TecDAX-Sentiment: Akteure verlieren die Geduld

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19. Oktober 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Erholung ist schon wieder ins Stocken gekommen – sehr zum Unmut vieler Privatanleger unseres Sentiment-Panels, die dem TecDAX kürzlich noch Nachholbedarf attestiert hatten. So mancher Profi-Investor hatte jedoch bereits in der letzten Woche auf neue Short-Positionen gesetzt und sich nicht von den Aussichten auf ein baldiges Ende der Euro-Schuldenkrise blenden lassen. Bei der heutigen Stimmungsbefragung der Börse Frankfurt kommen sogar noch weitere Bären hinzu: 8 Prozent der Privatanleger – sie konnten allenfalls kleine Profite mitnehmen und sind sichtlich enttäuscht von der jüngsten Performance des TecDAX – und 3 Prozent der institutionellen Investoren unseres Sentiment-Panels laufen ins Pessimisten-Camp über. Und sie haben reichlich gute Gründe: Beim G20-Finanzminister-Treffen letzte Woche etwa hatten die Nicht-Euroland-Politiker zwar eine Lösung für Europa gefordert – und das schon bis zum 23. Oktober. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble hatten aber schnell die Hoffnungen auf einen großen Paukenschlag gedämpft.

Dazu kommt: Auch am Technologiesektor geht die Euro-Schuldenkrise natürlich nicht spurlos vorüber. Die Förderbank KfW warnte gar, die angespannte Lage der Kreditwirtschaft bedrohe den Erfolg der Energiewende. Die Situation sei dramatischer als nach dem Lehman-Kollaps 2008, denn Banken scheuten sich momentan vor längerfristigen Finanzierungszusagen, die für den Kapazitätsausbau der alternativen Energien dringend notwendig seien. Goldman Sachs stieß in einer aktuellen Branchenstudie in das gleiche Horn und nannte als zusätzliche Belastungsfaktoren für die Branche die Sparmaßnahmen südeuropäischer Staaten, die schwindende politische Unterstützung für Subventionen und die ohnehin schwächelnde Nachfrage im Tech-Bereich. Angesichts all dieser schlechten Nachrichten konnten sich die Akteure auch nicht sonderlich für den neuen Großauftrag bei Q-Cells oder die ganz ordentlichen Zahlen des heimischen Spezialmaschinenbauers Singulus oder der Software AG erwärmen.

Die mittelfristig orientierten Akteure scheinen die Geduld zu verlieren, auch wenn es dem TecDAX zumindest gelungen ist, während des Berichtszeitraums um 1 Prozent zuzulegen. Da viele Anleger im jüngsten Erholungsversuch ohnehin nur ein Strohfeuer sehen, kehren sie dem Tech-Index schon beim kleinsten Schwächezeichen wieder den Rücken zu und versuchen sich mit Short-Positionen. Damit hat sich das Erholungspotenzial für das Tech-Barometer sogar noch vergrößert, sollten die neuen und alten Bären zur Eindeckung ihrer Positionen gezwungen werden. Noch sind die Pessimisten aber guter Dinge: Ihre Positionen liegen nicht unter Wasser und sie haben die fundamentalen Argumente auf ihrer Seite.

Christin Stock, cognitrend

Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

Bullish Bearish Neutral Total
Private 50 % 29 % 21 % 39 %
Institutionelle 45 % 41 % 14 % 61 %
Total 47 % 36 % 17 % 100 %
ggü. letzter Erhebung – 7 % + 5 % + 2 %

TecDax-Stimmungskurve

TecDax-Stimmungskurve

Stand TecDAX 19.10.2011, 12.00 Uhr: 685 Punkte (+ 1,03 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear-Index: 57,9 Punkte

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