Zusammenfassung: Nachdem der DAX im Vergleich zur Vorwoche (Punkt-zu-Punkt) gerade einmal 0,8 Prozent zugelegt, aber dennoch ein neues Fünf-Jahreshoch erreicht hatte, ergaben sich bei den Standardwerten noch einmal Gewinnmitnahmen, die sich jedoch gemessen an unserem Bull/Bear-Index in Grenzen hielten. Das Bullenlager hat 2Prozent an die Pessimisten verloren, so dass sich der Optimismus auf einen Wert von 67,4 Prozent zurückgebildet und nun fast auf dem Niveau liegt, das wir während der vergangenen zehn Wochen als Optimismus-Minimum, also den harten Kern der Bullen, vorgefunden haben. Trotzdem zeigt die Verteilung der jüngsten Umfrage der Börse Frankfurt, dass das Gros der Akteure weiterhin auf steigende Kurse setzt und sich wahrscheinlich auch von kleineren Rücksetzern an nicht aus der Ruhe bringen lassen würde.
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Bull/Bear-Index: 66,7 Punkte
Vorwoche: 69,4 Punkte. Oberhalb 50 Punkte ist der Markt optimistisch, unterhalb pessimistisch.
Hirschmüller
19. Dezember 2012. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Auf Finanz-TV-Kanälen in den Vereinigten Staaten läuft bereits ein Countdown, der die verbleibenden Tage, ja sogar die Sekunden bis zum Erreichen der Fiskalklippe runterzählt. Zwei andere, derzeit äußerst aktive Gruppen, haben hingegen ein früheres Datum im Blick: den 21. Dezember. Die einen sind diejenigen, die sich vor dem Weltuntergang fürchten und sich in den vergangenen Tagen und Wochen mit Not- und Überlebenspaketen ausgestattet oder Schutzbunker gekauft haben, deren Anbieter derzeit von Rekordumsätzen berichten. Die zweite Gruppe, die aus Aktienhändlern und Investoren besteht, hat ganz andere Sorgen. Diese Akteure fürchten sich weniger vor dem Ende der Welt, sondern versuchen sich seit einiger Zeit auf den letzten dreifachen Verfallstags an den Terminmärkten des Jahres am kommenden Freitag vorzubereiten.
„Überkauft“-Prediger sind wieder unterwegs
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Womöglich stehen die Verschiebungen in der heutigen, von der Börse Frankfurt durchgeführten Stimmungserhebung aber nicht im direkten Zusammenhang mit dem näher rückenden Verfallstermin – dazu sind sie schlicht zu unauffällig. Der leichte Zulauf von 2 Prozent Bären lässt sich aber auf einen anderen Umstand zurückführen: der laufenden DAX-Rally. Einige Akteure äußerten gestern schon Kommentare, die immer irgendwann im Laufe einer Hausse zu hören sind: Der DAX-Index sei zwar im Aufwärtstrend, aber in letzter Zeit „zu schnell und zu stark gestiegen“ er sei „überkauft“. Es bedarf kaum einer Erwähnung, dass es sich hierbei vornehmlich um technische Analysen handelt. Tatsächlich hat der DAX seit seinem Korrekturtief Mitte November eine beeindruckende Aufwärtsbewegung von 10,5 Prozent hingelegt. Aber dass er nun alleine deswegen korrigieren muss, ist nicht nachvollziehbar.
Viel einleuchtender ist hingegen, dass Anfang Oktober ein Einlenken der Marktteilnehmer stattgefunden hat. Die im Herbst noch überwältigende Mehrheit der Euro-Untergangswetten werden seitdem rückgängig gemacht oder zumindest auf ein erträgliches Niveau reduziert. Als Folge wurden auch europäische, vornehmlich deutsche, Aktien gekauft. Trotz des relativ hohen Optimismus, der seitdem in unserem Bull/Bear-Index sichtbar ist, lässt sich nicht behaupten, dass dieser Prozess bereits abgeschlossen sei. Wir haben uns weder durch das dicke Plus des DAX – bislang hat er gegenüber Jahresbeginn schon 30 Prozent zugelegt – noch durch die scheinbar hohe Zuversicht der Akteure davon abhalten lassen, am Aufwärtspotenzial des Markets zu zweifeln. Auch für die letzte Erhebung des Jahres gilt: Das Anlegerverhalten gibt keine Hinweise darauf, dass demnächst eine Trendwende ansteht. Im Gegenteil: Die gut 1.000 DAX-Punkte, die vielen Skeptikern im Sommer durch die Lappen gegangen sind, fehlen in der Performance. Das schmerzt. Was liegt also näher, als diese Verluste gleich zu Jahresbeginn wieder reinholen zu wollen?
