Roth: "Standortbestimmung"

Die Lage

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Roth

19. Dezember 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Angeschlagen beendeten die globalen Aktienmärkte die letzte Handelswoche. Es fehlte vorrübergehend die sonst gegen Jahresende meist vorherrschende positive Grundstimmung, die die Aktienmärkte zur Jahresendrallye treibt. Die US-Notenbank beginnt das „tapern“. Aber das nur ganz vorsichtig, was den Börsen Zeit gibt um weitere Jahreshochs zu erreichen. 

Derzeit votieren weisen die reinen US-Konjunkturdaten auf stabiles Wachstum hin. Zumindest jenseits des Atlantiks. Der entstandene US-Haushaltskompromiss hat ebenso dazu beigetragen. Offen bleibt dann aber die Anhebung der gesetzlichen Schuldenobergrenze bis Anfang Februar. Den Tauben innerhalb der Fed gingen allmählich die Argumente aus. Aber es gibt auch noch einen weiteren wesentlichen Einfluss auf die Märkte in dieser Woche. Der Hexensabbat! Viele Investoren rechneten, meiner Überzeugung nach, mit wesentlich niedrigeren Kursen zum Jahresende. Deshalb liegen sie nun auf die Positionen schief und müssen diese eindecken.

Die jüngsten Aussagen von EZB-Ratsmitgliedern deuten darauf hin, dass die Notenbanker die Risiken einer Deflation im Euroraum nicht mehr ganz so hoch einschätzen wie noch Anfang November. In der Tat sind die Inflationserwartungen im Euroraum derzeit recht heterogen. In Deutschland und Frankreich liegen die Werte der Verbraucher-Umfragen zur Inflationsentwicklung auf Jahressicht auf einem konstant hohen Niveau. Auch die Erwartungen der Anleger, abgeleitet anhand inflationsindexierter Staatsanleihen, sind immer noch deutlich über den Tiefständen der vergangenen fünf Jahre.

Dass die Umfragewerte in Südeuropa niedriger ausfallen, kann vor dem Hintergrund teilweise spürbar sinkender Löhne und Preisrückgänge nicht überraschen. Sie sind aber vor allem die Folge von Anpassungsprozessen zur Rückgewinnung der Wettbewerbsfähigkeit. Wenn im kommenden Jahr im Zuge der Konjunkturerholung die Euro-Teuerung ansteigt, dürfte das Thema Deflation weiter in den Hintergrund rücken.

Der Trend

Diese Woche wird sehr interessant. Die deutschen Konjunkturerwartungen waren positiv, die Fed Sitzung mit der konkreten Exit-Ankündigung konnte die Anleger nicht verschrecken, der Hexensabbat gibt zusätzliche Impulse und als Antrieb für die kommenden Tage bleibt das „Windows Dressing“ noch übrig. Auch der deutschen Wirtschaft geht es immer besser.  Die Grundstimmung ist wieder optimistisch, wobei die Marke von 9.080 Punkten halten muss. Nach oben grenzen 9.350 und 9.425 Punkte aktuell den Markt ab.

Diese Woche hat bereits über den DAX-Verlauf der kommenden zwei Wochen entschieden. Der DAX wird sich diese Woche zwischen 9.140 und 9.350 Punkten bewegen. Bis zum Jahresende wird das „Windows Dressing“ den DAX stabil auf diesem Niveau und zum Jahresausgang auf zwischen 9.250 und 9425 halten. Die Jahresendrallye hält also an. Neue Hochs werden aber erst wieder 2014 erfolgen.

DAX: Unterstützung bei 9.200, 9.137 und 9.070
Widerstand: 9350 und 9425

von Oliver Roth, Close Brothers Seydler Bank AG.
© 19. Dezember 2013

* Oliver Roth ist der Kapitalmarktstratege der Close Brothers Seydler Bank AG, ein eigenständiges Tochterunternehmen der an der London Stock Exchange gelisteten Close Brothers Group plc, London. Mehr über Oliver Roth auf www.oliver-roth.de

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