ETFs: Hauptsache Aktien

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9. September 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Dass der DAX in den vergangenen Wochen um über 8 Prozent gestiegen ist, belebt die Umsätze im ETF-Handel. Besonders nach der Entscheidung der EZB am vergangenen Donnerstag, die Geldpolitik im Euroraum nochmals zu lockern, sowie Meldungen über eine Waffenruhe in der Ukraine am Freitag zeigten sich die Anleger extrem kauffreudig. „Wir hatten ein sehr gute Woche, mit einem eindeutigen Käuferüberhang“, meldet Jörg Sengfelder von Flow Traders.

„Es war super aktiv, eine der besten Wochen in diesem Jahr“, bemerkt auch Andreas Bartels von der Commerzbank. Sidi Kleefeld von der Deutschen Bank berichtet ebenfalls von „sehr gute Volumen, besonders zum Ende der Woche“. 

In dieser Woche setzt sich der Trend fort. Gekauft werden europäische Aktien, aber auch nach wie vor viele US-Titel. Der DAX notiert am Dienstagmittag bei 9.750 Punkten nach 9.507 vor einer Woche und knapp unter 9.000 Zählern vor einem Monat.

Aktienindizes aus Europa und USA ziehen

Deutschland, Europa, USA, Schwellenländer, die ganze Welt: Anleger setzen derzeit auf alles. Anders als in der Vorwoche gehen, neben US-amerikanischen, auch europäische Aktien wieder gut weg. Gesucht sind den Händlern zufolge zum Beispiel DAX- (WKNs 593393, ETFL01, ETF001), Euro Stoxx 50- (WKNs 593395, ETFL02). S&P 500- (WKNs A0YEDG, A1JM6F), MSCI USA- und MSCI World-Tracker  (WKN A0HGZR), aber auch Schwellenländer-Fonds (WKNs DBX1EM, A0HGZT).

Das starke Interesse an US-Aktien ist nicht nur auf die Ukraine-Krise zurückzuführen, von der Europa mehr betroffen ist. Bemerkbar macht sich auch der immer stärker werdende US-Dollar: Aktuell müssen unter 1,29 US-Dollar für einen Euro gezahlt werden, im Mai waren es noch fast 1,40 US-Dollar. Viele Analysten rechnen damit, dass sich die Entwicklung noch fortsetzt – wegen schneller steigenden Zinsen und einer stärker wachsenden Wirtschaft in den USA. Goldman Sachs hat vor kurzem sogar eine Parität bis 2017 prognostiziert.

Unabhängig von Euro oder US-Dollar: ETFs werden immer beliebter, wie das Analyse- und Beratungsunternehmen ETFGI meldet: Per Ende August waren weltweit erstmals 2,7 Billionen US-Dollar (2,1 Billionen Euro) in Indexfonds investiert. Auch in Europa wurde ein Rekordstand markiert, nämlich 477 Milliarden US-Dollar (370 Milliarden Euro). Beliebt sind vor allem Aktienfonds, im August verzeichneten diese weltweit Nettozuflüsse in Höhe von 4,4 Milliarden US-Dollar.

Auf Erholung in Russland setzen

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Sengfelder

Die derzeitige Beruhigung der Lage in der Ukraine – vergangene Woche einigten sich nach mehr als vier Monaten Kämpfen die Regierung in Kiew und die Separatisten auf einen Waffenstillstand –  rief erste Mutige wieder auf den Plan. Die Commerzbank meldet Käufe von Osteuropa- und zum Teil auch Russland-Trackern, etwa dem iShares MSCI Eastern Europe Capped (WKN A0HGZV), dem ComStage MSCI EM Eastern Europe (WKN ETF116) und dem Lyxor Russia (WKN LYX0AF). Auch die Deutsche Bank berichtet von Einsteigern, ebenso Flow Traders: „Wir sehen erste Versuche, sich wieder zu positionieren“, sagt Sengfelder. Der Lyxor Russia hat seit Anfang August um gut 12 Prozent zugelegt, notiert aber immer noch deutlich unter den Kursen vom vergangenen Jahr.

