Wochenausblick: Chancen überwiegen

bulle+baer+oben+188x80.jpg

4. März 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Aktienmärkte haben den Wahlausgang in Italien schnell verarbeitet, nach kurzer Zeit hieß es wieder: volle Fahrt voraus. Der Dow Jones kletterte sogar auf ein Fünfeinhalbjahreshoch, von seinem Rekordstand ist er nur noch wenige Punkte entfernt. Und der Optimismus hält an: „Kurzfristige Stimmungsindikatoren belegen, dass die akute Überhitzung inzwischen weitgehend abgebaut ist“, erklärt Markus Reinwand von der Helaba. Zwar würden Aktien angesichts der anhaltenden politischen Unsicherheit in Italien vorerst anfällig bleiben. „Allerdings dürfte die inzwischen wieder sichtbar gedämpfte Erwartungshaltung vor größeren Kursrückschlägen schützen.“

Fundamentaldaten stützen

Schließlich lieferten weltweit zumeist robuste Frühindikatoren zyklische Unterstützung für Aktien – selbst wenn die Dynamik der Konjunkturerholung gegenwärtig noch nicht wirklich überzeuge. „Auch angesichts einer weiterhin sehr lockeren Geldpolitik dürften Dividendentitel mittelfristig ihren Aufwärtstrend fortsetzen.“

Das Plus von 0,6 Prozent der vergangenen Woche hat der DAX am Montagmorgen bereits wieder abgegeben, er notiert bei 7.655 Punkten.

Sichere Anleihen sind allerdings wieder gefragt: Der Euro-Bund-Future kletterte am Freitag auf ein Jahreshoch. Und der Euro zeigt sich wieder deutlich schwächer und wird heute zu 1,2991 US-Dollar gehandelt, vor einem Monat lag der Kurs noch bei über 1,36 US-Dollar.

Lieber mit Vorsicht in den Markt

Die Commerzbank hat im Übrigen untersucht, was passieren könnte, wenn die Renditen italienischer Staatsanleihen wieder massiv ansteigen. „Am Ende würde die EZB selbst dann italienische Staatsanleihen kaufen, wenn sich Italien nicht zu breit angelegten Reformen bekennt“, resümiert Chefvolkswirt Jörg Krämer. Eine Eskalation der Staatsschuldenkrise wie Mitte 2012 sei eher unwahrscheinlich. „Trotz der gestiegenen politischen Risiken halten wir an unserem Hauptszenario fest, dass sich Anleger von der bloßen Existenz des EZB-Aufkaufprogramms beruhigen lassen.“ Unter taktischen Gesichtspunkten empfiehlt die Bank aber noch eine defensive Positionierung. Alles in allem sehen die Analysten aber weiterhin gute Chancen auf neue DAX-Rekordhochs im Jahresverlauf.

Technisches Bild mahnt

schmidt+christian+120x125.jpg
Schmidt

Aus technischer Sicht verschlechtert sich das kurzfristige Chance/Risikoprofil allerdings zunehmend, wie Christian Schmidt von der Helaba erläutert. Abgesehen von temporären Ausreißern sei die Handelsspanne zwischen 7.770 DAX-Zählern auf der Ober- und 7.564 Punkten auf der Unterseite zwar intakt. Aktuell stehe aber ein erneuter Test der oberen Begrenzung auf der Agenda. „Ob dieser nachhaltig erfolgreich sein wird, darf bezweifelt werden, da die Schwungkraft des Marktes bei steigenden Kursen zuletzt nicht idealtypisch zugenommen hat.“ Eine Absicherung bestehender Positionen erscheine ratsam.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

In den kommenden Tagen dürfte sich die Aufmerksamkeit der Anleger vor allem auf zwei Termine richten: den Donnerstag, an dem die EZB über die weitere Geldpolitik entscheidet, und den Freitag, an dem die neuesten US-Arbeitsmarktdaten bekannt gegeben werden. Daneben stellen diverse DAX-Unternehmen ihre Jahreszahlen für 2012 vor.

