, Pfund oder Franken erlaubten keine Überbewertungsdebatte zum Euro. Das gleiche gelte für das Währungspaar Euro/US-Dollar. „Europa hat die Strukturreformen bereits hinter sich, Japan und die USA haben sie noch vor sich.“

Yen setzt Talfahrt fort

Der mit Abstand größte Verlierer des vergangenen Jahres war der Yen, wie die Helaba bemerkt. Auch gegenüber dem US-Dollar verlor die japanische Währung. „Schlechte Exportzahlen und ein Kleinkrieg mit China machte den Japanern unter anderem zu schaffen“, erklärt Gäde. Die von der neu gewählten Regierung angekündigten Infrastrukturmaßnahmen und die Wirtschaftshilfen würden den Yen zwar zunächst stützen. Gleichzeitig erhöhe der bereits massiv verschuldete japanische Staat mit diesen Maßnahmen seinen Schuldenberg noch. Dadurch wird der Yen nach Auffassung vieler Währungsanalysten über kurz oder lang seine Talfahrt fortsetzen. Mit einer Prognose hält sich Gäde dennoch zurück. „Welche Dynamik durch die neue Geldpolitik ausgelöst wird, ist schwer einzuschätzen.“ Auch die zukünftig anvisierte größere politische Einflussnahme auf die Bank of Japan werde den Yen-Kurs bewegen.

© 16. Januar 2013/Iris Merker