Wochenausblick: Ende ohne Schrecken

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16. Dezember 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Zwar steht endlich die große Koalition in Deutschland, wichtiger als Gabriel, Nahles, Schäuble oder Dobrindt ist für das weitere Geschehen an den Börsen derzeit aber eindeutig die Mannschaft um US-Notenbankpräsident Ben Bernanke. Und da am Mittwoch eine Sitzung anberaumt ist, denkt niemand an vorweihnachtliche Ruhe. Nach vielen guten US-Konjunkturdaten ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass diesmal wirklich Nägel mit Köpfen gemacht werden: „Wir halten eine Reduzierung der Anleihekäufe in sehr kleinen Schritten um zum Beispiel 10 auf 75 Milliarden US-Dollar ab Dezember für möglich“, meint etwa Stefan Schilbe von HSBC Trinkaus & Burkhardt.

Der Dezember hat Anlegern bislang vor allem Kursverluste beschert: In der vergangenen Woche gab der DAX um 1,8 Prozent nach und schloss nur knapp über der 9.000 Punkte-Linie. Am Montagmorgen notiert der Leitindex bei 9.020 Punkten ganz leicht im Plus.

Lieber Realwerte

Trotz anstehender geldpolitischer Straffung: Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der DZ Bank, ist auch für das kommenden Jahr ein Aktienoptimist: Zwar stünden die Kurs/Gewinn-Verhältnisse heute höher als vor zwei oder drei Jahren, Aktien seien aber insgesamt nicht übermäßig überteuert, in manchen Ländern sogar noch fair bis günstig bewertet. „Zudem mangelt es weiterhin an Anlagealternativen.“ Auch sei die Euphorie nicht vergleichbar mit früheren Aktienmarktblasen. „Von einer Milchmädchen-Hausse, wie zuletzt in den Jahren 1998 bis 2000, kann derzeit keine Rede sein.“ Im Übrigen verliefen die M&A-Aktivitäten, die üblicherweise am Ende einer Börsenhausse ihren Höhepunkt fänden, noch relativ schleppend. „Reale Werte dürften daher auch im Anlagejahr 2014 Trumpf sein.“

Erst zurück, dann wieder vor

Die DekaBank rechnet mit einem kurzen Rücksetzer, gefolgt von einer erneuten Rallye. Mit dem nahenden Ende der extrem expansiven US-Gelpolitik falle eine bisher wichtige Unterstützung weg. „Die daraus resultierende steigende Verunsicherung hat nun eine ohnehin überfällige Marktkorrektur ausgelöst.“ Allerdings verlaufe diese, vor dem Hintergrund der starken Kursanstiege der vergangenen Monate, vom Ausmaß her bisher sehr moderat. Die Analysten erwarten, dass sich die Konsolidierungsbewegung am deutschen Aktienmarkt zum Jahresende hin fortsetzen wird, bevor die Aufwärtsbewegung erneut einsetze. Sie sehen den DAX in sechs Monaten bei 9.700 Punkten, in zwölf sogar bei 10.000 Zählern.

Markttechnik: Korrektur könnte weitergehen

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Schmidt

Das Chartbild mahnt allerdings: „Beim DAX gab es in der vergangenen Woche ein Phänomen zu beobachten, was in der nahen Vergangenheit Mangelware war – fünf aufeinanderfolgende Tageskerzen mit einem dunklen Körper“, bemerkt Christian Schmidt von der Helaba mit Blick auf die unter den Eröffnungskursen liegenden Schlusskurse. Zudem habe der Index bereits zweimal hintereinander unter der für den mittelfristigen Trend so bedeutsamen 55-Tage-Linie geschlossen. „Das legt die Vermutung nahe, dass ein Ende der Abwärtskorrektur noch nicht absehbar ist.“ Vielmehr müsse damit gerechnet werden, dass ein Rutsch unter die massive Unterstützungszone im Bereich von 8.980/8.960 Zählern zu einer Beschleunigung der Abwärtsbewegung führe. Das nächste größere Kursziel liege dann bei 8.760 Punkten.