Am Dienstag tagt außerdem der Arbeitskreis Aktienindizes über die Zusammensetzung der Auswahlindizes. Regulär überpüft werden im März MDAX, TecDAX und SDAX.

Dienstag, 5. März

  • Unternehmenszahlen Deutsche Post, RWE, Beiersdorf
  • Arbeitskreis Aktienindizes: Die Ergebnisse werden gegen 22.00 Uhr erwartet, die Umsetzung folgt am 18. März.
  • 16.00 Uhr. USA: ISM-Index Dienstleistungen Februar. Die regionalen Umfrageergebnisse sind durchwachsen ausgefallen, bemerkt die DekaBank und prognostiziert für den Index 55 Punkte nach 55,2 im Vormonat. Der vom Institute for Supply Management (ISM) erhobene Indikator zeigt die Geschäftserwartungen der Dienstleistungsbranche auf einer Skala von eins bis 100. Werte über 50 deuten auf eine Ausweitung, Werte darunter auf eine Abschwächung der Konjunktur.

Mittwoch, 6. März

  • Unternehmenszahlen Henkel, DZ Bank, Axel Springer, HSBC Trinkaus
  • 16.00 Uhr. USA: Auftragseingänge der Industrie Januar. Laut DekaBank bremsen die Gebrauchsgüter, die Analysten rechnen mit einem Minus von 2,2 Prozent nach einem Plus von 1,8 Prozent im Vormonat.
  • 20.00 Uhr. USA: Beige Book.

 

Donnerstag, 7. März

  • Unternehmenszahlen Merck KGaA, Adidas, Linde, Hannover Rück, Continental
  • Japan: Zinsentscheid der japanischen Notenbank.
  • 12.00 Uhr. Deutschland: Auftragseingänge der Industrie Januar. Laut Commerzbank zeigt der kräftige Anstieg der Stimmungsindikatoren, dass die deutsche Wirtschaft die Wende zum Besseren geschafft hat. „Dies dürften zunehmen auch die harten Zahlen zeigen“, heißt es. Für die Auftragseingänge prognostiziert die Bank ein Plus von 1 Prozent gegenüber dem Vormonat.
  • 13.00 Uhr. Großbritannien: Zinsentscheid der Bank of England. Wie Christian Apelt von der Helaba erläutert, wurde bei der Bank of England zuletzt Gouverneur King, der für eine Ausweitung der Anleihekäufe votierte, überstimmt. Möglicherweise setze er sich diesmal aber durch.
  • 13.45 Uhr. EU: Zinsentscheid der EZB mit anschließender Pressekonferenz. Die Beratungen werden der DekaBank zufolge unter dem Eindruck der italienischen Wahl stehen. Italien sei auf geraume Zeit ohne handlungsfähige Regierung, was das Land verwundbar mache, denn ein Einsatz des Anleihekaufprogramms unter diesen Umständen sei fraglich. Zudem werde sich mittelfristig der Druck auf die EZB erhöhen, eine noch expansivere Geldpolitik zu liefern. Vor diesem Hintergrund werde sich die Geldpolitik abwartend positionieren.

Freitag, 8. März

  • 12.00 Uhr. Deutschland: Produktion im produzierenden Gewerbe Januar. Die Produktion dürfte zu Jahresbeginn gestiegen sein, meint die DekaBank: Die Industrieproduktion sei weiter ausgeweitet worden, bei der Bauproduktion sei es nach dem heftigen Einbruch im Dezember zu einer Gegenreaktion gekommen.
  • 14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenzahlen Februar. Die Commerzbank geht davon aus, dass die Beschäftigung im ersten Quartal im Vergleich zum Schlussquartal 2012 langsamer zugelegt hat. Das Ende 2012 minimale Wachstum werde sich nämlich mit der üblichen Verzögerung am Arbeitsmarkt niederschlagen. Die Arbeitslosenquote werde voraussichtlich wie im Vormonat bei 7,9 Prozent liegen.

Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf boerse-frankfurt.de/termine. Möchten Sie den Wochenausblick kostenlos per E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an auf boerse-frankfurt.de/newsletter.

© 4. März 2013/Anna-Maria Borse?