ETFs: Portfolioumschichtungen dominieren

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10. November 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach den zum Teil sehr hohen Zuflüssen in den Vorwochen werden ETF-Anleger wählerischer, besonders in DAX-Trackern wurden Gewinne mitgenommen, wie Sascha Cronemeyer von der Commerzbank feststellt. „Speziell am Freitag, als der Index kurz über 11.000 Punkte geklettert ist, wurden große Positionen zurückgegeben.“ Über alle ETFs hinweg überwogen bei der Commerzbank allerdings mit 55 Prozent noch die Zuflüsse.

Gregor Hamme von der Unicredit Group kann keinen klaren Trend erkennen. „Bei europäischen Bluechips ging es mal rein, mal raus.“ Nach einem Plus von 1,3 Prozent auf 10.988 Zähler vergangene Woche schwächelt der DAX diese Woche etwas, am Dienstagmittag notiert der Index bei 10.755 Punkten.

Die Umsätze waren den Händlern zufolge durchschnittlich bis gut. „Auch nach den vergangene Woche mit Spannung erwarteten US-Arbeitsmarktdaten ging das Handelsaufkommen nicht hoch“, erklärt Hamme. Cronemeyer meldet 30.000 Transaktionen für die Woche.

Kasse machen im DAX

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Sattler

„In DAX-ETF hatten wir schon deutliche Verkäufe“, bemerkt der Market Maker. Stattdessen sei auf MSCI World-ETFs gesetzt worden. „Short DAX-Positionen wurden tendenziell abgebaut, auch wenn das zu Abflüssen aus DAX-ETFs nicht passt.“ In Euro Stoxx 50-Indexfonds wurden beide Seiten gespielt, mit einem leichten Käuferüberhang.

Hamme zufolge wurden Euro Stoxx-Tracker wie der iShares Core Euro Stoxx 50 (WKN A0YEDJ) mal gekauft, mal verkauft. Marcel Sattler von der ICF Bank berichtet unterdessen von einem klaren Käuferüberhang, etwa stiegen Anleger in die Deka-ETFs DAX (WKN ETFL01), DAX ausschüttend (WKN ETFL06) und DAXplus Maximum Dividend (WKN ETFL23) ein.

Immer reger gehandelt werden Sattler zufolge außerdem dreifach gehebelte ETNs von ETF Securities wie der ETFS 3x Daily Long DAX 30 (WKN A1YKTG) und der ETFS 3x Daily Short DAX 30 (WKN A1YKTK). „Das Long-Produkt wurde gekauft, das Short-Produkt verkauft.“ Ebenfalls stark gesucht sei der ETFS DAX Daily 2x Long (WKN A0X899).

Eindeutige Zuflüsse hat Hammes Kollege Stefano Valenti in japanischen Aktien ausgemacht. „Hier wird, wie für die Eurozone, mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik gerechnet.“ Der iShares MSCI Japan (WKN A0YEDV) hat auf Sicht von einem Monat um 9 Prozent zugelegt – nach deutlichen Verlusten im August und September.

Türkei: Wie gewonnen, so zerronnen

Wenig Interesse zeigen Investoren weiterhin an Emerging Markets, wie Valenti außerdem feststellt. „Das liegt an der erwarteten US-Leitzinserhöhung, die sich für viele Schwellenländer negativ auswirken könnte.“ Allerdings sei das verwaltete Vermögen von Schwellenländer-ETFs zuletzt gestiegen. „Wenn überhaupt gehandelt wird, dann werden Aktien aus asiatischen Schwellenländern verkauft und breit streuende ETFs gekauft“, meint Valenti und nennt als Beispiele den ishares MSCI Emerging Markets (WKN A0HGWC) und das Pendant von Lyxor (WKN LYX0BX).

Nicht von Dauer waren Valenti zufolge Zuflüsse in türkischen Aktien. „Bei uns hatten Anleger vor der Wahl in der Türkei auf ETFs wie den iShares MSCI Turkey (WKN A0LGQN) gesetzt, später dann aber wieder verkauft.“ Der ETF hatte sich kurz vor und direkt nach den Wahlen stark verteuert, seit Mittwoch geht es allerdings wieder abwärts.

Immobilien-ETFs im Fokus

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Hamme

Besonders umsatzstark präsentierten sich im Bereich der Branchen-ETFs Immobilien-Indexfonds. Bei der Unicredit griffen Anleger zum Beispiel zum iShares European Property Yield (WKN A0HG2Q). „Die Bank of England hat vergangene Woche ihren lockeren geldpolitischen Kurs bestätigt“, erläutert Hamme. „Zusammen mit der erwarteten Ausweitung des EZB-Anleihekaufprogramms würde das Immobilienanlagen weiterhin attraktiv machen.“ Bei der Commerzbank fanden sich Immobilien-ETFs unterdessen fast immer auf den Verkaufslisten „81 Prozent Abgaben stehen 19 Prozent Zuflüssen gegenüber“, bemerkt Cronemeyer.

Unbeliebte Banken-Indexfonds

Was Banken-ETFs angeht, berichten die Händler einhellig über Abflüsse. Betroffen waren sowohl der iShares Euro Stoxx Banks (WKN 628930) als auch der iShares Stoxx Europe 600 Banks (WKN A0F5UJ), der auch europäische Banken außerhalb der Eurozone abbildet. Bei der Commerzbank wurden darüber hinaus auch Technologieaktien rege gehandelt, auf beiden Seiten.

Richtung Autosektor haben sich die Wogen offenbar etwas geglättet, zumindest zieht die Branche unter ETF-Anleger nicht mehr so viel Aufmerksamkeit auf sich. Der iShares Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts (WKN A0Q4R2) zeigt sich dennoch etwas schwächer, seit Ende September hat der Indexfonds aber immer noch rund 20 Prozent zugelegt.

Ruhig zu geht es bei Anleihe-ETFs, eine eindeutige Richtung ist nicht auszumachen: Bei der Commerzbank trennten sich Anleger von Bundesanleihen mit Laufzeiten von fünf bis zehn Jahren, ebenso von High Yield-Papieren.

Von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG

© 10. November 2015