Wichtige Konjunktur- und Unternehmensdaten

Montag, 16. Dezember

  • 2.45 Uhr. China: HSBC Flash Einkaufsmanagerindex Dezember. Die Stimmung der Einkaufsmanager ist überraschend zurückgegangen: Der Index fiel von 50,8 auf 50,5 Zähler, wie heute Morgen bekannt wurde. Damit liegt der Wert aber noch über der 50-Punkte-Linie und signalisiert Wachstum.
  • 9.30 Uhr. EU: Einkaufsmanagerindizes Deutschland Verarbeitendes Gewerbe/Dienstleistungen Dezember.
  • 10.00 Uhr. EU: Einkaufsmanagerindizes Eurozone Verarbeitendes Gewerbe/Dienstleistungen Dezember.
  • 15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion November. Laut Commerzbank sprechen alle Anzeichen für einen kräftigen Anstieg der Produktion. So seien im verarbeitenden Gewerbe deutlich mehr Arbeitsstunden geleistet worden, außerdem wiesen Branchendaten auf ein spürbares Plus bei der Energieversorgung und im Bergbau hin. Insgesamt rechnen die Analysten mit einem Anstieg der Industrieproduktion gegenüber dem Oktober um 0,9 Prozent.

Dienstag, 17. Dezember

  • 11.00 Uhr. Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen Dezember. Umfragen zufolge wird mit 55 Punkten gerechnet, das wäre etwas über dem Vormonatswert von 54,6 Punkten. Die ZEW-Konjunkturerwartungen werden monatlich in einer Umfrage erhoben, an der sich bis zu 350 Finanzexperten beteiligen.
  • 14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise November. Leicht sinkende Benzinpreise haben vermutlich den geringfügigen Anstieg bei den Preisen für andere Güter und Dienstleistungen ausgeglichen, meint die Commerzbank. Sie erwartet gegenüber dem Oktober unveränderte Verbraucherpreise.
  • 16.00 Uhr. USA: NAHB Hausmarktindex Dezember. Die Helaba rechnet mit  55 Punkten, das wäre genau soviel wie im November.

Mittwoch, 18. Dezember

  • 10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima Dezember. Die Stimmung der deutschen Unternehmen ist der DekaBank zufolge gut und hat sich im Dezember noch etwas weiter verbessert. So werde das ifo-Geschäftsklima voraussichtlich erneut ansteigen. Hierzu könne die Lageeinschätzung des Einzelhandels beigetragen haben, denn das Weihnachtsgeschäft laufe bislang ordentlich. Die Industrie werde nach den guten weltwirtschaftlichen Frühindikatoren wohl weiter auf eine Verbesserung der Absatzperspektiven setzen und ebenfalls an Zuversicht gewinnen. Die Zahlen des Instituts für Wirtschaftsforschung sind ein viel beachteter Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland.
  • 14.30 Uhr. USA: Baubeginne/-genehmigungen November.
  • 20.00 Uhr. USA: Zinsentscheid der US-Notenbank. Viele Analysten gehen davon aus, dass die Fed mit dem Ausstieg aus ihrer quantitativen Geldpolitik beginnen wird. Die DekaBank hält zum Beispiel eine Verringerung der Anleihekäufe um insgesamt 10 Milliarden US-Dollar für wahrscheinlich. Dies könne durch einen Hinweis, erst Mitte 2015 die Leitzinsen anheben zu wollen, ergänzt werden.

Donnerstag, 19. Dezember

  • 16.00 Uhr. USA: Philadelphia Fed Index Dezember. Umfragen zufolge rechnen Analysten im Schnitt mit 10 Punkten, das wäre mehr als die 6,5 Punkte vom November. Der Index der Philadelphia Federal Reserve Bank zählt zu den wichtigsten Frühindikatoren für den US-Markt, ein positiver Indexstand deutet auf eine weitere Expansion der US-Wirtschaft hin.
  • 16.00 Uhr. USA: Verkauf bestehender Häuser November.

Freitag, 20. Dezember

  • Hexensabbat: An den Terminbörsen laufen zahlreiche Futures und Optionen auf Aktien und Indizes aus. Das löst häufig heftige Schwankungen bei Aktienkursen aus. 

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Von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG

© 16. Dezember 2013