Roth: Standortbestimmung

roth+oliver+120x125.jpg
Roth

11. Oktober 2012. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Finanzmärkte bewegten sich zuletzt nur eines gemächlicheren Schrittes. Aktien- und Rentenmarkt traten auf der Stelle, lediglich der Euro konnte etwas zulegen. Allerdings hatten die Märkte in den Vorwochen auf die Ankündigungen der Notenbanken bereits hinreichend reagiert.

Von der Schuldenkrise gibt es wenig Neues. Teilweise waren die Haushaltspläne äußerst ambitioniert und damit wenig realistisch. Keine Überraschung. Spanien bleibt solange unter Beschuss, bis es unter den Rettungsschirm flüchtet und Griechenland braucht einen weiteren Schuldenschnitt. Das wollen nur jetzt wenige sagen. Die Weltkonjunktur sorgt die Börsen aber immer mehr, auch wenn es konjunkturell wieder leicht positive Signale von den Einkaufsmanagerindizes gab. So stieg der globale Index für das Verarbeitende Gewerbe erstmals seit April und vor allem die Verbesserung in den USA hat hier geholfen. Aber sowohl der IWF als auch der Sachverständigen Rat der Regierung sehen eine deutliche Abschwächung der Konjunktur in 2013 voraus.

Weil die Geldpolitik und die Schuldenkrise Pause machen, kann sich die Börse wieder jetzt wieder um das wesentliche kümmern. Die Weltwirtschaft und Betriebsergebnisse. Diese werden für das dritte Quartal in den nächsten Wochen bekannt gegeben. Die Ertragssaison in den USA begann traditionell mit Alcoa und besonders der Ausblick enttäuschte die Anleger dabei. Mit negativen Überraschungen ist dennoch kaum zu rechnen, schließlich wurden bereits im Vorfeld die Erwartungen gedämpft. Die europäische Schuldenkrise kann dennoch jederzeit für Bewegung sorgen. Während häufig auf die Krisenländer geblickt und kritisiert wird, welche Reformmaßnahmen dort fehlen, fällt unter den Tisch, dass auch in Deutschland nicht alles zum Besten steht. Die Börsen sind aber im Moment sehr kurzfristig ausgerichtet und deshalb schert sich kaum jemand darum.

Ohne neue Erkenntnisse wird der positive Trend weiter intakt bleiben.  Das heißt, dass wir trotz einer kurzen Korrektur an den Börsen weiter laufen. Die Aktienmärkte tendieren nach oben, wenn auch erst mal ohne großen Schwung. Der Rentenmarkt konsolidiert weiter, ohne dass die Renditen wirklich spürbar steigen.

Das bedeutet, dass wir ohne größere Einbrüche durch die Ertragssaison zum Jahresende hin die Marke von 7.600 oder sogar von 7.800 Punkte im Dax ansteuern werden. Das vierte Quartal wird also das erfolgreiche Börsenjahr 2012 fortführen und, sofern keine neuen Tragödien publik werden, auch erfolgreich abrunden.

© 11. Oktober 2012/Oliver Roth

* Oliver Roth ist der Kapitalmarktstratege der Close Brothers Seydler Bank AG, ein eigenständiges Tochterunternehmen der an der London Stock Exchange gelisteten Close Brothers Group plc, London. Mehr über Oliver Roth auf www.oliver-roth.de.

Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.