Peeters: "Was zum Jahresstart Mut macht"


Peeters

13. Januar 2012. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Mit reichlich Unbehagen sind viele Investoren in das Jahr 2012 gestartet. Von der sonst zu diesem Zeitpunkt anzutreffenden guten Laune und Aufbruchsstimmung war zum Jahreswechsel wenig zu spüren. Zu groß die Sorge vor einem weiteren Ausbreiten der Schulden- und Finanzkrise, zu gewichtig die Angst vor einem konjunkturellen Abschwung, zu frisch die Wunden, die vom drastischen Absturz im Sommer geführt wurden.

Doch hat der Jahresbeginn in den ersten zwei Wochen des Börsenjahrs 2012 sicherlich nicht enttäuscht. Sowohl in Europa als auch in den USA zogen die Aktienkurse an. Zwar waren die Handelsvolumina überschaubar und gab es Rücksetzer, doch blieb der Trend insgesamt klar positiv. Flankiert wurde die Aufwärtsbewegung von verschiedenen positiven Auslösern aus den verschiedensten Richtungen.

So wurde beispielsweise das Zahlenwerk des US-amerikanischen Aluminiumspezialisten Alcoa sehr erfreut aufgenommen und hat den Markt in der Breite positiv beeinflusst. Dabei waren es weniger die berichteten Zahlen als vielmehr der Ausblick, der Investoren Mut gemacht hat frei nach dem Motto „So schlimm wird es gar nicht“.

Ein Hauch von Übernahmefantasie war Mitte der Woche zu verspüren, als Spekulationen über einen Rückzug des Parfümeriespezialisten Douglas von der Börse die Runde gemacht haben. Nachdem das Unternehmen entsprechende Gespräche mit Finanzinvestoren bestätigt hat, bekam der Aufschwung der Aktie weitere Dynamik. In der Spitze stieg der Börsenwert des MDAX-Titels um rund ein Viertel. Der Einfluss auf den Gesamtmarkt kann man hierbei schlecht abschätzen, aber ein Signal wurde sicher gegeben

Die zuletzt wohl größten positiven Schwingungen kamen aus den erfolgreich verlaufenen Auktionen für italienische und spanische Staatsanleihen. Dass diese regen Absatz fanden und die Zinsen im Vergleich zu den Vorwochen deutlich zurück gegangenen sind, sorgte für regelrechte Partystimmung und beeinflusste die Aktienmärkte nicht nur in Europa positiv.

Was allen drei Bespielen gemeinsam ist? Es wurde bildlich gesprochen das Glas stets als halbvoll betrachtet, wo es zu einer anderen Zeit eher als halbleer angesehen worden wäre. Immerhin hat Alcoa ja auch den ersten Quartalsverlust seit rund zwei Jahren verbucht. Bei der Douglas-Euphorie ist zu konstatieren, dass hier doch sehr früh über einen Squeeze-Out spekuliert wird. Man könnte es durchaus so sehen, dass die Aktionärsstruktur schlecht zulässt, dass ein Käufer die nötigen 95 Prozent zusammen bekommt. Hier wurde es eher so gesehen, dass dies erst recht eine hohe Prämie erzwingt, die ein Käufer aber erst mal bereit sein muss zu zahlen. Auch die erfolgreichen Auktionen waren sicher ein positives Signal, aber vielleicht auch mehr eine Rückkehr zur Normalität denn ein euphorischer Ausreißer.

Kurzum: Es scheint genug Investoren mit ausreichend Kapital zu geben, die auch auf gemischte Signale positiv reagieren. Wenn dieser Trend so anhält, können wir in den kommenden Wochen auch bei einer gemischten Nachrichtenlage weiter positive Reaktionen an der Börse sehen. Das ist die vielleicht eigentlich gute Nachricht zu Beginn des Börsenjahrs 2012.

© 13. Januar 2012/Roger Peeters

*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Frankfurter Wertpapierhandelsbank Close Brothers Seydler Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der „Platow Börse“ und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm ‚Finde die richtige Aktie – ein Profi zeigt seine Methoden‘ im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.

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