Keine große Rolle spielen bislang die Sorgen um die mögliche Unabhängigkeit Schottlands von Großbritannien. „Bei uns ist das noch nicht angekommen, noch nicht“, kommentiert Sengfelder. Neuesten Meinungsumfragen zufolge ist mittlerweile knapp die Hälfte der Schotten für einen eigenen Staat, am 18. September können sie darüber abstimmen. Besonders gegenüber dem US-Dollar hat das britische Pfund bereits deutlich nachgegeben.

Banken-ETFs legen ordentlich zu

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Bartels

Im Bereich der Sektoren hatten Anleger vergangene Woche wieder einen klaren Favoriten: die Banken-ETFs. „Bei uns machten die 40 Prozent aller Umsätze mit Sektoren-Indexfonds aus“, bemerkt Bartels. Gekauft wurden etwa der iShares Euro Stoxx Banks (WKN 628930) und der Lyxor Stoxx Europe 600 Banks (WKN LYX0AP). Der iShares-ETF, der auf den Umsatzlisten der Börse Frankfurt für die vergangene Woche den ungewöhnlichen hohen sechsten Platz einnimmt, kommt auf Sicht von einem Monat mittlerweile auf ein Plus von fast 12 Prozent.

Bei der Commerzbank setzten Anleger außerdem noch auf die Lebensmittel- und Getränkebranche, Grundstoff-ETFs flogen hingegen aus den Portfolios. Bei Flow Traders trennten sich Investoren von Auto- (WKN A0Q4R2) und Öl & Gas-ETFs (WKN LYX0A9), gekauft wurden Indexfonds, die an die Gesundheitsbranche gekoppelt sind (WKN A0Q4R3).

Bundesanleihen: Nein, danke

Eindeutig nicht mehr gesucht sind deutsche Staatsanleihen. „Da ist ja mittlerweile gar nichts mehr zu holen“, kommentiert Sengfelder. Vor knapp zwei Wochen war die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen auf ein historisches Tief von 0,88 Prozent gefallen. Verkauft wird bei Flow Traders etwa der iShares eb.rexx Government Germany (WKN 628946). Bei der Deutschen Bank steht der db x-trackers II iBoxx Germany 1-3 (WKN DBX0C9) auf den Abgabelisten.

Besser an kommen dagegen US-Staatsanleihen, von denen sich Anleger attraktivere Zinsen und Gewinne durch eine anhaltende US-Dollar-Stärke erhoffen. Laut Commerzbank positionieren sie sich zum Beispiel im SPDR Barclays US Treasury Bond (WKN A1JJTT). Auch auf US-Dollar lautende Geldmarktpapiere gehen gut weg, wie Kleefeld festgestellt hat, er nennt den db x-trackers II Fed Funds Effective Rate (WKN DBX0A0) als Beispiel. „Einige Anleger sind schon vor drei oder sechs Monaten da reingegangen, das zahlt sich jetzt natürlich aus.“ Der ETF kann auf Sicht von drei Monaten mit einem Plus von 5,6 Prozent punkten, auf Sicht von sechs Monaten sind es 7,6 Prozent.

Reger Handel in Covered Bonds

Auffällig hoch außerdem ist das Handelsaufkommen in Covered Bonds, also gedeckten Anleihen, zu denen auch Pfandbriefe gehören. „Das hängt mit der Ankündigung der EZB zusammen“, bemerkt Sengfelder. Davon erhoffen sich Anleger offenbar Aufwind für die Papiere und kaufen zum Beispiel den iShares Euro Covered Bond (WKN A0RFEE). Die EZB hatte vergangenen Donnerstag in Aussicht gestellt, ab Oktober mit Krediten besicherte Wertpapiere (ABS) und Covered Bonds aufkaufen zu wollen.

von Anna-Maria Borse. Deutsche Börse AG
© 9. September 2014