© 19. Dezember 2012/Gianni Hirschmüller, cognitrend
Verhältnis Optimisten zu Pessimisten
Bullish | Bearish | Neutral | |
---|---|---|---|
Total | 55 % | 25 % | 20 % |
ggü. letzter Erhebung | -2 % | +3 % | -1 % |
Stand DAX 19.12.2012, 12:00 Uhr: 7.675 Punkte (+0,99 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear- Index: 66,7 Punkte
Harter Optimisten-Kern lässt sich nicht beirren
Goldberg
Unser Sentiment-Panel scheint sich bei unserer jüngsten Erhebung etwas bereinigt zu haben, denn das Bullenlager ist angesichts eines neuen Fünfjahreshochs beim DAX noch einmal um einen geringen Prozentsatz geschrumpft. Übrig geblieben ist somit ziemlich exakt der harte Kern der Optimisten, den wir nun schon die zehnte Woche in Folge messen konnten. Diese Benchmark-Trader haben allerdings zum ersten Mal seit einem Monat ihre bullishen Prognosen nicht mehr weiter erhöht – der Mittelwert der Vorhersagen liegt unverändert bei 7.800 DAX Zählern. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich die in der Vorwoche neu hinzugekommen Pessimisten trotz neuerlicher Jahreshöchstkurse nicht aus der Ruhe haben bringen lassen, vielleicht auch, weil der Zuwachs von 0,8 Prozent im Punktvergleich des DAX verhältnismäßig moderat ausgefallen war.
Median | höchster Wert* | tiefster Wert* | Streuung | |
---|---|---|---|---|
Bullen | 7.800 / +/- 0 | 7.970 | 7.770 | 100 / -30 |
Bären | 7.400 / +250 | 7.550 | 7.155 | 200 / -20 |
Neutrale | 7.600 / +/- 0 | 7.375 | 7.555 | 90 / -5 |
* = eine Standardabweichung vom Mittelwert aller Kursprognosen.
Selbst Pessimisten glauben nicht an große Korrektur
Einzelwertanalyse
Untersucht werden die Aktien, die für Bullen und Bären derzeit die größten Favoriten darstellen, also die mit der besten erwarteten Entwicklung und die mit der schlechtesten.
Unterdessen sind die Pessimisten nicht mehr ganz so zuversichtlich, dass ihre Hoffnung auf eine größere Korrektur aufgehen wird, ein Umstand, der sich in einem um 100 Zähler auf nun 7.400 DAX-Punkte gestiegenen Prognosemittelwert niederschlug – einige trauen dem DAX sogar lediglich eine Korrektur von etwas mehr als 100 Punkten zu. Daran ändert auch nichts, dass sich die Zahl der Bären im Vergleich zur Vorwoche erhöht hat, da sich der Zuwachs in diesem Lager mit drei Prozent der Befragten vergleichsweise gering ausnimmt.
Obgleich die Streuung der Prognosen bei den Pessimisten doppelt so hoch wie bei den Optimisten ist, lässt sich für beide Lager gleichermaßen feststellen, dass sich das Vertrauen in die eigenen Vorhersagen leicht erhöht hat. Auffallend ist in diesem Zusammenhang auch die recht enge Bandbreite der neutralen Prognosen, die nach beiden Seiten nur eine Spanne von jeweils 1,2 Prozent vorsehen.
Gewinner und Verlierer: Deutsche Bank noch nicht abgeschrieben
Bei den erwarteten Gewinnern und Verlierern haben sich deutliche Verschiebungen ergeben. Wer jedoch dachte, dass sich die Investoren angesichts des Medienwirbels um die Deutsche Bank eindeutig gegen dieses Papier gestellt hätten, dürfte sich angesichts unserer Einzelwertbetrachtung getäuscht sehen. Zwar gehen die Meinungen gegenüber diesem Titel deutlich auseinander, aber dieser wird immerhin noch unter den ersten vier Aktien unserer Kaufliste genannt. Immerhin 5 Prozent der Befragten entschieden sich trotz der vielen Hiobsbotschaften für die Deutsche Bank. Angeführt werden die Gewinner übrigens ebenfalls von einem Banktitel, von dem man eine Polarisierung der Meinungen fast schon gewohnt ist: Der Commerzbank. Während sie von 10 Prozent der Investoren an erster Stelle vor E.ON (8 Prozent) platziert wird, liegt dieselbe Aktie auch bei den Verlierern auf Platz eins.
Die Liste der Verlierer wird also von der Commerzbank mit einem Stimmenanteil von 8 Prozent der Befragten angeführt, während sich Deutsche Bank und ThyssenKrupp mit jeweils 7 Prozent Platz zwei teilen. In diesem Zusammenhang ist sicherlich erwähnenswert, dass die Aktie der Deutschen Bank in diesem Jahr bereits höhere Anteile auf der Verlierer-Liste innehatte. Zumindest zeigt die heutige Befragung, dass die Investoren sich nicht von Gewinnwarnung und Steuerskandal haben abschrecken lassen und der Deutschen Bank nun mehr Potenzial als die meisten Kommentatoren zutrauen. Wesentlich auffälliger stellt sich hingegen der Stimmungswechsel bei ThyssenKrupp dar, die in der Vorwoche noch als heißer Kaufkandidat gehandelt wurden, nunmehr aber trotz eines Wochengewinns von gut 6 Prozent wieder auf der negativen Seite zu finden sind.
Zwei Titel, Linde und Continental, finden derzeit weder als Kauf noch als Verkauf bei den Investoren Resonanz.
© 28. November 2012/Joachim Goldberg, cognitrend