ETFs: Weiter im Zickzackkurs

6. September 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Umsätze auf „gutem durchschnittlichen Niveau“ und Kaufüberhänge insbesondere bei Investments in Aktien-ETFs – so sah die Welt bis Donnerstag aus, wie die Spezialisten im ETF-Handel berichten. „Danach hat sich das Pendel gedreht und Investoren trennten sich tendenziell von sämtlichen Anlageklassen, insbesondere europäischen Bluechips“, meldet Florian Perini von Flow Traders.

„Auf Wochensicht registrieren wir statistisch betrachtet 60 Prozent Käufe und 40 Prozent Verkäufe“, kfasst Frank Mohr von der Commerzbank zusammen. Zu Beginn dieser Woche sei kräftig verkauft worden. Ausgelöst hätten die Abgaben zum Teil Limits langfristig orientierter institutioneller ETF-Anleger, von denen sich einzelne aber schon wieder zurückmeldeten. „Besonders in volatilen Marktphasen, wie wir sie derzeit haben, zeigen die Indexfonds ihre Stärke“, urteilt der Händler. Innerhalb kürzester Zeit könnten Investoren sich mit ETFs strategisch positionieren und genau dies passiere gegenwärtig.

Schweizer Unternehmen ziehen Indizes nach unten

Am heutigen Dienstag hat die Schweizer Zentralbank überraschend eine Obergrenze für den Schweizer Franken gegenüber dem Euro angekündigt. Aufgrund der massiven Aufwertung in jüngster Zeit toleriere sie ab sofort keinen Euro-Wechselkurs unter 1,20 Franken mehr und würde diesen Mindestpreis mit allen Mitteln durchsetzen. Daraufhin ist der Kurs des Franken drastisch von 1,11 auf 1,21 Franken pro Euro gefallen.


Schönbrodt

„Bei Indizes mit Schweizer Konzernen hat dies erst einmal für Wirbel gesorgt“, berichtet Mark Schönbrodt. Im Stoxx Europe 600 Healthcare beispielsweise dominierten Novartis und Roche den Index mit einem Anteil von rund 37 Prozent. „Da der Wert des Franken gesunken ist, hat dies aus Eurosicht den Index ins Minus gezogen“, erklärt der Händler der DekaBank. Am Beispiel des Schweizer Lebensmittelriesen Nestlé könne man die Wirkung erkennen. Vor Ankündigung habe man die Aktie für 50 Franken oder umgerechnet für rund 45,45 Euro kaufen können. „Nach dem Kurssturz des Franken ist sie bei 41,66 Euro gelandet“, macht Schönbrodt deutlich. Bei Währungen seien derart hohe Schwankungen innerhalb so kurzer Zeit eher die Ausnahme.

Gemischtes Bild bei europäischen Bluechips

Uneinheitlich präsentiert sich Florian Perini zufolge der ETF-Handel in den großen Märkten. Ob Euro Stoxx 50-Tracker (WKNs 935927, 798328, 593395) oder DAX-Indexfonds (WKNs DBX1DA, 593393, LYX0AC, ETFL01), auf Wochensicht hielten Käufe und Verkäufe sich in etwa die Waage. „Bis Donnerstag ist eher gekauft worden, vergangenen Freitag und Montag wurde vieles abgestoßen und seit heute Morgen gibt es auch wieder Käufer“, beschreibt Perini die ETF-Handelswellen. Dem gegenüber erkennt Schönbrodt tendenziell einen Nachfrageüberhang etwa für DAX- (WKN ETFL01) und Euro Stoxx-Werte (WKN 593395).

Bei Indexfonds, die den MSCI USA (WKNs DBX1MU) oder den Stoxx Europe Selected Dividend (WKN A0D8Q4) nachbilden, spricht Schönbrodt von mehr Käufern als Verkäufern. Getrennt hätten Anleger sich dagegen verstärkt von europäischen Immobilieninvestitionen (WKNs DBX0F1, 977268) und von Short-ETFs auf DAX (WKN DBX1DS) und Euro Stoxx 50.

Deutsche Staatsanleihen gesucht


Perini

Auf niedrigerem Niveau greifen Investoren laut DekaBank gegenwärtig bei Unternehmens- und Staatsanleihen zu. Sie entscheiden sich etwa mit dem Kauf des Lyxor ETF EURO Corporate Bond (WKN LYX0EE) für Schuldverschreibungen europäischer Konzerne. Hiesige Langläufer (WKN ETFL21) und Kurzläufer mit Fälligkeiten zwischen ein und drei Jahren kommen Schönbrodt zufolge ebenfalls gut an. Weniger beliebt und deshalb von Abgaben geprägt sieht der Händler in drei bis fünf Jahren fällig werdende Staatsanleihen aus dem Euroraum (WKN ETFL13) sowie Geldmarktfonds (WKN DBX0AN), für die Perini eine erhöhte Nachfrage (WKN A0Q4RZ) ausmacht. Interesse zeigen Investoren zudem an US-Staatsanleihen (WKN A0LGQB), beobachtet Flow Traders.

Autowerte ja, Banken nein

In den Sektoren gebe es derzeit rege Handelsaktivitäten weg von Chemiewerten und Banken hin zu Grundstoffen und Automobilkonzernen, berichtet Frank Mohr. „Der Automobilsektor könnte von der anstehenden IAA in Frankfurt und der damit verbundenen Berichterstattung profitieren“, glaubt der Händler. Die Grundstoffe würden vermutlich von den Bewegungen bei den Rohstoffen mitgezogen.

© 6. September 2011 / Iris Merker